Nun auch noch ein paar Anmerkungen und Gedanken.
Sicherlich, nimmt man die fundierteren Fallratenschätzungen her, liegt das, was bislang insgesamt gefunden worden ist an Meteoriten, im Promillebereich, dessen was in dem Zeitrahmen gefallen sein muß, den man abschätzen kann, bis die Steine durch die Verwitterung zerfallen sind;
allein muß man doch das Wörtchen "massiert" vom Haschr ein bisserl relativieren - 100x so gut wie nix, ist auch fast nix -
denn ganz so rosig sieht es beleibe nicht mehr aus.
Die Fundquoten in andere Wüsten als der in den Saharaländer und dem Oman waren bislang mehr als bescheiden.
Man kann es ja nachschauen. Gab Expeditionen in der Gobi, in der Atacama wurd gesucht, in Australien, die Namib wurd wegen Gibeon sowieso beackert und natürlich die amerikanischen Wüsten.
So waren z.B. in der Atacama Martinez junior und senior jahrelang aktiv, die Funde ausserhalb der bekannten Streufelder von Imilac und Vaca Muerta beschränkten sich auf wenige einzelne Eisen und 1-2 Steinchen im Jahr.
Die Beifunde zu Gibeon - immerhin das ausgedehnteste Streufeld der Welt, kann man an den Fingern einer Hand abzählen.
USA siehe unten.
Wie auch die bisherige Menge an Funden in den beackerten Wüsten aus Unkenntnis drastisch überschätzt worden ist.
Die Größenordnungen kann man ja relativ gut eingrenzen. Allein von den 600t erfaßter Meteorite entfallen sowieso 90% auf die 20 größten Eisenmeteorite. Die Omanischen Meteorite, die ja im Ggs. zu den NWAs sehr gut erfaßt sind, da ja selbst die unansehnlichsten verwitterten Chondrite klassifiziert und benummert werden und zuvor die Funddaten dokumentiert sind, da haben wir, seit dort gesucht wird bislang 6 Tonnen.
Die Verhältnissen der raren Klassen zueinander bei den beobachteten Fällen, bei den Antarktischen Funden, wo jeder Krümel dokumentiert ist und bei den Omanfunden, und nicht zuletzt aus dem Mengenverhältnis des exorbitanten Massenfunds NWA 869 zu seiner Hochzeit zu allen andern unklassifizierten NWAs, - also das alles zusammengenommen -
wenn man das ins Verhältnis setzt zu den Gewichten der raren und semiraren Klassen der NWAs (und die Pairings zusammenstreicht -was bei den Antarktischen auch nötig) - denn allein diese sind wirtschfatlich verwertbar und werden daher allergrößtenteils klassifiziert,
dann kann man die Größenordnungen aller bisheriger NWAs und die Dunkelziffer des nicht erfaßten Materials einigermaßen eingrenzen.
Und kommt zu dem Ergebnis, daß die Gesamtfundmenge aller Saharameteorite aus allen Zeiten bereits einschließlich 869s als größter Steinfund aller Zeiten, dem Tonnenfund von Al Haggouina und den wenigen Mehrzentnern die es gibt, wenige Dutzend Tonnen nicht übersteigen kann, volumenmäßig kriegt man damit ein, zwei Lastwägen kaum voll.
Und bei 80% von dieser Masse (allein 869 reißts raus) handelt es sich um verwitterte gewöhnliche Chondrite, vom Zuschnitt des belächelten Gleisschotters, den kein Institut mehr zur Klassifikation annehmen mag.
Daß der Markt mit den gewöhnlichen Witterlingen "bis zum Bersten gesättigt" sei, ist nicht ganz richtig - sondern im Grunde werden derlei Meteorite überhaupt kaum gehandelt, weil es bei dem Endpreisniveau - ihr kennt es ja, von teilweis um die 50$/kg - eine Vermarktung sich nicht lohnt. Rechnet die Transportkosten weg, da kommt man auf keinen Preis mehr und ihr findet sie auch nicht auf den großen Messen von den Marokkanern nicht mehr angeboten, so wie noch früher, nicht weils nix mehr gäbe an ollen Chondriten, sondern weils sich für die Marokkaner nimmer lohnt, es auf die Messen zu schleppen, sondern sie besser mit ihrem Fossilienmassentand fahren, geschweige denn es sich für sie nimmer rentiert, daheim diese Steine anzukaufen. Und deswegen ist es auch müßig zu spekulieren, ob die Preise noch weiter fallen könnten, da sich dann selbst der Hirtenbub in der Wüste sagen tät, nee für das Geld heb ich Euch das Zeug nimmer auf.
