Autor Thema: durchschnittliches Alter der NWA´s  (Gelesen 2969 mal)

Offline Cassini

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durchschnittliches Alter der NWA´s
« am: September 19, 2020, 10:45:52 Vormittag »
Hallo zusammen, hab da mal eine Frage….Gibt es Erkenntnisse zum durchschnittlichen  Alter/Liegezeit der Nord Westafrikanischen Meteorite, also wie lange sie schon auf der Erde "herumliegen" wie z.B. Al Haggounia?

Danke für Antworten.

Gruß Ingo


Offline karmaka

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #1 am: September 19, 2020, 11:00:28 Vormittag »
Durchschnittlich 10-12.000 Jahre. Dann mit exponentiell abnehmender Häufigkeit bis ~40.000 (Western Australia) oder ~50.000 Jahre (NWA). Im Oman gibt es viele Funde mit einem Alter von ca. 20-21.000 Jahren. In der Antarktis wesentlich länger. Al Haggounia 001 soll vor ca. 23.000 Jahren gefallen sein und in den ersten 11.000 Jahren seiner irdischen Existenz war es im Fallgebiet feuchter als heute.

Grüße
« Letzte Änderung: September 19, 2020, 11:19:07 Vormittag von karmaka »

Offline Mettmann

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #2 am: September 19, 2020, 12:18:39 Nachmittag »
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Offline Thin Section

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #3 am: September 19, 2020, 14:44:26 Nachmittag »
WELTEN K.C. et al. (2004) Exposure history and terrestrial ages of ordinary chondrites from the Dar al Gani region, Libya (MAPS 39-3, 2004, 481-498):

The terrestrial ages of most DaG samples are <30 kyr, based on 14C. The only exception is DaG 343 (H4), which has a terrestrial age of 150 ± 40 kyr, based on 36Cl and 41Ca concentrations. DaG 343 is the oldest ordinary chondrite found in any desert outside Antarctica, indicating that not only achondrites can survive the hot desert environment for more than 50 kyr, but ordinary chondrites can as well.


Bernd  :winke:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

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Offline DCOM

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #4 am: September 19, 2020, 14:51:52 Nachmittag »
Mein Liebling ist Lake Murray mit seinen 110 Mio. Jahren.

https://onlineonly.christies.com/s/deep-impact-lunar-rare-meteorites/complete-slice-oldest-meteorite-earth-lake-murray-8/82791

Was für eine Scheibe (haben will)!  :lechz:

Gruß, DCOM

Offline DCOM

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #5 am: September 19, 2020, 14:53:22 Nachmittag »
Durchschnittlich 10-12.000 Jahre. Dann mit exponentiell abnehmender Häufigkeit bis ~40.000 (Western Australia) oder ~50.000 Jahre (NWA). Im Oman gibt es viele Funde mit einem Alter von ca. 20-21.000 Jahren. In der Antarktis wesentlich länger. Al Haggounia 001 soll vor ca. 23.000 Jahren gefallen sein und in den ersten 11.000 Jahren seiner irdischen Existenz war es im Fallgebiet feuchter als heute.

Grüße

Danke für die Info!  :super:

Offline Thin Section

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #6 am: September 19, 2020, 14:57:45 Nachmittag »
Mein Liebling ist Lake Murray mit seinen 110 Mio. Jahren.

a) NORTON O.R. (1999) The Lake Murray octahedrite - a "fossil" meteorite (M! Nov. 1999, Vol. 5, No. 4, pp. 22-23).

b) SICREE A.A. et al. (1997) Potential for preservation and recovery of fossil iron meteorites from coal, trona, limestone and other sedimentary rocks (Meteoritics 32-4, 1997, A121):
    ... Lake Murray (Oklahoma), a IIB coarsest iron (10 mm) found in Cretaceous sandstone and the oldest known 'paleoiron' [Ref.: LaPaz L. (1953) Meteoritics 1, pp. 109-113].
    Heavily corroded on the exterior, its Fe-Ni core was unaltered despite its 120-m.y. terrestrial age.

Bernd  :winke:
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Offline Sikhote

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #7 am: September 19, 2020, 20:29:33 Nachmittag »
Durchschnittlich 10-12.000 Jahre. Dann mit exponentiell abnehmender Häufigkeit bis ~40.000 (Western Australia) oder ~50.000 Jahre (NWA). Im Oman gibt es viele Funde mit einem Alter von ca. 20-21.000 Jahren. In der Antarktis wesentlich länger. Al Haggounia 001 soll vor ca. 23.000 Jahren gefallen sein und in den ersten 11.000 Jahren seiner irdischen Existenz war es im Fallgebiet feuchter als heute.

