Autor Thema: Ätzen auf die langweilige Tour  (Gelesen 9352 mal)

astro112233

  • Gast
Re: Ätzen auf die langweilige Tour
« Antwort #30 am: August 24, 2007, 19:14:01 Nachmittag »
Wage mich auch mal kurz in die Ätz-Arena.

Meinen imaginären Morgenstern lasse ich allerdings stecken. Was mich jedoch wirklich aufregt ist die Tatsache, dass Diskussionen über das Ätzen stets freundlich beginnen und weniger freundlich enden.   

Da wird jedes geschriebene Wort seziert und auf die Goldwaage gelegt. Finden wir keinen Königsweg uns gegenseitig zu akzeptieren und die Stärken, ob praktischer oder theoretischer Natur des Anderen anzuerkennen und daraus gemeinsam unseren Wissenshorizont stetig zu erweitern?

Wie wirken die Äußerungen auf einen Frischling? Wohl eher abschreckend. Wertvolle Eisenmeteorite verrosten generell in der Vitrine und Mars- und Mondmeteorite für 2000.- $ das Gramm sind völlig normal und ein Muss für jeden Sammler. So etwas muss der Anfänger erst einmal verdauen und nachvollziehen.

Käufer-Schichten.
Wie wirken einschlägige Äußerungen auf finanziell schlecht gestellte Menschen?

Hartz IV. – Nahrungs-Tagespauschale für Kinder von 10 Jahren = 2.- € 
Hartz IV. – Nahrungs-Tagespauschale für Erwachsene = 4,47 €

Durchschnittsrente in Deutschland? Knapp über 1000.- € - Bleibt wohl nicht viel übrig zum verschleudern.

Stundenlohn für eine gerade ausgelernte Friseurin in einem „neuen“ Bundesland = 3,8o €

Da ist nichts mit Meteoriten kaufen, nicht mal ein Monddöschen oder ein bescheidener NWA. Diese Exoten befinden sich in unerreichbarer Ferne und bleiben das auch.

Der Durchschnitts-Bürger.
Er ist wohl der Ansprechpartner Nummer 1 für die Meti-Händler. Da ist was zu holen und zu
verdienen. Die Masse machts da wohl letztendlich.

Die wirklich Betuchten.
Kaufen alles und jeden, Geld spielt keine Rolle. Einem durchgeknallten Hollywood Star eine Meteoritenrarität zu verkaufen? Kann man sich darüber streiten. Das Teil dient höchstens als dekorativer Einrichtungsgegenstand und als Hingucker für die Bussi Bussi Gesellschaft. Lieber an ein Museum verscherbeln. Paradebeispiel für diese Klientel, Madonna. Geht mal kurz nach Afrika und kauft sich im Vorbeigehen ein niedliches Bübchen als kleines Suevier. Wenn ich jetzt wirklich böse wäre, würde ich behaupten. Das Bübchen passt eben so gut zur neuen schwarzen Sitzgarnitur von Madonna. Der nächste Streich? Geht nach Afrika und bringt sich den Hoba Meteoriten mit. Geht nicht? Behaupte das Gegenteil. Nur die Summe ist ausschlaggebend. Denkmal hin oder her.                   

Lustiges stochern im „Hornissennest“.
Oftmals das Gejammer, es wird quasi nichts verdient an dem Handel mit Meteoriten. Also zur altruistischen  Heilsarmee gehören auch die Meti-Händler nicht. Ja, vielleicht sind die goldenen Zeiten vorbei, wie z.B.auch in der Dental, Gesundheits- und Pharma Industrie. Was ist die Alternative? Flexibilität, Fettabsaugen, dass bringt derzeit richtig Kohle. Oder in eine Fabrik gegen und 8 Stunden am Fliesband irgendwelche stupide Zuckungen absolvieren?