Nun - und dadurch, daß diese Steine den Sammlern deshalb kaum präsent sind, auf der andern Seite aus der Wüste nur noch rareres gehandelt wird, dies wiederum, wenn er z.B. ins ebay schaut vervielfältigt durch Kleinstportionen - siehe andern Thread, "Huckitta", wo ich vorgestern mal gschwind, das US-ebay mit seinen 1400 Angeboten zerpflückt hab, was es an rarem und in welchen Mengen dort gibt, und nichtzuletzt durch die vielen Pairings,
gewinnt der Sammler den Eindruck, es würden phantastische Berge an Meteoriten im Maghreb kursieren und auch an den interessanten Klassen tät es Nachschub nach Belieben geben.
Derweil gibts und v.a. es gab auch niemals besonders viel von dem Zeug und man muß eben erstmal 100 oder 200 Meteorite auffinden, bis mal ein 3er dabei ist, für den die Sammler dann am End nach Klassifiz und Schnitt 10 oder 15$/g zahlen wollen und 1000 oder 2000 Stück, bis mal ein R, der am End seine lumpigen 25 oder 40$/g bringt.
Ihr sehts ja auch an den amerikanischen Funden, wo Horden von Freizeitsuchern die Wüsten abgrasen, da ists ne Sensation, wenn mal ein Eukrit oder soetwas auftaucht und fast alles ist verwittertes Chondritenzeugs (+ Eisen aus den bekannten Streufeldern).
Die werden im Prinzip auch nicht anders gefunden - und nun bedenkt, wenn jemand vom Meteoritensuchen in USA leben wollte, wenn er einigermaßen menschliche Arbeitszeiten und soviel verdienen wollte, wie der Mexikaner hinterm Tresen der Burgerbude an gesetzlichem Mindestlohn zugestanden bekommt, und wenn er diese 50$ pro Kilo nehmen tät für den Gleisschotter, und das ist ja fast alles was er findet -
dann müßt er einfachste Kosten abgezogen,
über 300g an Meteoriten pro Stunde finden!
Die erfolgreichsten US-Jäger finden aber nur im +/- 7g die Stunde.
Nicht anders müssen die Meteorite in der Sahara gefunden werden, bedenkt die Zeit, die in Eurem Gleisschotterkilolot steckt.
Daher wird es nie professionelle Meteoritensucher in USA geben und auch in den anderen Ländern nicht.
Die Sammler und die Wissenschaft haben bislang eben einfach davon profitiert, daß die Leut in Nordafrika derart bettelarm sind und von ein paar Pfennigen am Tag leben müssen, daß sie sogar Meteorite gesammelt haben.
Daher wirds auch mit den Preisen nimmer bergab gehen, weils dann selbst für die Drittweltleut nimmer lohnt.
Und die Mengenverhältnisse von interessanteren Klassen zu den gewöhnlichen Chondriten, kennt ihr ja nun, das bedeutet auch, daß sich die Suchzeit dementsprechend gewaltig verlängert,
und da wäre einfach der Lohn der Angst viel zu niedrig, als daß selbst die Ärmsten der Armen sich in die schwerer zugänglichen und in die lebensgefährlichen Gebiete, die hier genannt wurden, begeben würden um zu suchen.
Das würdens/werdens wohl erst tun, wenn Meteorite ein großes Vielfaches der heutigen Preise kosten werden.
(Und die bekannten Streufelder von Mond und Mars sind teilweise, wenn man an die Omanischen denkt, sehr wohl jahrelang und quadratmeterweis beackert worden und abgesucht.)
Nun und Ihr könnts glauben oder nicht, was Euch der Stefan oder andere, auch mit viel weniger Erfahrung berichten - wird ja auch einige hier im Forum geben, die zum Spaß mal nach Marokko gefahren sind, um Meteorite zu kaufen, wie schwierig es mittlerweile ist, dort überhaupt noch einigermaßen brauchbares Material zu Gesicht zu bekommen,
geschweige denn, wie teuer das inzwischen geworden ist, was sich ja seit 1 bis 2 Jahren bereits durchzuschlagen beginnt, bei einzelnen Klassen, auf die Preise auf dem Sammlermarkt.
Bedingt einerseits durch die geringeren Fundmengen und andererseits, daß die Grenzen zu den bislang wichtigsten Fundländern dicht gemacht werden.
