Moin!
Danke! Die Sammlung ist aber gar nicht so groß, wie ihr denkt. Sind, wenn ich jeden Abschlag mit zähle, etwa tausend Stücke (
gezählt habe ich nie). Ich schrieb auch schon dem Dave, dass ich kaum gezielt Artefakte sammeln gehe. Ich nutze aber jede Möglichkeit, die sich bietet (zu Lande und auch beim Tauchen) um diesen, ich sag mal, Außenbereich meines Sammlungsinteresses voranzutreiben.
Die Stücke, die ich Euch hier vorgestellt habe, sind alle NICHT von mir gefunden worden. Das Sahara-Material wurde von mir auf Börsen oder sonst wie zu gekauft. Der Rest entstammt zumeist alten Sammlungen. Das Scheibenbeil befindet sich schon etwa 20 Jahre (da war ich noch Schöööler) in meiner Sammlung und ich habe es einmal geschenkt bekommen (zusammen mit vielen anderen Stücken, die teilweise Artefakte waren, teilweise aber auch nicht).
Wichtig ist mir einfach, dass ihr euch die Stücke, welche ihr findet eben ganz genau anschaut und nach harten Kriterien (etwa wie weiter unten mal laienhaft versucht) bewertet. Es ist eben nicht ein Faustkeil, nur weil man es sehr bequem wie ein solches halten kann. Bei einem Einzelfund muss man an dem Stück immer die zielgerichtete Bearbeitung nachweisen bzw. sehen können, sonst ist es nix bzw. im besten Falle zweifelhaft.
Etwas anders verhält es sich bei Funden, die in einem Fundzusammenhang stehen. Es ist doch einleuchtend, dass an einem Schlagplatz, wo man schon hunderte von Abschlägen auf kleinem Raum gefunden hat, im Prinzip jede Flintscherbe ein Artefakt sein kann (wenn auch nicht sein muss). Da tut man sich dann oft schwer. Ich habe hier noch einen ganzen Karton mit Flinten stehen, die alle von der selben Fundstelle stammen, wie die Kernsteine und Abschläge oben. Einiges sieht im Prinzip schon nach Werkzeug aus, aber man kann sich eben nicht sicher sein. Es gibt eben auch andere Möglichkeiten Flintbruch zu erzeugen, etwa einen Pflug, der übers Feld knattert... Da das Stück, welches nun vom Pflug getroffen wurde seine Position verändert, wird es, wenn es wieder getroffen wird, aus einer anderen Richtug getroffen. Es ist an dem Stück damit keine zielgerichtete Bearbeitung zu sehen...
Andreas, evtl. darf ich nochmal dein "Faustkeil" zum Anfang des Threads nennen, da es ein sehr schönes Beispiel dafür ist, was ich hier sagen möchte. Schauen wir und dat Teil mal gemeinsam an:
1. Zunächst fällt auf, dass es aus braunorangem Flint ist. Grundlegend sind Artefakte aus solchem Material (zumindest im deutschen Raum) viel seltener, als die aus gräulichen oder schwarzen Flinten. Dies liegt daran, dass diese Flinte nicht so häufig vorkommen und auch eher seltener in Größen, die eine sinnvolle Bearbeitung erlauben. Meine Bilder, wie etwa bei den Kernsteinen oder Abschlägen, täuschen da sehr. Ich brauchte aber ein wenig Farbkontrast, deshalb habe ich auch mal diese rausgesucht). Grundlegend ist Flint nicht gleich Flint. Am besten bearbeiten läßt sich immer bergfrischer Flint, eben Flint der direkt aus dem Anstehenden geschürft wurde. Es gibt Belege dafür, dass solche Flinte so gar gehandelt wurden. Feldfunde (also Flinte die schon mal Frost bekommen haben) brechen häufig sehr viel schlechter, da unvorhersehbarer.
2. Wenn wir uns die Rückseite des Stückes anschauen, dann sehen wir dort eine Art von Bulbus, der im Lagebezug zu den größten Flächen auf der Oberseite jedoch nicht in Beziehung zu stehen scheint. Das Spricht eher für einen ungewollten d.h. natürlichen Bruch.
3. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn wir die Oberfläche, der beiden größten Flächen auf der Vorderseite betrachten. Wenn wir nun davon ausgehen, dass diese bewußt gestaltet wurden, dann sollten diese glatt sein (vergleicht die Oberflächen). (Ich gehe mal davon aus, dass das Stück gereinigt ist, also kein loser Dreck mehr daran haftet.) Die Oberfläche ist jedoch eher rau und macht auf mich einen angewitterten Eindruck. Es scheint hier auch eine ältere Patina (der Flint ist hier dunkler; besonders zu den Rändern/Graten hin) zu geben. Das Ganze macht auf mich also eher den Eindruck einer alten Außenfläche, als den einer bewußt gestalteten und absichtlich geschlagenen Fläche, die würden ganz anders aussehen.
4. Weiterhin fällt auf, dass das Stück noch kleine Risse zeigt. Diese deuten eher auf Frostsprengung hin. Die selbstverständlich auch nachträglich hätte passiert sein können, sich aber gut in das Gesamtbild, welches ich von dem Stück habe, einfügt.
Ich halte es also für ein natürlich gebrochenes Flintstück, welches eher zufällig seine Form angenommen hat. Ganz ähnlich (ich hoffe ich darf das jetzt noch sagen) verhält es sich, meiner Meinung nach, mit dem Faustkeil, welches Lars hier eingestellt hat. Ich kann hier keine Bearbeitung erkennen.
Ich kann und möchte aber jedem/jeder Leser/in dieses Beitrages nur raten: Geh raus, geh suchen! Das Material ist da draußen und dat nich zu knapp, man/frau muss es einfach nur finden.
Gruß und
Ingo