Klar, wenn ein angehimmelter Spitzenhändler ständig mit Verkaufspreisen von Tausenden von € zu tun hat, ist das nach kurzer Zeit alltäglich und für ihn Normalität. Doch die Bodenhaftung sollte er trotz allem nie verlieren und daran denken, wie er begonnen hat . Ich vermute, dass sich die überwiegende Käuferzahl die Kohle mühsam zusammenspart und nicht locker aus dem Ärmel schüttelt. Empfehle eine Jahresplanung zu erstellen und den theoretischen Überschuss zu errechnen. Am Jahresende eine Soll – Ist Analyse erstellen. Komischerweise stimmen die Ergebnisse nie überein und tendieren zur Verlustseite.

Die Leiden der verkannten „Genies“.
Kardinalsfrage: Wann gehört ein Meteoriten-Ätzer zur Weltklasse. Nach 10, 20 oder 30 Jahren? Oder wenn er nach relativ kurzer Zeit kontinuierlich hervorragende Ergebnisse abliefert? Leichte Frage, schwere Antwort. Eigentlich nicht. Das Ergebnis zählt, nicht die abgelebten Jahre.

Beispiel.
Das ein heute 30 jähriger Händler nicht die Möglichkeit hatte, vor 20 Jahren sensationelle und erlesene Eisenmeteoriten zu präparieren ist wohl völlig nachvollziehbar. Da lief  derjenige noch barfuß hinter der Blasmusik her, um es salopp auszudrücken. Die einen Sterne überwinden gerade den Horizont und andere tummeln sich einige Zeit im Zenit und sonnen sich in ihrem wohlverdienten Erfolg, bis auch sie wieder unter dem Horizont versinken und als Legende enden. So ist der Gang der Dinge.       

Nur sollte man einem wirklich talentierten, aufstrebenden Präparator nicht mit einer lockeren Pauschaläußerung abfertigen. Das sollte man vermeiden. Sage ja auch nicht die Monddöschen sehen aus wie aus dem Kaugummiautomaten. Sorry. War nur ein passendes Beispiel. ;-)

Weltklasseniveau besitzt derjenige, der seinen Lieblingsmeteoriten dem Zauberlehrling vertrauensvoll übergibt und sich eines besseren belehren lässt. Das ist wirkliche Größe.

Ich hoffe, dass ich keinem Mitglied, Händler und Sammler zu nahe getreten bin und verbleibe mit den besten Grüßen.

Konrad.   :hut:

Offline Schönedingesammler

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Re: Ätzen auf die langweilige Tour
« Antwort #31 am: August 24, 2007, 19:38:19 Nachmittag »
Hallo Konrad,
mit den Worten einer großen deutschen Tageszeitung: Es braucht immer einen Mutigen, der die Wahrheit ausspricht.  :applaus: :hut: Meine Rede, cu Uwe und vertragt Euch  :prostbier:
Dsds

ironmet

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Re: Ätzen auf die langweilige Tour
« Antwort #32 am: August 24, 2007, 21:31:17 Nachmittag »
Hallo Konrad,

ein netter Text mit viel Wahrheit im Inhalt.
Ist bestimmt ein netter Denkanstoß.

UWE:

Santa Fè mußt Du Dich mal an den Svend Buhl halten.
Er hat das Material aufgetan und vertreibt es.
War zwar schon die Rede davon,das alles ausverkauft ist.
Aber frag ihn ruhig mal,vielleicht hat er ja noch ein Scheibchen oder Stückchen für Dich.
Ich selbst habe praktisch nur das überschüssige Material von meiner eigenen Scheibe verkauft.


Hanno:

Schauen wir mal ob ich ein paar Stunden Zeit finde.
Bernd und Carola kommen,soweit ich weis sowieso.
Da ich ja nicht der große Goldwäscher bin,würde ich der lustigen Gemeinde nur kurz einen Besuch abstatten wollen.
Hauptsächlich auch Peters wegen,weil ich ihn ja noch nicht persönlich kenne.
Ob es klappt,kann ich noch nicht sagen.
Je nachdem was ich heute noch schaffe.
Wenn ich nicht komm,seit nicht traurig,wird auch ohne mein Beisein sicher lustig werden.


Viele Grüße Mirko und GUT FUND AN ALLE !!!