Grüße

Danke für die Info!  :super:



Ja, danke, Martin!

Grüße
Sigrid

Offline Cassini

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #8 am: September 20, 2020, 18:23:02 Nachmittag »
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. :super: Dann fallen grob gesagt die Fälle der NWA`s in das Jungpleistozän. Wie im Fall Al Haggounia waren dort zu dieser Zeit ausgedehnte Savannenlandschaften. Es ist erstaunlich dass die Meteoriten es trotzdem einigermaßen überstanden haben. Im Grunde müssten es aber auch einige Meteoriten/Chondriten die auf Europa zu dieser Zeit gefallen sind genauso überlebt haben. Sie sind auf den Eispanzer eingeschlagen und müssten dann im Bereich der Endmoränen abgelagert worden sein...so meine Logik.  Oder waren die Klimatischen Verhältnisse in Europa so viel anders, was zu einer schnelleren Verwitterung geführt hat? Zumindest habe ich noch nichts davon mitbekommen das im Bereich der Endmoränen verstärkt Meteoriten aus dieser Zeit gefunden wurden.

Viele Grüße Ingo

Offline Mettmann

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #9 am: September 20, 2020, 23:17:25 Nachmittag »
Los Thesos dez Laien:

- Bewegung und Abschmelzigung der titanischen Eispanzer der letzten Eiszeit bedeuten keinen Konzentrationsprozeß (anders als beim antarktischen Blaueis).
- Die Verwitterung in einem gemäßigten, feuchten Klima mit starken Temperaturschwankungen und Frösten über mehrere Jahrtausende wirkt anders auf Meteorite ein als in ariden Zonen.
- Meteorite müssen an der Oberfläche liegen, um gefunden werden zu können.
- Die Erosionsprozesse der Oberflächen (Sedimentation, Humusbildung, höhö und grad das Gletschergerölle in den Endmoränen) lassen die Meteorite im Boden verschwinden,
  und Prozesse wie Windabtragung, Freispülung etc. geschehen bei uns seltener.
- Bewuchs, Besiedelung, Ackerbau, Industralisierung, mangelnde Befahrbarkeit usw....verhindern das leichtere Erkennen zutage liegender Meteorite.
- Selbst wenn die Eiszeitgletscher eine Ansammlung von Mets hätten produzieren können - sie sind schlicht viel, viiiiiiiiiiiiel zu selten, als daß man sie finden könnte.
- Es ist unmöglich, daß es realistisch wäre, auch nur ansatzweise Meteorite in Zahlen wie in den Hochdichtefundgebieten der Wüsten bei uns zu finden,
  denn sonst hätte man sie nämlich längst gefunden - denn a) Europäische Mets zählen zu den Teuersten überhaupt, b) gibt es hier viele eingefleischte und hoffnungslos
 Meteoritenverrückte und c) sind die auch ned blöd, gell?

(- nuuur für den ironsforever: Wäre dem so, hätten wir zwo schon längst eine Agentur gegründet. Meteorite werden nach der nächsten Ansiedlung, Post- oder Bahnstation benannt. Eine Agentur also, bei der man gegen Tagessätze die Suche nach dem Meteoriten mit dem Wunschnamen in Auftrag geben könnte.
Also z.B. so man die Flurnamenverzeichnisse heranzieht, einen Meteoriten, der dann offiziell getauft wird:
Hochelheim, Gem. Hüttenberg, Lahn-Dill-Kreis
15. Jahrhundert: widder die schors wiesenn
Universitätsbibliothek Gießen, Hs. 457m 2., fol. 4'
→ alle Flurnamen in Hochelheim)

 :prostbier:
Martin
   
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Offline Cassini

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #10 am: September 21, 2020, 18:50:14 Nachmittag »
Hallo Martin, Danke für Deine  Antwort....so ist das halt mit den Laien :einaugeblinzel:. Ja die antarktischen Blaueisfelder hatte ich bei meiner Frage ein wenig im Kopf, zumindest deren konservierende Wirkung. Und wie ist das bei den Muonionalusta Meteorit, oder ist der später niedergegangen? Für mich ist das Thema im Großen und Ganzen  jetzt rund. 
Was die angesprochenen Kurse/Preise  für Europäische Meteoriten betrifft, denke ich wird es sich ähnlich den Mineralien verhalten. Angebot und Nachfrage…..gerade regionale Spezialitäten sind dann halt teuer.

