Autor Thema: Tunguska 1908  (Gelesen 11794 mal)

Offline herbraab

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #15 am: Dezember 14, 2010, 09:41:04 Vormittag »
Genau! Denn wie hat Andreas Stütz, Director des kaiserlich-königlichen Naturaliencabinets zu Wien (und der muss es schliesslich wissen!), schon 1790 so richtig geschriebn: "Freilich, dass [...] Eisen vom Himmel gefallen seyn soll, mögen der Naturgeschichte Unkundige glauben, mögen wohl im Jahre 1751 selbst Teutschlands aufgeklärtere Köpfe bei der damals unter uns herrschenden schrecklichen Ungewissheit der Naturgeschichte und der praktischen Physik geglaubt haben, aber in unsern Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden."

Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline gsac

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #16 am: Dezember 14, 2010, 11:11:13 Vormittag »
Genau! Herr Chladni hatte sich übel verrannt und wurde zurecht beschimpft: "..man ist versucht zu glauben,
der Verfasser solch absonderlicher Ideen wäre selber von einem solchen Steine am Kopf getroffen worden".

Offline Schönedingesammler

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #17 am: Dezember 14, 2010, 11:28:04 Vormittag »
Genau Alex,

kein geringerer als Goethe hat das gesagt, wenn ich mich nicht irre. In diesem Zusammenhang noch ein interessanter Artikel vom Mond der wohl mit Steinen um sich schmeißt. http://www.aryabhata.de/Astrogeschichte/lichtenberg-chladni.pdf

cu, Uwe :hut:
Dsds

Offline herbraab

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #18 am: Dezember 14, 2010, 11:50:26 Vormittag »
kein geringerer als Goethe

Lichtenberg war's. :einaugeblinzel:
(Steht sogar auf Seite 9 des von Dir verlinkten Artikels.)

Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #19 am: Dezember 14, 2010, 12:07:24 Nachmittag »
Danke Herbert! :hut:
 
 :bid: Bescheuert! Deshalb habe ich doch nach Lichtenberg gesucht, weil ich annahm, daß er es war. Habe es dann aber nicht gefunden. Ich wußte nur, daß Goethe sich auch abfällig gegenüber Chladni´s These geäußert hatte.

cu, Uwe :winke:
Dsds

Offline Mettmann

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #20 am: Dezember 14, 2010, 12:11:55 Nachmittag »
Und Joethen in seine Juchend aber auch.
Als er 1771 den Stein in Ensisheim besichtigt.

Viel später schrieb er dazu (im Übrigen wurd ihm ja auch von Blumenbach der erste Met gezeigt und später vom Fall von L'Aigle unterrichtet):

"In Ensisheim sahen wir den ungeheuren Aerolithen in der Kirche aufgehangen und spotteten der Zweifelsucht jener Zeit gemäß über die Leichtgläubigkeit der Menschen, nicht ahnend, daß dergleichen luftgeborne Wesen, wo nicht auf unsern eignen Acker herabfallen, doch wenigstens in unseren Kabinetten sollten verwahrt werden."

Mit Chladnis Hypothese, daß die Dinger aussem All, konnt er sich übrigens nicht anfreunden.

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MilliesBilly

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #21 am: Dezember 14, 2010, 12:45:58 Nachmittag »
Und Joethen in seine Juchend aber auch.
Als er 1771 den Stein in Ensisheim besichtigt.

Viel später schrieb er dazu (im Übrigen wurd ihm ja auch von Blumenbach der erste Met gezeigt und später vom Fall von L'Aigle unterrichtet):

"In Ensisheim sahen wir den ungeheuren Aerolithen in der Kirche aufgehangen und spotteten der Zweifelsucht jener Zeit gemäß über die Leichtgläubigkeit der Menschen, nicht ahnend, daß dergleichen luftgeborne Wesen, wo nicht auf unsern eignen Acker herabfallen, doch wenigstens in unseren Kabinetten sollten verwahrt werden."

Mit Chladnis Hypothese, daß die Dinger aussem All, konnt er sich übrigens nicht anfreunden.

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Goethen? Muss man verstehn. War sensibel. Zuerst Jean Paul, der höhere Auflagen hat. Dann Kleist, der erst der Dame und dann sich selber die Rübe wegbläst. Hölderlin wird verrückt. Trauerzüge am Haus am Frauenplan vorbei. Und dann auch noch Steine vom Himmel. Das hält der stärkste Geheimrat net aus.