Offline Mettmann

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Re: Ätzen auf die langweilige Tour
« Antwort #33 am: August 24, 2007, 22:12:07 Nachmittag »
Zitat
Finden wir keinen Königsweg uns gegenseitig ...
Just das habe ich angemahnt.  :super:

Zitat
Wie wirken die Äußerungen auf einen Frischling? ...
Nun ich finde es besser, ihm von vornherein Klarheit zu verschaffen, daß nicht alle Eisen, die er sich zulegen mag, auch so bleiben werden, wie er sie gekauft,
als ihn später seiner Enttäuschung zu überlassen und daß er etwas für seine Eisen tun muß.
Du hast ja z.B. just das Präpvideo gesehn.....

Und sonst kann ich Dir nicht ganz folgen. Wenn Du die Themen und Beiträge Dir anschaust, wird hier Forum überwiegend über die günstigeren Lokalitäten
diskutiert und vielfach kleinere Stücke bis hin zu Kleinststufen gezeigt - also hauptsächlich Material und in dem Zuschnitt, wie es der Frischling zunächst anpeilt.
Das exotische und furchtbar rare Klassen exorbitante Besonderheiten darstellen, wird man doch aussprechen dürfen.
Und schädlich ist es wohl auch nicht, ab und zu mal die Kronjuwelen - gerade wenns ganz neue sind, herzuzeigen.
Nicht jeder Briefmarkensammler hatne Blaue Mauritius im Album, dennoch geht ihm das Heaz über, wenn er eine sieht.

Und daß man ab und zu - von mir aus- herumreitet und anhand von Zahlen verdeutlich, wie exorbitant rar Meteorite überhaupt sind und sei es der älteste Wüstenchondrit, ist notwendig, da sich der Frischling keine Vorstellung darüber macht (und der alte Hase sich ab und zu ertappt, wie abgestumpft er manchmal ist).
Das erhöht doch die Freude an und die Wertschätzung für die Stücke, nicht?

Zitat
Wie wirken einschlägige Äußerungen auf finanziell schlecht gestellte Menschen?

Ich würde auch nicht unbedingt einem Hartz-IVler raten Meteorite zu sammeln, genauso wenig wie der Friseuse Faberge-Eier.
Daß man dennoch sich unsere wunderlichen Steinchen teilweise für wenige einzelne Euros kaufen kann, daß also fast jeder an unserem Hobby teilhaben kann, das unterscheidet dann doch die Meteoriterei von den meisten andern Sammelgebieten.
Wirf einen Blick ins ebay, wo manche Stückerln billiger enden als die Versandkosten und so unter uns, wenn der Hartzler mal nur 4 Tage die Kippen sein läßt, dann atmen nicht nur seine Lungen auf, dann kann er sich sogar eins unserer Döslein leisten.

Ansonsten steig ich in die Debatte nicht weiter ein, ausser daß man vielleicht mal über den Zaun sehen sollte - man muß gar nicht soweit reisen, um festzustellen, daß es uns in D hier im Vgl. zu vielen anderen Ländern (und dem überwiegenden Teil der Welt) noch gold geht, wie man so schön sagt.
Natürlich haben wir hier vielleicht andere Ansprüche und es werden die Probleme in unserer Gesellschaft ja zurecht stark hervorgehoben, aber darüber darf man natürlich nicht die breitere Allgemeinheit vergessen. (Bevor ich nu das Nudelholz übern Kopp krieg, ich sprech aus eigner Erfahrung).

Zitat
Also zur altruistischen  Heilsarmee gehören auch die Meti-Händler nicht
Weiß mans? Irre sinds auf jeden Fall.  Ich weiß nicht, ob jemand seine Einkünfte hier darlegen würde und ich wär mir da nicht so sicher, ob da nicht vielleicht der ein oder andere, wenn Ertrag auf Arbeitszeit umlegte, in der Nähe der Friseuse....

Zitat
Lieber an ein Museum verscherbeln
Museen kaufen kaum mehr.

Zitat
Das Teil dient höchstens als dekorativer Einrichtungsgegenstand
:einaugeblinzel: Was meinst, was immer noch ein Teil der Mettwissenschaftler über uns Sammler denkt....

