Autor Thema: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite  (Gelesen 5573 mal)

Offline Dirk

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7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« am: August 06, 2010, 12:40:53 Nachmittag »
Hallo Leute  :winke: ,

seit Hanno und ich den NWA 6260 haben bin ich am Überlegen, wie man Metachondrite am Besten in die Klassifikation einordnet und wie man sie auch von "benachbarten" Gruppen abgrenzen kann.

- Wie unterscheiden sich Chondrite vom petrologischen Typ 7 von Metachondriten?
- Wie kann man Metachondrite chemisch/strukturell von den Primitiven Achondriten (WIN/ACAP/LOD) abgrenzen?

Irving et al. hat in einem paper von 2005 vorgeschlagen, den Begriff "Primitiver Achondrit" durch den Begriff "Metachondrit" zu ersetzen. Und er hat 5 verschiedene Metachondrit-Gruppen benannt - LL-Metachondrite gabs scheinbar 2005 noch gar nicht  :gruebel: :   http://www.lpi.usra.edu/meetings/metsoc2005/pdf/5218.pdf

In Gesprächen mit anderen Sammlern habe ich gehört, das in 7er-Chondriten teilweise noch Relict-Chondren zu finden sein sollen, während in Metachondriten keine Chondren mehr existent sind (halt völlig rekristallisiertes Material). Und wenn Metachondrite anfangen, "triple junctions" zu bilden (Kristallformation aus drei Kristallen, die zueinander 120Grad-Winkel haben), dann werden sie zu Primitiven Achondriten, die immer triple junctions zeigen.

Ob das alles richtig ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich bin auf dem Gebiet eher ein Laie. Leider gibts in den gängigen Meteoritenbüchern speziell über meine gestellten Fragen noch keine Antworten. Vielleicht kann aber hier im Forum der eine oder andere dazu ein paar erklärende Worte abgeben. Vielleicht unser stollentroll, dem ich da sehr fundiertes Wissen unterstelle, wenn ich mir seine hervorragende website anschaue:

http://tw.strahlen.org/fotoatlas1/meteorite_achondrite1.html

Aber jeder, der hier etwas zu weiß, soll sich ruhig mal äußern. Gerne würde ich die oben genannten Fragen beantwortet bekommen.

Vielen Dank schon mal im Voraus .... :hut:

 :prostbier:

Dirk

Offline pallasit

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #1 am: August 10, 2010, 20:27:57 Nachmittag »
Hallo Dirk,

wenn sich sonst keiner meldet, gebe ich mal meinen Senf dazu.

Habe auch ein bisschen in meinem Umkreis rumgefragt.

Irving et al. hat in einem paper von 2005 vorgeschlagen, den Begriff "Primitiver Achondrit" durch den Begriff "Metachondrit" zu ersetzen. Und er hat 5 verschiedene Metachondrit-Gruppen benannt - LL-Metachondrite gabs scheinbar 2005 noch gar nicht  :gruebel: :   http://www.lpi.usra.edu/meetings/metsoc2005/pdf/5218.

Das ist auch so gemeint. Die Begriffe sind wohl austauschbar: „Primitiver Achondrit“ = „Metachondrit“

Damit sind Gesteine gemeint, die schon eine deutliche Metamorphose durchgemacht haben, aber noch nicht völlig aufgeschmolzen wurden. Das kann soweit gehen bis das gesamte Material unterhalb der Schmelztemperatur umkristallisiert.  Oder auch Teilschmelzen entstehen und eventuell, in geringem Maße, abgeführt werden. Dabei bilden sich typische Metamorphe Gefüge (granular, poikilitisch usw.).  Der chondritische Chemismus soll aber noch erhalten sein.

Ohne die Einordnung bei den primitiven Achondriten hätte man die noch nicht zuordenbaren Meteorite alle in die 7er Gruppe einordnen müssen. Genetisch sind sie aber über die Sauerstoffisotopen jedoch eindeutig einem Mutterkörper zu zuordnen.

Ich finde,  WIN/ACAP/LOD kann man auch als Metachondrite bezeichnen.