 

Offline Mettmann

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #22 am: Dezember 14, 2010, 14:11:00 Nachmittag »
Ja kein Wunder, der Jean Paul war halt nicht so ein naturwiss. Dilettant wie Joethen, sondern hat auch mit den Mets was anfangen können.
Wie schrub er:

"Daß die Menschen sich, ohne zu erröten, über das Wetter beklagen und ärgern, ist ein Beweis, wie die Empfindung die hellste Einsicht überstimmt; es ist bloß eine Wiederholung der Lausanner Prozesse mit Raupen, und nicht einmal so gut als die alten Anklagen der zauberischen Wettermacher. Da jeder Nebelhimmel das Gebräude von Erde, Mond und Sonne ist und so unabänderlich entsteht als die Nebelflecken des - Sternhimmels: so ist es ebensoviel Unsinn, wenn wir uns über unsere matte bewölkte Sonne ärgern, als wenn wir über den noch mattern Sonnenschein der zahllosen Milchstraßen-Sonnen klagten. In beiden Fällen wollen wir, daß sich die Welten nach uns - nicht wir uns nach ihnen - richten, und der Meteorstein soll auf seiner langen Reise nach der Erde stets durch ein Abbeugen (Klinamen) epikurischer Atomen einige Schritte von unserem Scheitel anlanden; und wir zanken und tadeln, wenn es nicht geschieht, indes bloß wir freien und voraussichtigen Wesen zu tadeln sind, daß wir die gezwungne äußere Natur nicht genug berechnen oder auch hartnäckig mehr unsern Wünschen nachtraben, als den fremden Himmelzeichen folgen. Räumen wir nun uns eine solche Ungeduld über Wetterübel ein, also eine über das ganze, ineinander gekettete Erdsystem: so läßt sich schließen, wie wir uns vollends in die geistige Hitze und Kälte und Stürme der freien Menschen fügen werden; denn niemand von uns bedenkt, daß er hier den alten Wetter-Mißverstand wiederholet, da wir erstlich über fremde Geister-Freiheit unmittelbar gerade nicht mehr vermögen als über fremde Körper-Notwendigkeit, und da zweitens jene, sobald sie in dieser erschienen, nur eine neue Sklavin der Natur mehr ist."

odaoda:

"Ich habe schon berichtet, daß Marggraf seine in Rom und Umgegend ansässige Sippschaft zu einem Glanzessen eingeladen, damit sie, nachdem sie lange genug zu ihm hinabgesehen, endlich zu ihm hinaufsähen, wenn er anstatt auf der Schwitz- und Ruderbank auf einmal auf einem hohen Schatzkasten oder Goldbergwerke säße. Besonders erpicht war er darauf, daß der Glanz seiner erfundenen Diamanten als ein warmer befruchtender Sonnenschein zu allererst auf die erfrornen (weniger auf die erkältenden und erkalteten) Anverwandten falle, so früh als nur möglich, damit er sie sogleich bei seinem ersten Wohltun dazu vor sich hätte. O! wie wollt' er Nest nach Nest entzücken und ätzen! - Aber warum hatt' er so viele Steinfresser und Steinschneider auf einen Meteorstein von Juwel eingeladen, der ja erst noch vom Himmel fallen mußte?"

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Offline Mettmann

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #23 am: Dezember 14, 2010, 14:21:45 Nachmittag »
Apropos Milly, wemmer schon dabei sind....   Kerner erinnert sich in seinem "Bilderbuch aus meiner Knabenzeit"