Zitat
Der Durchschnitts-Bürger.
Er ist wohl der Ansprechpartner Nummer 1 für die Meti-Händler. Da ist was zu holen und zu
verdienen. Die Masse machts da wohl letztendlich.

Würde ich nicht unterstreichen. Die Mettsammelgemeinde ist zwar nicht exklusiv, aber erlesen wönzig - und ihre Mitglieder rekrutieren sich queerbeet aus allen Schichten und haben die verschiedensten Hintergründe. Wichtiger ist, ob einer Anknüpfungspunkte oder einen Faible für solche Dinge hat und ob er begeisterungsfähig ist, sodaß man ihn zu den Meteoriten bringen kann.

Die Masse machts... nu ich würd selbst einen Campo oder einen Sikhote nicht unbedingt als Massenartikel bezeichnen.
Erwähnte ich schon mal, wie selten Meteorite sind?

Zitat
ständig mit Verkaufspreisen von Tausenden von € zu tun hat
Ehm mir ist was aufgefallen.. keiner der größten Metthändler der Welt hat Villa, Pfuhl, Yacht ect. - bzw wenn ers hat, dann nicht mit Meteoriten gemacht.
Warum wohl.... :gruebel:
Du überschätzts. Deswegen verliert auch nie einer die Bodenhaftung, weil alle dasselbe Wasser im selben Boot kochen.
Und wirklich ein jeder von den großen Namen bietet selbstredend auch kleinpreisiges oder kleinformatiges an für den weniger betuchten Sammler, den Einsteiger usw.

Zitat
Die Leiden der verkannten „Genies“.
Die leiden höchstens mal, wenn ein Sammler den Qualitätsunterschied nicht bezahlen will
und nicht weilse verkannt sind. Im Gegenteil die größten Meister sind äußerst stille Stars, die keinen Wind machen,
weil es sich sowieso von allein herumspricht und die Leut von allein zu ihnen kommen.
Ich denk schon, daß was dran sein muß, wenn die sich einen solchen Ruf erworben, daß man mit solchen Stücken auf sie zukommt und ihnen gar die Hauptmassen anvertraut. (Übrigens nicht nur vor 20 oder 30 Jahren). Den muß man sich eben erarbeitet haben, durch Qualität.
Daß Erfahrung ein Schatz ist, wirst ja nicht bestreiten wollen. Die verschiedenen Techniken, Geräte, Größen und jedes Eisen ist anders und erfordert andere Herangehensweisen und Rezepte - kann man sich nur durch die Praxis erarbeitet.

Zitat
Weltklasseniveau besitzt derjenige, der seinen Lieblingsmeteoriten dem Zauberlehrling vertrauensvoll übergibt

Das ist ja wohl meine Sache, wenn ich meinen Zinnsoldaten demjenigen zum Überarbeiten gebe, mit dem ich freundschaftlich verbunden bin, mit dem ich lange zusammengearbeitet habe und von dem ich viel gelernt habe. Das hat doch mit dem Mirko nix zu tun.

Wie ich überhaupt sehr unzufrieden bin, welchen Tenor Du mir in die Stimme legen und welche Richtung Du der Sache geben willst.
Die
Zitat
Pauschaläußerung
kam ja vom Mirko und war das einzige, was mich gestört hat - nu hat ers ja als unbedacht zurückgenommen, damit war die Sache doch längst gegessen;
wie der Mirko und ich auch keine Probleme miteinander haben.

Und Du kannst das Forum auf- und ab durchsuchen - nie wirst finden daß ich jemals eine Äußerung zu der Qualität seiner Arbeit gemacht hab.

Also nicht ruchen, wo's nix zu ruchen gibt.
 :prostbier:
Mettmann


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(S.Laurel 1890-1965)

Offline Schönedingesammler

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Re: Ätzen auf die langweilige Tour
« Antwort #34 am: August 25, 2007, 20:09:32 Nachmittag »
Hallo Mirko,
vielen Dank für den Tip. Werde ich mal angehen., Cu Uwe :winke:
Dsds

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Re: Ätzen auf die langweilige Tour
« Antwort #35 am: August 26, 2007, 23:48:33 Nachmittag »
 :lacher:

 

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