Grüsse Willi  :prostbier:

Offline JaH073

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #2 am: August 10, 2010, 20:54:10 Nachmittag »
Hallo Willi,

Danke für deine aufschlussreiche Infos zu diesem Thema.
Na, dann ist der NWA6260 ja in bester Gesellschaft   :einaugeblinzel:
bei den anderen PAC´s

Viele Grüße

Hanno
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Offline Dirk

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #3 am: August 10, 2010, 22:26:29 Nachmittag »
Hallo Willi,

vielen Dank für Deine Antwort  :super: . ....das Du ein wenig Recherche betrieben hast, werte ich jetzt mal so, das es vielleicht gar nicht so einfach ist, ein gute Antwort mal schnell aus dem Ärmel zu schütteln. Eventuell erklärt das auch ein bischen, warum sich hier keiner äußert.

Wenn also tatsächlich „Primitiver Achondrit“ = „Metachondrit“ gilt, dann ist es also erlaubt, WIN/ACAP/LOD und die verschiedenen Metachondrite (CR- CV-, H- und LL-Metachondrite u.a.) in eine gleichwertige Kategorie einzuordnen, weil sie etwas Verbindendes besitzen, wie Du schon erklärt hast: "...Gesteine, die schon eine deutliche Metamorphose durchgemacht haben, aber noch nicht völlig aufgeschmolzen wurden ...Dabei bilden sich typische Metamorphe Gefüge (granular, poikilitisch usw.).  Der chondritische Chemismus soll aber noch erhalten sein."

Gilt denn für alle Matachondrite, das ein Mutterkörper eindeutig zuordbar ist? Und sind in der 7er Gruppe, nur die nicht zuordbaren Meteorite? Man könnte doch auch von ungruppierten Metachondriten sprechen, oder?

@stollentroll: Was würdest Du denn auf diese Fragestellung antworten  :gruebel: ?


 :prostbier:

Dirk

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #4 am: August 11, 2010, 08:46:26 Vormittag »
Moin Sammlers!

Ich muss gestehen, dass ich nun etwas verwirrt bin: Eine Metamorphose macht doch so ein chondritischer Mutterköper sowieso durch. Das wird doch durch den petrologischen Typ hinter der chemischen Klasse (3-6 oder eben 7 (was ja mal in Diskussion war oder noch ist?)) angezeigt. Bei dieser Metamorphose handelt es sich doch eben um eine statisch thermische in deren Verlauf die Chondren zerstört werden und Rekristallisation stattfindet, ohne dass es dabei zur völligen Anatexis kommen würde. Hatten wir auch schon mal kurz diskutiert: http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3226.msg38078#msg38078
Ich verstehe den Begriff des Metachondriten daher eher als ein Zwischending (eine genauere/feinere Unterteilung, wenn Ihr so wollt): Eben kein Chondrit mehr, aber für einen primitiven Achondrit noch zu wenig. Gut, bei einigen Acapulcoiten kann man evtl. noch reliktische Chondren finden (ich weiß nicht wie das bei den Lodraniten ist), aber von reliktischen Chondren bei Winonaiten habe ich bisher noch nie gehört.
Ich habe die Bezeichnung "primitive Achondrite" immer als Bezeichnung für eine feste Gruppe von Gesteinen verstanden und tue das auch jetzt noch. Für mich ist die Bezeichnung "Metachondrit" eher eine Sammelbezeichnung für Material, in die man alles hinein tut, was man nicht mehr als Chondrit bezeichnen kann, aber auch noch nicht als
"pA". Wenn die Begriffe wirklich austauschbar wären, dann hätte man sich ja auch klarer artikulieren können und einen entsprechenden Namen (WIN, ACAP/LOD) vergeben können. Schon die Tatsache, dass man das nicht gemacht hat, zeigt für mich, dass in absehbarer Zukunft neue Namen bzw. eine neue Gruppe eingeführt werden wird...

Gruß

Ingo

Offline Andyr

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #5 am: August 11, 2010, 08:52:11 Vormittag »
Erinnert ihr Euch noch an die Chondrenreste in Almahata Sitta? Demzufolge wäre ein Ureilit ebenfalls noch ein Metachondrit und kein differenzierter Achondrit. Ich glaube es ist schwierig eine exakt definierte Grenze zu finden. Die 7'er Gruppe wird auch nicht von allen Wissenschaftlern akzeptiert.