Sicherlich wird es hier und da immer neue Funde geben, aber bestimmt nicht mehr in dem Ausmaß wie in den Gipfeljahren des Wüstenrausches vor 5-3 Jahren und daß die dann den Sammlermarkt zu ähnlichen Preisen erreichen könnten, wie noch heutzutage, ist illusorisch.
Und nochmal zurück - daß die Länder mit den produktivsten Fundregionen nun dichtmachen, ist nicht nur tragisch für Wisssenschaft und Sammler gleichermaßen, sondern höchst ärgerlich,
denn es ist ja nur soweit gekommen, durch die unsägliche immer wiederkehrende Propaganda einiger weniger profilierungssüchtiger Individuen, die bar jeder Kenntnisse über realistische Fundmengen und Marktpreise, herumposaunt haben,
was für Unsummen den betreffenden Staaten durch den Meteoritenhandeln verlustig gingen, als obs um Edelsteine, Dinos oder Bodenschätze ging - was natürlich dankbar von den Medien aufgenommen und verbreitet worden ist.
Diese Prohibitionsbemühung, wies der Svend es nennt, sind nämlich eine sehr junge Erscheinung, als der Gipfel der NWA-Rausches bereits überschritten war.
Kein einziges dieser Länder hatte zuvor auch nur das geringste Interesse an Meteoriten gezeigt, anders als an den Bodenschätzen, den Kulturgütern, den seltenen Mineralien, den Fossilien und den archäologischen Funden.
Einzige rühmliche Ausnahme ist der Oman.
Nie wurde in einem dieser Länder irgendeine Anstrengung unternommen, Suchexpeditionen auszustatten und vorzunehmen, nie wurde von den Einheimischen, die bereits bestens mit der Suche vertraut, ein Meteorit erworben, nie wurde eine Stelle eingerichtet, die Meteorite wissenschaftl. zu untersuchen oder auch nur zu sammeln, nie wurde die Kooperation mit ausländischen Universitäten und Wissenschaftlern gesucht.
Stattdessen diese Berichte aufgegriffen, die in den Medien gestreut wurden, daß Meteorite zu Millionenbeträgen gehandelt würden, krasse Berufungen auf einzelne Mondkrümelpreise oder wenn mal bei einer Auktion ein historischer Fund einen Fabelschätzpreis oder ein unsinniges Ergebnis aufgewiesen oder wenn solche spinnösen Preise a la Cali berichtet wurd und das dann übertragen wurd auf alle Meteorite allgemein und seien es die schimmligsten unklassifizierten OCs soviel kosteten, derweil fast alle zum Preis von aufwendigeren Agrarprodukten gehandelt wurden - und das alles unter der Voraussetzung, daß den Wüstenländern abertausende von Tonnen an Meteoriten jährlich entzogen würden.
Weil dann, dann wirds tatsächlich interessant.
Und so ists eben auch soweit gekommen, wie Franco, der einzige mit Suchlizenz seinerzeit in Algerien, - Algerien ist das Land, aus dem mit Abstand die meisten NWAs kamen - vor 2 Jahren berichtet hatte, daß die algerische Militärpolizei instruiert worden ist, daß eine internationale Mafia von westlichen Wissenschaftlern danach trachte, das Land an Meteoriten auszuplündern und daß Meteorite im Allgemeinen zwischen 50 000 und 70 000 Dollar IM GRAMM gehandelt werden würden.
Die wahren Summen um dies ging, hatte ich ja schon in einem anderen Thread mal dargelegt. Um aller Meteorite, die je in der Wüste gefunden worden, habhaft zu werden, indemsese schlicht und einfach gekauft hätten, hätte pro Land und bedeutet, pro Jahr ein einzelnes Raketerl weniger für die Junta oder nen Benz weniger für den Fürst.
Eine fürchterliche und unsinnige Fehlentwicklung.
Und bis heute unternimmt keines dieser Länder irgendeine Anstrengung, Meteorite aufzufinden und wissenschaftlich zu behandeln.
Wenn ihnen daran gelegen wäre, hättens schon längst Stellen ins Leben gerufen, an den Universitäten für Meteorite, eigene Suchtrupps bestallt und falls nicht zu eitel, Kooperationen mit anderen ausländischen Stellen gesucht.