"Mein Vater gab sich mit meinem Unterricht auch selbst viel in Liebe ab; ich blieb auch immer noch der Begleiter in seine Gärten, zu seinen Bäumen und Bienen, wo er mich das Inokulieren und Zweigen lehrte und mich zu andern kleinen Gartenarbeiten anhielt. Ich war auch hier wieder viel zerstreut, aber nie untätig. Zur Nachtzeit, wenn er in seinem Altvatersessel saß, nahm er mich oft zwischen seine Füße oder auf seinen Schoß und erzählte mir von fremden Ländern, ihren Menschen, Tieren und Pflanzen, auch Geschichten aus seiner Jugend, oder trat er mit mir vor das geöffnete Fenster und erklärte mir den gestirnten Himmel; auch von Meteoren und Mondsteinen sprach er. Ich erinnere mich, daß er mir da einmal den Bericht eines Dorfschulzen aus dem Oberamte Maulbronn aus früheren Zeiten vorlas, den er in seiner Registratur gefunden, welcher von einem feurigen Drachen berichtete, der, im Angesicht der ganzen Gemeinde, abends hoch durch den Himmel gefahren und aus seinem Rachen mit furchtbarem Knall feurige Steine gespieen habe. Offenbar war dies eine Explosion von Meteorsteinen; mein Vater erklärte mir den Bericht auch auf diese Weise."

So jetzt müssmer aufhören, sonst kommens wieder und beklagen sich über Themaverfehlungen...
Weil Natur & Kultur halt für viele Gegensätze sind.

Mettmann

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MilliesBilly

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #24 am: Dezember 14, 2010, 16:21:33 Nachmittag »

Jawohl, bester Mettmann, selbst heut sollen noch einige dran glauben, so etwa der Phettberg Hermes:

"Indem ich
aber

(im Moment) jeden Tag 5 Lebensläufe aufsetzen mag, der ja auch mein Letzter,
je,

gewesen sein könnte. Es könnte ja ein Meteorit mich erschlagen in dem Moment
z.B."

Nochmal zu Tunguska: ist freilich immer kein gutes Zeichen für einen Meti, wenn der See, dem er soll haben verursacht das Loch, davor schon da war.


Offline gsac

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #25 am: Dezember 14, 2010, 16:51:05 Nachmittag »
"..Es könnte ja ein Meteorit mich erschlagen in dem Moment .."

Immerhin passendes Statement zum dargebotenen Querschnitt von HP!

Offline gsac

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #26 am: Dezember 14, 2010, 18:06:46 Nachmittag »
"Ein Kind wirft Steine hoch und ruft: "Der Himmel braucht das!"" (Anonym)

aus "Das Buch vom Stein - Texte aus fünf Jahrtausenden", Seite 169 unten.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von einem gewissen Herrn Matthias
Bärmann, 2005 Jung und Jung Vlg., Salzburg und Wien, ISBN 3-902497-02-05

Ganz wunderbares Buch! Klappentext hinten: "Ihre Schönheit, ihre Härte, ihr
Schweigen - von Steinen ist immer schon Magie ausgegangen. Die Texte dieses
Buches erzählen davon."

Kennt ihr das?

[Es wäre ja sehr wünschenswert, wenn es eine erweiterte Auflage gäbe, as time
goes by, aber der Herausgeber ist, glaube ich, ziemlich stark beschäftigt und recht
selten nur erreichbar. Na ja, vielleicht hat er aber meine Schneckenpost aus dem
Jahr 2007 mit dieser Anregung gelesen und denkt darüber nach. Gut Ding braucht
oft auch Weil; das muß man erstmal ganz gelassen aussitzen!]


Offline ganimet

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #27 am: Dezember 14, 2010, 22:19:29 Nachmittag »
Daß alles vergeht;weiß man schon in der JUGEND;
aber wie schnell alles vergeht,erfährt man erst im ALTER.

MilliesBilly

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #28 am: Dezember 14, 2010, 23:10:45 Nachmittag »
*Hüstel*....und nochwas  :nixweiss:

http://nachrichten.t-online.de/feuerraketen-aus-dem-boden-liessen-taiga-explodieren/id_43729826/index

Gruß;

Andreas

*hust* siehe post #11
(daraus hat sich die ganze Diskussion entwickelt, wenngleich etwas abschweifig)

Offline ganimet

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Re: Tunguska 1908
« Antwort #29 am: Dezember 14, 2010, 23:22:02 Nachmittag »
*Hüstel*....und nochwas  :nixweiss:

http://nachrichten.t-online.de/feuerraketen-aus-dem-boden-liessen-taiga-explodieren/id_43729826/index

Gruß;

Andreas

*hust* siehe post #11
(daraus hat sich die ganze Diskussion entwickelt, wenngleich etwas abschweifig)


 :weissefahne:

Das kommt davon wenn ein 2 Zeiler zwischen 20 Vielzeiler steht.... :peinlich: :isagnix:

Gruß;
Andreas
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