Offline Greg

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #6 am: August 11, 2010, 13:12:27 Nachmittag »
Hallo,

sind bei Almahata Sitta die verschiedenen Bestandteile (E-Chondren etc.) nicht eher eine Einbackung von diversem Impaktmaterial? Du hast natürlich Recht, dass die Grenzen unscharf und fließend sind.

Ich sehe das so, dass Metachondrite primitive Achondrite sind, bei denen eine Beziehung zu den jeweiligen Chondrit-Typen besteht (mineralogisch, Isotopen).

Bei den übrigen primitiven Achondriten gibt es keine Beziehung zu Chondriten. Allerdings teils zu anderen Meteoritengruppen (Winonaite zu IAB Eisen). Es scheint aber derzeit keine anderen Meteorite zu geben, die man dem Mutterkörper der Lodranite und Acapulcoite zuordnen kann.

Viele Grüße  :hut:
Greg




Offline Andyr

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #7 am: August 11, 2010, 16:08:30 Nachmittag »
Ich glaube, dass bei Almahata Sitta die Chondrenrelikte auch in der ureilitischen Lithologie vorkamen.
Dass keine Zuordnung der Lodranite und Acapulcoite zu einem Chondrit-Typen exisitiert, kann auch Folge einer höhergradigen "Metamorphose" sein. Partielles Aufschmelzen --> Änderung des Modalbestandes und Änderung der O-Isotopensignatur.
Änderungen der Sauerstofffugazität kann ebenfalls eine Rolle spielen (Änderung in der Häufigkeit und chemischen Zusammensetzung von Nickeleisen und Änderung der Fe/Mg-Verhältnisse von Ol+Px.

Offline pallasit

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #8 am: August 13, 2010, 18:29:16 Nachmittag »
Hallo Dirk,

....das Du ein wenig Recherche betrieben hast, werte ich jetzt mal so, das es vielleicht gar nicht so einfach ist, ein gute Antwort mal schnell aus dem Ärmel zu schütteln. Eventuell erklärt das auch ein bischen, warum sich hier keiner äußert.

Wohl wahr! Um auf solche Fragen schnell Mal ne Antwort aus dem Ärmel zu schütteln, bedarf es schon eines Fachmannes,  der sich auch in der aktuellen, wissenschaftlichen Diskussion befindet. Wer ist das schon, ich zähle auch nicht dazu. Mein Mineralogie-Studium vor vielen Jahren ist schon hilfreich. Jedoch müsste ich mich schon zwei bis drei Jahre intensiv in diese Materie einarbeiten. Neben Beruf und Familie, ist das nicht zu schaffen. Ohne spezifische Vorkenntnisse ist es ein unendliches Unterfangen.

Die meisten Wissenschaftler und Sammler die sich diese Kenntnisse angeeignet haben, scheuen sich in solchen Foren aufzutreten. Jede Verkürzung wird wird sofort kritisiert, wenn eine Äußerung mal daneben liegt, wird dies als Blamage empfunden, vom Publikum auch als solche behandelt.

Für mein obiges Posting habe ich in mehreren Büchern nachgelesen, das ganze eine Zeitlang einwirken lassen und mit zwei promovierten Mineralogen disskutiert. Einer davon hat 30 bis 40 Jahre Erfahrungen mit Meteoriten. Um mir einigermaßen sicher zu sein, habe ich drei Tage gebraucht.

Also liebe Anfänger in diesem wunderbaren Hobby, lasst euch nicht abschrecken, ihr seid nicht zu doof dazu, die ganze Materie ist sehr anspruchsvoll. Ihr könnt 10 oder 20 oder 30 Jahre damit verbringen, ohne dass euch der Stoff ausgeht. Bernd P. könnt hier ja leider nicht mehr fragen. Er ist so jemand der sich nicht zu Schade war sich hier einzubringen. Obwohl ursprünglich nicht vom Fach, hat er sich auf eindrucksvolle Weise eingearbeitet. Solche Persönlichkeiten haben sich deutlich mehr Wissen und Erfahrung in diesem Gebiet erarbeitet, als sie z.B. ein Mineraloge oder Geologe nach dem Studium hat.

Was braucht ihr? Begeisterung, Zeit, Bücher, Disskusionen und Meteorite!!!

