Lieber Plagioklas,
Irgendwo muss man aber anfangen, die Bestimmung durchzuführen. Das ist bei mir spätestens bei Wahrscheinlichkeiten von mehr als 99,5 % der Fall. Denn es geht bei der Geologie letztendlich auch um Praxis. Praxis ist in dem Fall, dass die allemeisten schwarzen Dendriten auf Manganoxide basieren und die allermeisten braunen Dendriten auf Eisenoxide.
Pechblende, Pyrit und andere schwarze Mineralien bilden nur einen Bruchteil der Dendriden aus. Und dazu gibts die nur an wenigen Plätzen.
Ich bin gezwungen mich ab und an mit Statistiken auseinander setzen zu müssen und gezwungenermaßen ein "Zahlenfreund", und meine Begeisterung ist riesig, dass Du sie so oft gebrauchst. Woher hast Du eine absolute Zahl wie 99,5%? Da ich momentan relativ praktisch arbeitender Geologe bin, würde ich mich über eine verlässliche Angabe sehr freuen. Und wenn Du schon dabei bist, ich zweifle auch das "allemeisten" an, alleine schon wenn ich mir die Löslichkeiten in Grund- und Bodenwasser ansehe (Mn im Bereich ppb/l [H2O] und Fe bei ppm/l [H2O]).
Dir passiert bei Deinen Erklärungen ein typischer Anfängerfehler.

Du bringst Sachen wie Strichfarbe und Mineralfarbe durcheinander. Schwarze Minerale (Eigenfarbe) gibt es viele. Um bei den Oxiden und Sulfiden zu bleiben: Pechblende und viele Manganoxide und -hydroxide haben eine schwarze Eigenfarbe, Pyrit nicht. Dafür hat von den angeführten Mineralen nur Pyrit eine schwarze Strichfarbe. Der bei Pechblende ist dunkelbraun bis grünlich, der von Mangan(II)Oxid und Mangan(IV)oxid ist dunkelbraun (wie bei vielen Eisenoxiden und -hydroxiden auch). Du widersprichst Dir also selber in Deinen letzten beiden Beiträgen komplett.
Ach ja, als geowissenschaftlich Interessiertem beißt mich Dein "Dendriden" immer wieder, die richtige Schreibweise ist Dendri
ten. Normalerweise verkneife ich mir solche Hinweise zur Rechtschreibung (dafür mache ich selber zu oft Flüchtigkeitsfehler), aber da Du selber in Deinem ersten Satz in Deinem ersten Beitrag einen anderen mit seiner nicht ganz sauberen Schreibweise zitierst, denke ich Du nimmst mir diesen Hinweis nicht übel.
Buchsche Kieselringe bestehen aber nicht aus Manganoxiden in einheitlichen Karbonaten. Daher auch das "Eindeutig".
Stimmt. Sie bestehen aus SiO2. Und kommen in Karbonaten UND Siliziklasitika vor. Mir ist daher der inhaltliche Zusammenhang im Schluss "eindeutig Manganoxide in Karbonatgestein" und "eindeutig L.R." nicht klar, selbst wenn ich das erste "Eindeutig" stark bezweifle. Beide Bildungen kommen in beiden Gesteinen vor, daher zweifle ich das 2. "eindeutig" als Generalisierung in Deiner Aussage ebenfalls stark an.
Wenn du Liesegangsche Ringe im Sandstein und Jaspis erkennen kannst, aber im Karbonatgestein nicht erkennen kannst, fehlt dir meiner Meinung nach die Verbindung von Theorie und Praxis. Wobei die hiesigen Manganoxiddendriden (im Gegensatz zu den Eisenoxiden in den dir bekannten Sandsteinen) geradezu mustergültige Liesegangsche Ringe bilden.
Und ich dachte immer, dass man etwas in der Theorie aufgestelltes in der Praxis versucht nachzuweisen und nicht zu erraten. Wenn allerdings die "Rate- und Bauchgefühl"-Variante die sicherere Theorie-Praxisverbindung ist, hast Du wahrscheinlich recht und mir "fehlt da was". Wenn nicht, gebe ich Dein Kompliment gerne an Dich zurück.

