Autor Thema: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?  (Gelesen 6738 mal)

Offline DCOM

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Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« am: November 29, 2013, 17:09:30 Nachmittag »
Liebe Leute,

"Rost" ist ein leidiges Thema, das den stolzen Besitzern meteoritischer Eisenscheiben oder -Endschnitte den Angstschweiß auf die Stirn treiben kann. Da ich kürzlich einige braune Flüssigkeitströfpchen auf meinem SaU 001 entdeckt habe (und das ist, wie man weiß, gerade kein Eisen), was auf die Gegenwart von hygroskopischem Eisen(III)-chlorid hindeutet, habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, einen Luftentfeuchter zu kaufen, damit an dieser Front endlich mal Ruhe einkehrt.

Nun ist Entfeuchter nicht gleich Entfeuchter - und die meisten Geräte taugen nichts. Stromsparende Raumentfeuchter mit Peltier-Element bringen kaum die erforderliche Leistung, um die Feuchtigkeit unter den kritischen Wert von 50% r.L. zu senken. Das scheint mir aber erforderlich zu sein, weil ab 55% relativer Luftfeuchtigkeit die Korrosionsgeschwindigkeit exponentiell ansteigt. Unter 40% r.L. dagegen können Eisen fast nicht mehr rosten.

Also habe ich ein Gerät mit Kompressor-Technologie gekauft, das eigentlich ein Bautrockner ist, welches gemäß diverser Amazon-Rezensionen eine hohe Trocknungsleistung erbringen soll. Es handelt sich dabei um den Testsieger "Aktobis WDH-520HB", der bis zu 24 Liter Wasser pro Tag aus der Luft zieht:

http://www.aktobis.de/luftentfeuchter-WDH-520HB.html

Ich habe mir auch ein Präzisionshygrometer dazu gekauft und die Sache zwei Tage lang getestet. Angeblich soll das Gerät im Dauerbetrieb die r.L. bis auf 35% senken können, doch das erscheint mir etwas unrealistisch. Das Gerät leistet zwar ganze Arbeit, wenn man die Luftfeuchtigkeit von >60% auf etwas unter oder um die 50% r.L. senken möchte. Im Dauerbetrieb, der richtig stromfressend ist, schafft das Gerät aber gerade mal um die 45%. Lüftet man bei Minusgraden 3 Mal am Tag gründlich durch, wird der Wert locker getoppt. Das heißt, der Grenznutzen ist mit 45-50% r. L. wohl erreicht. Das sollte zwar ausreichen, um die meisten Eisen und Steinchen vor Rost zu schützen - bei Objekten, die hygroskopisches Eisenchlorid enthalten, habe ich da aber so meine Zweifel.

Nach längerer Phase des Hin- und Her-Überlegens werde ich das Gerät wohl doch behalten. Im Winter lasse ich es außer Betrieb, im Sommer, wenn es draußen schwül heiß ist und die Feuchte im kühleren Zimmer auskondensiert, könnte es jedoch noch gute Dienste leisten.

Was ist Eure Einschätzung zu dem Thema? Hat sich jemand von Euch schon mit Lufttrocknern beschäftigt?

Grüße, D.U.  :hut:

Offline boborit

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #1 am: November 29, 2013, 17:27:30 Nachmittag »
Hallo D. U.

ich habe auch einen Luftentfeuchter in meinem Büro stehen (TROTEC TTK 30 S).
Ich meine die Luft muss ja auch noch atembar sein...
Unterhalb von 50 % ist die Luft so trocken, dass die Schleimhäute (besonders die Augen) die weiße Fahne schwenken :weissefahne:
Also mir brennen dann die Augen :eek:
Ich denke unterhalb der 50% ist einfach nicht mehr viel zu machen - zumindest nicht in Wohnräumen.
Danke für deinen Bericht, fand ich ganz interessant!

Viele Grüße - Michael :winke:
Nur der Himmel und du selbst können dir Grenzen setzen.