 :hut: Viele Grüße Ingo

Offline Mettmann

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #11 am: September 22, 2020, 02:51:47 Vormittag »
Hi Ingo, (mit dem Laien hatt ich mich selbst gemeint).
Ja, wenn ich mich so umseh - bei mir im Münchner Süden, da ist die Geschiebeschicht, mit der die alpinen Gletscher der diversen Eiszeiten die Schotterebene angefüllt haben, schlappe 100m mächtig - da bräucht man schon ein sehr gutes Schäufelchen...

(Genauso wie die Idee, die Abraumhalden des Tagebaus, die wie die Gletscheridee regelmäßig im Forum auftaucht, nach Mets umzugraben, nicht unbedingt die zielführendste sein mag).

Bei Muonionalusta kenn ich das terrestrische Alter nicht (und finds auch im Web nicht). Schon in Moräne gefunden,
aber da zäumt man das Pferd von hinten auf - das ist nämlich in Europa die vielversprechendste Methode: Wo einmal ein Meteorit gefunden, da liegt wahrscheinlich mehr von diesem Fall und man hat einen Ausgangspunkt, wo man suchen muß, mit dem Erstfund,  - der bei unbeobachteten Fällen bei uns immer ein Zufallsfund ist.
Findet man mehr - und bei den massiven Eisen wie Muoniona ist es sinnvoll zu sondieren (manche hat man aus mehreren Metern Tiefe geborgen) - und kartiert die Funde genau,
dann kann man schon - allerdings erst a posteriori - sehen und spekulieren, ob und wie sie von ihrem ursprünglichen Streufeld verschoben und transportiert worden sein könnten.
Morasko/Seeläsgen wär z.B so ein Kasus (aber da ist der Rainer Experte).

Doch ohne einen Anhaltspunkt ins Blaue die Moränen Europas zu durchwühlen, wäre ein aussichtsloses Unterfangen.

Dann schon eher, was aber ein sehr großer Zufall wär, auf den Gletschern selber, die durch den Klimawandel rapide schwinden, daß da mal ein einstig im Eis eingeschlossener Ötzi-Met freischmölze,
huh, hatt gelesen, hach mein Gedächtnis, daß jetzt in Norwegen(glaubicht?) manche Gletscher in einem Tempo abschmelzen, daß die Archäologen gar nicht mehr hinterherkommen, die über Jahrhunderte im Eis perfekt konservierten Wikingerartefakte und -krempel der nun zum Vorschein kommt, ordentlich zu sichern.

 :prostbier:
Mettmann
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Offline ironsforever

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #12 am: September 22, 2020, 07:05:32 Vormittag »
Hallo Ingo,
Forum,

die Chancen auf Zufallsfunde in hiesigen Breiten dürften sich wohl theoretisch verbessern, wenn man auf Hochalmen sucht, die gerade nicht von einer Gletscherzunge erreicht wurden bzw. auf Höhenrändern, die gerade noch eisfrei blieben (vgl. Twannberg bzw. der "Beifund" Mont Sujet).

Viel Spaß beim Suchen! :einaugeblinzel:

Gruß
Andi :prostbier:

Offline Wunderkammerad

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #13 am: September 22, 2020, 11:29:55 Vormittag »
An Twannberg musste ich auch denken bei dem Thema und an Deine spannenden Feldberichte damals, Andi.

Wenn ich mich recht erinnere, ist der Meteorit seinerzeit als Anhalter ein stückweit beim Rhônegletscher mitgereist, nicht wahr?

Offline Thin Section

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Re: durchschnittliches Alter der NWA´s
« Antwort #14 am: September 22, 2020, 12:07:08 Nachmittag »
Bei Muonionalusta kenn ich das terrestrische Alter nicht (und finds auch im Web nicht).

Hallo Zusammen,

HOLTSTAM D. et al. (2003) Muonionalusta: First discovery of stishovite in an iron meteorite (MAPS 38-11, 2003, 1579-1583):

"... The meteorites are scattered in the till and have been found to occur at different depths (0–2 m). Their supposed terrestrial age of >0.8 Ma, determined
by 10Be and 36Cl methods (Chang and Wänke 1969), indicates that they have experienced at least 4 major glaciations (e.g., Andersen and Borns 1994) ..."

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