Autor Thema: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?  (Gelesen 4838 mal)

Peter5

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Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
« Antwort #15 am: Oktober 02, 2008, 19:54:51 Nachmittag »
Zitat
Ich habe etwas Ähnliches bei einem Gibeon gesehen.

Hallo ionutz,

herzlich willkommen im Forum!  :smile:

das ist richtig bzw. ein ähnliches "Muster" konnte ich auch bei meinem noch recht neuen Gibeon feststellen. Meine ich zumindest.

Also neben meinem Gibeon und dem Seymchan interessiert mich jetzt auch ein Toluca sehr.. werde demnächst noch mal "tiefer" in das "mb" (Meteor.. Bulletin) einsteigen, denn da liegen auch noch schöne Detaillinfos zum "Studium" der einzelnen Meteoriten vor!  :laughing:

Gruß Peter5 .. :winke:

ionutz

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Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
« Antwort #16 am: Oktober 02, 2008, 20:19:41 Nachmittag »
Hallo Peter,

herzlichen Dank für das "herzliche Willkommen" :)
In der Tat, Toluca ist sehr interessant. Und nicht nur Toluca als Oktaedrit. Noch viel "schöner" und interessanter sind die wenigen Partien, die
man als Silicated Iron ansprechen kann. Und da auch speziell die Übergangsbereiche.
Ich habe mal ein Bild von einem sehr außergewöhnlichen Toluca angehängt.
Rechts ungestörtes Widmannstätten´sches Gefüge und links silikatreich und rekristallisiert. Also kein normaler Oktaedrit mit Silikateinschlüssen,
sondern wirklich ein rekristalisiertes silicated iron, bei dem lange nach der Bildung der Widmannstättenschen Figuren dieselben in eng
begrenzten Bereichen durch eine Rekristallisation und Teil-Resorbtion des Taenit völlig verschwunden sind. Das ist spannend :)

Beste Grüße
Harald

Peter5

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Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
« Antwort #17 am: Oktober 03, 2008, 14:27:38 Nachmittag »
Hallo Harald,

ich befasse mich erst seit Kurzem mit der Materie der Meteorite und bin noch im Vergleich zu den anderen hier "blutiger Laie". :laughing: (nicht so bei den Mineralien.. :laughing:)
Frage: Wo befindet sich jetzt der "Plessit" bei den abgebildeten Stücken? Der müsste eigentlich bei dem letzten Bild auch verschwunden sein - genauso wie der Taenit..sehe ich das richtig? Ich habe früher gelernt, dass es sich bei Plessit um die "Füllmasse" zwischen Taenit und Kamacit handelt. Gilt diese Definition auch heute noch? :smile: ..möchte jetzt auch nicht jedes Mal googlen..dafür habe ich ja hier die Spezialisten.. :laughing:

Gruß Peter5 .. :winke:

Offline ben.g

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Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
« Antwort #18 am: Februar 23, 2009, 12:15:27 Nachmittag »
Hallo!  :winke:

Ich habe mir jetzt auch so ein Stück zugelegt, das den Übergang zwischen dem normalen oktaedrischen Toluca und dem rekristallisierten "silicated" Toluca B zeigt.
 
Ich hab natürlich auch gleich mal ein paar Aufnahmen mit dem Digimic gemacht.  :einaugeblinzel:
Jetzt würde mich doch mal interessieren, was ich da eigentlich alles abgelichtet habe, so ganz klar ist mir das noch nicht.  :gruebel:

Offline ben.g

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Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
« Antwort #19 am: Februar 23, 2009, 12:17:14 Nachmittag »
Gruß
Ben

Offline ben.g

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Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
« Antwort #20 am: Februar 23, 2009, 16:54:03 Nachmittag »
Aaalso...
Ich mach mich einfach mal an den vorsichtigen Versuch einer Deutung.

1. Foto (toluca.jpg)
Rechts unten: Normales oktaedrisches Toluca mit intakten Kamazitbalken.
Links oben: Toluca B mit grobkörnigem rekristallisiertem Eisen. Darin irgendwelche Silikatinklusionen. Der Farbe nach könnte es Troilit sein.

2. Foto (toluca s-i 0.jpg) ca 30x
Der Übergangsbereich. Teilweise noch ungestörtes Kamazit. Teilweise rekristallisiert mit Einschlüssen.
In der Mitte irgendein größeres Silikatbröckchen.

3. Foto (toluca s-i 1.jpg) ca 100x
Auch hier glattes intaktes Kamazit mit Neumannschen Linien neben grobkörnigen umgewandeltem Eisen. Das Taenit wurde absorbiert.