Offline DCOM

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #2 am: November 29, 2013, 17:32:44 Nachmittag »
Hi Michael,

ja, trockene Luft mag unangenehm sein, aber um die 45% r.L. sind m.E. für die Schleimhäute noch okay (auch auf dem Hygrometer, das ich habe, liegt der Wert noch im "grünen Bereich").
In der Wüste sind selbst 10% r.L. noch problemlos atembar! :einaugeblinzel:

Bevor ich es vergesse, hier sind mehrere Geräte im Test:

http://www.luftentfeuchtungsgerätetest.de/

Grüße, D.U.  :prostbier:

Offline Gibeon2010

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #3 am: November 30, 2013, 11:38:09 Vormittag »
Reicht es denn nicht aus, rostempfindliche Meteoriten zusammen mit Silicagel möglichst dicht zu verpacken?  :nixweiss:
Bisher zeigen meine so geschützten Stücke keine Veränderungen.

Vor etlichen Jahren hatten wir auch einen Entfeucheter, um nach dem Einzug ins Haus, vor allem aus dem Keller, die restliche Baufeuchte rauszubekommen. Hat damals ganz gut funktioniert. Allerdings steigen unterhalb 50% Feuchte die Betriebskosten exponentiell.  :einaugeblinzel:
Viele Grüße
Jens

Offline ironsforever

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #4 am: November 30, 2013, 14:22:41 Nachmittag »
Reicht es denn nicht aus, rostempfindliche Meteoriten zusammen mit Silicagel möglichst dicht zu verpacken?  :nixweiss:

Hallo,

naja, nicht jedes Stück bekommt man in eine kleine Plastikdose rein. Außerdem sind Plastikdosen - wie ich finde - nicht gerade hübsch, um eine Sammlung zu präsentieren. Mittlerweile lagere ich die meisten Eisen lieber offen. An sich sind alle ganz brav, von ganz kleinen Ausnahmen abgesehen, die offenbar nach dem Ätzen stellenweise nicht ausreichend gereinigt oder stabilisiert wurden. Auch einer meiner vielen Agoudal-Individuals mag das deutsche Klima nicht und bröselt seit neuestem vor sich hin. Mal sehen, wer den längeren Atem hat :einaugeblinzel:.

Könnte mir schon vorstellen, dass ein Luftentfeuchter zumindest in den Sommermonaten Sinn macht, wenn die Luftfeuchtigkeit über 60% steigt.

Jeder kann aber auch ohne techn. Hilfsmittel das ganze Jahr über ein bisschen vorsorgen um Rost zu vermeiden:

Dass ein Aquarium im Sammlungszimmer oder auch die Aufbewahrung der Sammlung im Schlafzimmer rostfördernd ist, dürfte bekannt sein.
Ein weiteres - vielleicht unterschätztes - Hauptproblem sind hohe Temperaturschwankungen. Fährt man im Winter in die Nacht die Temperatur herunter und heizt am Morgen wieder ein, schlägt sich am Morgen die Luftfeuchtigkeit auf den kalten Mets/ Eisen nieder, die sich aufgrund Ihrer Dichte viel langsamer erwärmen als die Umgebung (Kühlschrankeffekt). Vermeidet man krasse Temperaturschwankungen, hat man schon einiges erreicht.
Und wenn ich koche oder bade, schließe ich die Tür zum Sammlungszimmer. Einfach aber effektiv!

Gruß,
Andi :prostbier:


Offline Gibeon2010

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #5 am: November 30, 2013, 18:37:47 Nachmittag »
Hallo Andi,
danke für die zusätzlichen Tipps. Ok, bei großen Stücken wird' schwierig mit dem Einpacken, da hast du Recht. Ich persönlich finde jedoch den Kontrast zum weißen Hintergrund in den Dosen ganz ansprechend. Aber das ist ja zum Glück Geschmackssache.
Nach deiner Erfahrung mit dem Agoudal werde ich meinen mal besonders im Auge behalten. Der hat bisher kein Trockenmittel abbekommen.
Viele Grüße
Jens

Offline Mettmann

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #6 am: Dezember 01, 2013, 15:59:45 Nachmittag »
Hmm... und wenn mans einfach in Gläser gibt und diese vakuumierte? (Oder D.U. bei Dir im Lab mit Stickstoff befüllte?)
Hat das schon mal jemand ausprobiert?
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Offline DCOM

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #7 am: Dezember 01, 2013, 18:23:07 Nachmittag »
Reicht es denn nicht aus, rostempfindliche Meteoriten zusammen mit Silicagel möglichst dicht zu verpacken?  :nixweiss:

Hallo,

naja, nicht jedes Stück bekommt man in eine kleine Plastikdose rein. Außerdem sind Plastikdosen - wie ich finde - nicht gerade hübsch, um eine Sammlung zu präsentieren.