Und man muß sich vor Augen halten, daß es durch die Bank, wenn nicht gerade Anarchie herrscht, bei diesen Staaten um totalitäre Regime handelt. Der Vorteil einer solchen Regierungsform im Ggs zur Demokratie ist, daß sBeschlüsse einfach und sehr schnell umgesetzt werden können. Und wenns in einem solchen Land möglich ist, daß es, was weiß ich, staatliche Fischannahmestellen gibt, dann wärs ein Leichtes, sowas für Mets einzurichten.
Daß man in der Sahara Meteorite findet ist seit den 80igern bekannt. Bereits in den 90ern wurden dann sehr viele Funde getan, wir erinnern uns an die DaGs, an die SAHs usw und der große NWA-Rausch, der währt das zehnte Jahr.
In keinem einzigen der betreffenden Ländern gibt es eine offizielle Meteoritensammlung, keine einzige Stelle für Meteoriten an einer Universität.
Erst jetzt soll in Marokko - und Marokko ist eines der wenigen Länder, die kein Gekreische erhebt, wenns um Meteorite geht -
ein Labor eingerichtet und ausgestattet werden unter der Führung einer sehr gut ausgebildeten und renommierten Meteoritenwissenschaftlerin (vermutl. der einzigen in ganz Afrika).
Wie es im Übrigen in meinen Augen, was die Meteorite angeht, in der 1.Welt ein forschungspolitisches Desaster ist, sich nicht um die Wüstenfunde bekümmert zu haben. Es ist mir vollkommen unverständlich, wie einerseits die erzteuren Antarktikkampgnen seit Jahrzehnten gefahren werden, die eine im Vergleich zu den Wüsten wesentlich geringere Ausbeute haben,
von den Kosten und den Schwierigkeiten der Weltraumfahrt, um an dieses Material zu kommen, und es ist ja Grundlagenforschung, da wollmer gar nicht sprechen - und rein gar nix auf dem Feld der Wüstenmeteorite unternommen zu haben. Nie und auch nicht im Enferntesten wäre an eine solche Vielfalt an Material für einen Appel undn Ei zu kommen gewesen, nie und auch nicht im Entferntesten hätte man auf eine solche Erfahrung und auf eine solche Manpower, wie es so schön heißt, zurückgreifen können.
Es wäre zudem eine kostengünstige und effiziente Entwicklungshilfe gewesen, die Kooperation mit diesen Ländern zu suchen, dort entsprechende Labors auszustatten und an den Unis Stellen aufzubauen und Studenten und Forscher auszubilden, zusätzlich auf das Know-How der bekannten Meteoritenjäger und -händler zurückzugreifen und nicht zuletzt den armen Sucher vor Ort, die jetzt ihre OCs nicht mehr loswerden, wäre wesentlich besser gedient gewesen.
Setzt sich dieser Trend nun weiter fort, hat niemand mehr etwas davon.
Der Forschung werden keine Wüstenfunde mehr zugetragen werden und kein Material mehr kostenlos zur Verfügung gestellt werden durch die Hinterlegungsmassen - man darf ja nicht vergessen, daß gerade was die interessantesten und seltensten Steine angeht, wesentlich mehr aus der Wüste gekommen als aus der Antarktis und das gratis.
Weder die professionellen Erstweltjäger noch die lokalen Drittweltjäger werden noch suchen, dase nix mehr dafür bekommen, was besonders hat für die Maghrebbewohner ist. Das die betreffenden Länder eigene Labors bauen werden, ist unwahrscheinlich, noch haben sie das Personal, Meteorite zu analysieren, noch die Möglichkeit, welches auszubilden,
noch werdens eigene Expeditionen veranstalten oder wenn, siehe die vielen ergebnislosen der Unis aus den Erstweltländern in der Sahara, werdens was finden.
Wie alles hätte gehen können, zeigt uns der in Meteoritendingen kultivierte Oman und die ETH Zürich und Bern,
die auf geologischem Gebiet seit Jahrzehnten und besonders in der Meteoriterei eine für beide Seiten + sie, die Wissenschaft - fruchtbare Kooperation unterhalten, eigene erfolgreiche Suchen unternommen haben, der Oman wird nicht um seine Steine gebracht und alles geschieht unter Anteilnahme und Ausbildung von Omanischen Kräften.
Alles mehr als bedauerlich und vermeidbar, doch da können wir alle nix dran ändern.
Das waren also noch ein paar zusätzliche Punkte, die man meiner Meinung nach noch hereinnehmen könnt, falls sie überhaupt zutreffen.

Martin