(Ich bezweifle auch die L.R. im Jaspis

) Nur weil etwas in etwa gleich aussieht (vergleiche mal einen Dendriten mit einem Farn wie
Onychiopsis) heißt das noch lange nicht, dass die gleichen Bildungsbedingungen zugrunde liegen. Übrigens würfelst Du immer mal die Dendriten und die Liesegangschen Ringe in Deiner Argumentation durcheinander. Lass uns doch bei den Ringen bleiben, die Dendriten auf Deinem Ebayfund sind nämlich sicher welche, und dazu wirklich schön.
Meine allgemein gefasste Vorstellung des Ablaufes: Bei fehlender Strömung in einem sich reagierenden Gemisch aus A (Fällungsmittel) und B (Gefällte Substanz, in dem Fall das gelöste Mangan) in Trägermaterial (in dem Fall das Gestein) wird Reaktionspartner A verbraucht und die Reaktion stoppt. Der Reaktionspartner B wandert nun so langer weiter, bis die Konzentration von A einen Start einer erneuten Reaktion ermöglicht. Die für einen Reaktionsstart erforderliche Konzentration von A liegt aber deutlich höher als die für eine Reaktionserhaltung. Vermutlich weil die bereits abreagierten Materialien als Katalysator (oder Kristallkeim) für eine Fortsetzung der Reaktion dienen.
Meinst Du mit Strömung auch Molekülbewegungen durch Diffusion oder ganz generell Konzentrationsunterschiede? Was ist A (Sauerstoff?)? Wenn B (Schwermetall-Ion) wandern kann, wieso kann A (Sauerstoff) das nicht? Und wieso ist das "Wandern" von Stoffen keine "Strömung"?
Ich denke, so ähnlich sind auch die Theorien.
Ähm, jetzt hast Du mich doch tatsächlich dazu gebracht nochmal meine alten Unterlagen rauszukramen, ich zitiere die mal frei.

Die ehemals gebräuchlichste Theorie sagt, dass innerhalb des Trägergeles oder -gases das Löslichkeitsprodukt um ein Vielfaches überschritten wird. Dabei kommt es parallel zur Diffusionsfront spontan zur Fällung. Dieses Modell hat aber seine Lücken, da zum Einen der pH-Wert bei der Bildung von den meisten Schwermetalloxid-Schichten nicht sehr weit über den für die Fällung notwendigen ansteigt. Dann klärt diese Theorie auch nicht das Auftreten einer Trübung des Gels vor dem Einsetzen der Ringbildung.
Dann gibt es noch die Idee, dass es bei Überschreiten des Löslichkeitsprodukts zu einer kontinuierlichen Bildung von Kristalliten kommt. Dabei bewirkt ein "Fokussierender Mechanismus" die Wanderung der Kristallite in die Schichtgebiete, der Mechanismus ist aber lediglich theoretischer Natur und nirgendwo logisch erklärt. Am logischsten ist, dass es beim Überschreiten des Löslichkeitsprodukts zu der bereits erwähnten kontinuierlichen Bildung von Kristalliten kommt, und durch das Wachstum größerer Kristalle in den Schichtgebieten kleinere Kristallite aufgelöst werden.
Aber der wirkliche Ablauf der Reaktion ist für die Bestimmung der daraus entstandenen Ringe unerheblich.
Ähm, Nein. Ist sie nicht. Es gibt ja viele Möglichkeiten wie unterschiedlichste Ringstrukturen entstehen können. Zum Beispiel durch einfache Diffusion ausgehend von Punktkontakten an Oberflächen. Dann sind die Ringe, ähnlich den Dendriten, nur an der Oberfläche, L.R. liegen dagegen (m.W.) räumlich im Gestein vor.
Die durch die Reaktion entstandenen Ringe sind das eigentliche Kriterium, das Liesegangsche Ringe definiert.
Naja, der Herr Liesegang bleibt da in seiner Publikation deutlich undeutlich:
Ich bemerke, daß die Größe der Glasplatte 13 X 18 cm war und daß 30 ccm der Mischung darauf kamen, weil die Dicke der Gallertschicht hier, besonders aber bei der Ausbildung der rhythmischen Niederschlagslinien, von Bedeutung ist. Bisher ist zu wenig darauf geachtet worden. Eine Verdickung der Gallerschicht wirkt auf das Resultat fast wie eine Erhöhung deren Salzgehaltes.
Mehr hat er dazu nicht geschrieben, aber er hat die Dinger ja auch nicht definiert. ;) Daher würde mich jetzt schon interessieren, aus welcher Primärquelle (ja, ich weiß, immer diese Bücher

) Du da Deine Definition nimmst.
Also, nix für Ungut. Du hast da ein schönes Stück. Solltest Du Dich irgendwann entscheiden, es zu sägen und zu polieren, zeige es doch nochmal hier. Dann läßt sich evtl. auch mehr zu den Ringen sagen.
Glück Auf!
J.
edit: ist der

-Smiley eigentlich ein Ironie-Smiley?