Grüsse Willi  :prostbier:


Offline Dirk

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #9 am: August 13, 2010, 20:09:48 Nachmittag »
Hallo Willi  :winke: ,

ich glaube, Du triffst den Nagel ganz gut auf den Kopf!!!! Wahrscheinlich trauen sich wirklich viele Leute nicht, hier mal in einfachen Worten ihre Meinung zu dem Thema zu schreiben aus Angst vor einer Blamage und Kritik. Dabei ist das doch ziemlich schade. Eine Art, sein Wissen zu vergrößern, besteht doch darin, mit anderen über eine bestimmte Fragestellung zu sprechen. Und eine geäußerte Meinung oder eine persönliche Sicht der Dinge muss und kann doch überhaupt nicht eine "perfekte Antwort" sein. Und trotzdem können die Meinnungen Aller zusammen genommen eine ganz gute Annäherung an eine "perfekte Antwort" sein. Nur dazu muss sich jeder Einzelne trauen, seine Gedanken hier zu äußern. Wäre doch schade, wenn man so ein interessantes Thema nicht besprechen kann, weil man es peinlich findet, wenn die eigene Meinung eher spekulativ ist als fachlich fundiert. Wenn ich nur fachlich fundiertes Wissen von mir geben müsste, dann könnte ich gleich meinen Mund halten .....   :smile: .... meistens muss ich mit meinem Halbwissen frei assoziieren  :laughing: .

Also liebe Meteoritensammler - vor allem diejenigen, die in Ihren Sammlungen auch 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite haben: Schon mal drüber nachgedacht, wie die zueinander in Beziehung stehen und wie man die voneinander abgrenzen kann??

 :prostbier:  :winke:

Dirk


PS: und in diesem Sinne schon mal ein Dank an den Ingo, den Andyr und an Greg. Die haben sich schon mal dazu geäußert  :kiss:
« Letzte Änderung: August 13, 2010, 20:28:36 Nachmittag von Dirk »

Offline Greg

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #10 am: August 13, 2010, 21:47:11 Nachmittag »
Zitat
Die haben sich schon mal dazu geäußert
...wobei ich ehrlich dazu sagen muss, dass ich meine Meinung von einem Fachmann übernommen habe, an den ich mich neulich noch vor diesem Thread mit der gleichen Frage gewendet habe. Danke an dieser Stelle noch mal an den Stollentroll.

Mein Grundfrage war, ob aus dem NWA 6260 bei weiterer Metamorphose z.B. ein Lodranit hätte werden können und wo die grundsätzlichen Unterschiede liegen?

Gruß  :hut:
Greg

Offline Mettmann

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #11 am: August 13, 2010, 21:51:13 Nachmittag »
Jamei - Metachondrite hat man früher PACs geheißen, primitive Achondrite.
Das wurd erst vor kurzem eingeführt, das sind halt komplett rekristallisierte Chondrite, die so hoch-metamorph oder auch aufgeschmolzen sind,
daß sie ihrer Chondren verlustig gegangen sind. Früher warens PAC, weil a-chondrit, also keene Chondren mehr drin und primitiv, weils eben nicht-differenziert, sondern Chondrite waren, was man chemisch und von den Isotopen her nämlich noch riechen kann, was sie vorher für Gesellen waren.
So, und um nun die herauszunehmen von den Acapulcoiten, Lodraniten, Winonaiten - die ja auch primitive Achondrite sind,
hat man die, die sichtlich zerkristallisierte Hs, Ls, LLs waren
Metachondrite genannt.

Wenn ichs recht verstanden hab.

Wie gesagt, das ist ein neuer Term, sicherlich befinden sich unter den alten (ehedem chondritischen) PACs eine Menge, die man heute auch "Metachondrite" nennen würde.

 :prostbier:
Mettmann
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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #12 am: August 13, 2010, 22:06:43 Nachmittag »
Moin!

Sach ich doch! Also doch "nur" eine Sammelgruppe?!

Gruß

Ingo

Offline Mettmann

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #13 am: August 14, 2010, 01:44:42 Vormittag »
Ja für den Hausgebrauch sowieso,
ein Pott und das sind halt Chondrite, die mal richtig heiß geworden waren.