4. Foto (toluca s-i 2.jpg) ca 100x
Find ich besonders interessant!
Sieht für mich aus wie Reste der Neumannschen Linien. Als wäre hier der Umwandlungsprozess mittendrin steckengeblieben.

5. Foto (toluca s-i 3.jpg) ca 100x
Ist wohl nur ein langweiliges Silikat im umgewandelten Bereich.

6. Foto (toluca s-i 4.jpg) ca 100x
?

So, das war mal jetzt mal ein "first guess"
Schau mer mal was die Experten sagen...

Gruß
Ben

Offline ben.g

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Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
« Antwort #21 am: März 06, 2009, 20:36:48 Nachmittag »
Hallo!

Ich habe inzwischen einige sehr informative Antworten von einem Experten in Sachen "silicated irons" bekommen.
Hier mal Auszüge aus den Erläuterungen die ich von M. Wilde erhalten habe:



Silicated Irons sind ein weiteres Bindeglied zwischen den Eisenmeteoriten [...] und der Gruppe der Winonaite. [...]. Der Entstehungsprozess ist alleinig Diffusion zu verdanken [...] Diese Prozesse sind sehr sehr langsam und bedürfen daher sehr langer Zeit. Antriebskraft für diese ist alleinig das Bestreben nach einem Zustand der geringsten Energie, dem ja alle Körper unterliegen. In diesem Falle wird durch die Trennung die Oberflächenenergie minimiert, die ja zwischen allen Grenzflächen - also auch zwischen Kristallen - besteht und um so höher ist, je größer der stoffliche Unterschied zwischen den Nachbarn ist.

Zunachst bildete das Eisen ein Widmannstätten'sches Gefüge aus, welches auch durch Diffusion (und nicht aus einer Schmelze) entsteht. Bei noch niedrigeren Temperaturen werden die Silicated Irons gebildet. Nun trennen sich die "im Eisen gelösten" Silikate und werden "abgesondert" und bilden isolierte winonaitische Bereiche, die sehr groß werden können und ja auch als Winonaite auf diesem Planeten gelandet sind...

Desweiteren wird das Eisen umkristallisiert: die Kristalle im Widmann'stätten sind lang und haben daher zueinander einer große Oberfläche. Nun kann aber die Oberflächenenergie auch minimiert werden, in dem man eine kleinere Oberfläche bildet [...]. Im umgewandelten Bereich, der silikatreich ist, wird das Eisen körnig und bildet gedrungene Kristalle. [...]

In den Transition-Pieces ist im Teil das Widmannstätten-Gefüge erhalten geblieben. Der Grund ist simpel: Der Umwandlungsprozess braucht eine Aktivierungsenergie und die ist um so leichter zu erhalten, wenn der Betrag der Verringerung der Energie durch eine Umwandlung groß ist. Folglich findet das zuerst dort statt, wo es sich als erstes "lohnt" - im silikatreichen Teil des Eisens.

[1. Foto, toluca.jpg]
Ein typisches Transition-Stück. [...] Das Silikat ist in "wolkigen Flecken" zusammengeschoben, weil die Oberflächenspannung zwischen Silikat und Eisen größer wäre als zwischen Silikat zu Silikat und Eisen zu Eisen. Ziel: möglichst wenig Grenzfläche Silikat zu Eisen.

[2. Foto, toluca s-i 0.jpg]
Zu sehen ist, dass die Korngrenzen zwischen den Eisenkörnern gerade Korngrenzen bilden.
Es gibt drei Zustände bei der Rekristallisation:
1. Eingefrorenes Ungleichgewicht (keine gerade Korngrenzen und keine kleinen Oberflächen)- keine Diffusion
2. kleinste Oberfläche (ein einzelner gedrungener und rundlicher Kristall in bester Ordnung) - Diffusionsprozess ist abgeschlossen
3. gerade Oberflächen im  metastabilen Zustand, die durch ein Diffusionsgleichgewicht entstehen, d.h. Diffusion hin = Diffusion zurück.
Das Eisen ist in Zustand 3. und würde wenn möglich als Nächstes in der Korngröße wachsen...

[3. Foto, toluca s-i 1.jpg]
Hier sind gerade Korngrenzen zwischen Silikat und Eisen zu sehen; folglich ebenfalls ein Transportgleichgewicht [...].

[4. Foto, toluca s-i 2.jpg]
Detailaufnahme des Silikats; auch hier sind rundliche Körner mit relativ geraden Korngrenzen zu sehen. Dazu sind die typischen Spaltrisse zu sehen. [...]



Auch nochmal auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön!
Ich bin jetzt doch um einges schlauer.

Gruß
Ben

 

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