Genau, das ist Punkt!

Wie Andi schon sagt, Temperaturkonstanz und gutes Lüften im Winter kann helfen, Rost vorzubeugen, im Sommer dagegen sind Luftentfeuchter evtl. sehr hilfreich.

Eine andere Möglichkeit ist das Entfeuchten von Vitrinen mit Silicagel, aber dafür sollten die Vitrinen dampfdicht sein. Das hinzubekommen ist ein großer Aufwand (Auskleiden des Holzes mit Dampfsperrfolie, Dichtlippen an den Flügeltüren etc.).

Grüße, D.U.  :prostbier:

Offline DCOM

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #8 am: Dezember 01, 2013, 18:35:59 Nachmittag »
Hmm... und wenn mans einfach in Gläser gibt und diese vakuumierte? (Oder D.U. bei Dir im Lab mit Stickstoff befüllte?)
Hat das schon mal jemand ausprobiert?

Leider habe ich noch keine Vakuumglocke oder hinreichend dampfdichte Sammeldose für Handstücke gefunden, die präsentabel wäre. Es gibt Vakuumexsikkatoren, sicher, aber die sehen erstens grottig aus und sind zweitens sehr teuer. Lohnt sich kaum, die Anschaffung.

Oder hat jemand diesbezüglich einen Tipp? Neuschwanstein soll unter eine mit Stickstoff befüllten Glasglocke liegen, aber ist das auch etwas für "normale" Sammler?  :nixweiss:

Silicagel wäre natürlich einer Umlufttrocknung vorzuziehen, damit kann man die r.L. auf 20% senken, je nach Art des Silicagels sogar auf unter 10%.

Grüße, D.U.

P.S.: Luftdicht sollten Vitrinen übrigens nicht sein, sonst können sie schon bei geringen Druckschwankungen bersten...

http://www.cwaller.de/deutsch.htm?teil3.htm~information


Offline SR-Meteorite

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Re: Luftentfeuchter - Hat jemand Erfahrungen damit?
« Antwort #9 am: Dezember 06, 2013, 17:01:04 Nachmittag »
Hallo Zusammen,

ich habe bei mir diese beiden Geräte im Einsatz und kann sie empfehlen:

http://www.aktobis.de/Bautrockner-WDH-735EBH.html
Für die meisten Sammler vielleicht etwas überdimensioniert und auch nicht gerade fürs Schlafzimmer geeignet, aber die Leistung dieses Gerätes ist hervorragend. Gemessener Stromverbrauch ca. 410 W, was für die Entfeuchtungsleistung von bis zu 40 L/Tag sehr moderat ist. Meist genügen 30 Minuten, um die Luftfeuchte in einem Raum deutlich zu senken, z.B. von 60 auf 45%.

http://www.sysgotec.de/de/Klimatechnik/Raumheizger%C3%A4te/Anlagen-und-Systemtechnik/Luftentfeuchter/Luftbefeuchter/Luftreiniger/DeLonghi-Luftentfeuchter-DES-16-W-hellgrau::230664.html?refID=0001
Dieses Gerät läuft bei mir im Dauerbetrieb und schaltet sich automatisch ein nach Überschreiten einer bestimmten Luftfeuchte (leider nur in min-max einstellbar und nicht in %). Von mir gemessener Stromverbrauch ca. 164 W bei bis zu 16 L/Tag.

Die Finger würde ich von Geräten von Aldi/Lidl lassen, denn das können wahre Stromfresser sein.

Denkt auch daran, Eure Wohnräume nicht zu allzu sehr zu entfeuchten, <35% geht es deutlich auf die Schleimhäute und man ist häufiger erkältet.

Beste Grüsse,
Stefan

 

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