Ab wann jetzt ein 7er ein PAC und/oder Metachondrit - müßt ich auch erstmal nachlesen, ich glaub da gehts nur um Feinheiten, daß die 7er langsamer abgekühlt sind, daß die PACs weniger Nickel im Eisen haben und gleichmäßigere Korngrößen in der Matrix und sone Zeug.

Aber ev. ist das sowieso eher eine Terminologiefrage, kann mich irren - aber hat mal halt diese stark metamorphen Stoana ghabt, manchmal mit Reliktchondren drin, gwußt hat man, daß warn mal gewöhnliche Chondrite - die man bisher einfach in die PAC-Schublade getan - hat man also gesehen, die Skala 3-6 langt nicht aus und dann hat man halt 7er vorgeschlagen - ich mein, die gibts ja auch erst ein paar Jahre - weiß noch, wie die ersten 7er rauskamen, da hatten andere auch solche, ham die Klassifikateure aber weiter PAC druffgeschrieben - nun hammer halt die Metachondrite
und ich glaub einer der ersten H7er heißt heut nun auch Metachondrit.

Die Winonaite - erstens die älteren Rechte - tät ich nun nicht zu den Metachondriten oder den 7ern zählen,
da die mineralogisch und von den Isotopen her nicht zu den gewöhnlichen Chondriten/7ern/Metachondriten passen
und weil sie wohl eine andere und ziemlich turbulente Entstehungsgeschichte haben,
man erinnere sich, daß es Batzen von denen mitten in die IAB/IIICD-Eisen hinein verschlagen hat,
so wie diese neueren "eisenreichen Winonaiten" (die nach meinem pers. Empfinden, um das greislige Wort "gefühlt" zu vermeiden, eigentlich keine gescheiten, so wie die steinigen Winonaite sind, sondern halt IAB-Eisen mit Einschlüssen drin. Wer nen Fortuna oder nen Winona neben einen Toluca hält, weiß was ich meine).

Nun und ähnliches gilt für die Acap/Lods - die eben auch zwar mal vonnem ehemals chondritischen Mutterkörper stammen, der aber auch wieder was ganz anderes war, als die der gewöhnlichen Chondriten. Wie die genau entstanden, da gibts verschiedenste Modelle, die scheinen besonders heiß geworden zu sein, verschiedene Abkühlraten usw usf.

Oiso meine privaaaate Kategorisierung ist:

7er oder Metachondrit ist gehupft wie gesprungen,
das sind durchgeschmurgelte Vertreter der häufigen Klassen;
dieweil uns die Acaps/Lods und die WINs, die dann als PACs übrigbleiben, von anderen nur durch diese Klassen repräsentierten Mutterkörpern erzählen.

Und ich glaub, die Terminologie muß sich eh noch verfestigen, wie das alles ja ständig im Fluß ist, durch neue Ergebnisse u.v. durch immer neuer Funde.

Hier wollmer nur ganz geschwind über den Tellerand des Threads schaun,
weils ein gar so gutes Bsp. ist - all diese neuen Erkenntnisse und diese neue Differenzierungen haben sich entbrannt ausschließlich an den NWAs und den Dhofar-Funden!
Rein nyschte wüßtmer heut davon, sondern säßen heut noch da mit unserm Lodran und dem Aacpulco/Monument Draw, wenn es vor ein paar Jahre diese Gesetze gegeben hätte, die sie heute überall einführen oder danach schrein.

Deswegen ist es so wichtig, daß man diesen Mettaliban entgegentritt, sonst hammer keinen Fortschritt mehr in der Forschung.



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Mettmann
« Letzte Änderung: August 14, 2010, 02:09:47 Vormittag von Mettmann »
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Offline stollentroll

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Re: 7er-Chondrite, Metachondrite und Primitive Achondrite
« Antwort #14 am: August 14, 2010, 10:29:46 Vormittag »
Ich würde das auch so sehen wie Pallasit und andere die hier schon geschrieben haben. Metachondrite sind eine Gruppe von Primitiven Achondriten. Sie lassen sich nach chemischen Daten und Isotopendaten den bekannten Chondrit-Typen zuordnen. Eine Umkristallisation ist auf jeden Fall erforderlich, sonst würde das Gefüge, z.B. mit den triple-junctions nicht entstehen. Die Umkristallisation muss auf jeden Fall unterhalb der Anatexis vor sich gegangen sein, das hat Lithoraptor ja schon geschrieben. Ob es schon zu ersten Teilschmelzen gekommen ist, kann ich nicht sagen, ich habe jedenfalls bisher keinen Hinweis in der Literatur finden können. Chondren sind nicht mehr vorhanden, deshalb grenzt man sie ja zu den normalen Chondriten ab. Und da man hier eine kontinuierliche Reihe von praktisch unveränderten Chondriten bis zu den stark metamorphen Metachondriten hat, sind sie wohl weitgehend durch das entstanden, was man unter terrestrischen Bedingungen etwa als Regionalmetamorphose versteht. Zusätzliche Impaktmetamorphosen sind natürlich immer möglich.
Dass die Metachondrite zwischen den Chondriten und den Primitiven Achondriten stehen, würde ich nicht sagen, da die PACs einen deutlich größeren Bereich hinsichtlich des Metamorphosegrades abdecken. Und hier wird auch ein Problem der gegenwärtigen Klassifikation deutlich: wenn man als Chondrite alles das bezeichnet, was irgendwie noch Chondren aufweist, dann fallen einige der PACs da noch gut mit drunter.
Bei den Acapulcoiten gibt es primitive mit reliktischen Chondren (NWA 725, Monument Draw u.a.), die man sicher auch als Chondrit Typ 6 oder 7 bezeichnen könnte. Völlig rekristallisierte Acapulcoite weisen triple junctions und keine Chondren auf. Die Lodranite sind dann noch stärker metamorph mit möglicherweise komplexer Geschichte, sie weisen triple junctions auf, es gibt auch keine reliktischen Chondren mehr, und erste Teilschmelzen können auftreten.
Ähnlich sieht es bei den Winonaiten aus. In primitiven Winonaiten gibt es noch Chondren, z.B. in dem NWA 1463, der ursprünglich für einen H5 gehalten wurde, oder Pontlyfni, der als Typ 6 eingestuft wird. Bei den stärker metamorphen fehlen die reliktischen Chondren. Wenn man die primitiven Winonaite zuerst gefunden hätte, dann würden sie vermutlich als eine besondere Gruppe von Chondriten gelten. Die Metamorphosegeschichte ist natürlich eine andere als bei den üblichen Metachondriten, und hier spielt ja auch noch die Beziehung zu den IAB Eisen mit rein. 

Der Unterschied zwischen den 7er Chondriten und den Metachondriten scheint mir nicht so recht klar zu sein (soweit der Typ 7 überhaupt akzeptiert wird). Einige Autoren betrachten das wohl als synonym, andere Autoren habe ich so verstanden, dass dort noch letzte reliktische Chondren auftreten, die dann bei den Metachondriten nicht mehr vorhanden sind. Letztere Ansicht scheint mir eine durchaus sinnvolle Stufe zwischen den 6er Chondriten und den komplett rekristallisierten Metachondriten zu sein. Aber solange das nicht klar definiert ist, bleibt die Abgrenzung eben diffus. Und dann ist ja auch noch das Problem, ob nun gerade in dem Stückchen, was zu Klassifikation verwendet wird, noch Reste von Chondren drin sind, oder ob man die vielleicht erst später findet, und die Einordnung dann umändern muss oder müsste.

Wie der Mettmann schon geschrieben hat, die Klassifikation ist hier sicher noch etwas im Fluss, was auch sinnvoll ist. Und jede Klassifikation ist natürlich eine starke Vereinfachung der realen Verhältnisse und kommt ohne einen gewissen Grad an Willkür nicht aus, das ist bei der Mineralklassifikation auch nicht anders.

Was ich bei Meteoriten noch nicht gesehen habe (aber ich kenne ja auch nur einen Bruchteil der Literatur) sind p-T-Diagramme, wo man den Verlauf der prograden und retrograden Metamorphose und den Peak entnehmen kann. Bei Untersuchungen von terrestrischen Metamorphiten sieht man das sehr häufig. Das würde ich bei der Einstufung auch für ein nützliches Hilfsmittel halten.

Grüße,
der Stollentroll

 

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