Autor Thema: Meteoritensuche West-Sahara November 2014  (Gelesen 16118 mal)

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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #15 am: April 28, 2015, 11:41:08 Vormittag »
Wir verabschiedeten Hassan und sein Gefolge und machten uns daran das Hochplateau abzusuchen.

Üblicherweise wählten wir eine geeignete Fläche aus, die frei von den weit verbreiteten schwarzen Flintstücken war. Immer wieder traf man auf Stellen, die offensichtlich von unseren Urahnen zum Schlagen von Klingen und Werkzeugen aus Feuerstein genutzt wurden.

Meistens suchten wir zu Fuß. Die Fahrzeuge wurden abgestellt und jeder entschied sich für ein Areal, das systematisch abgegangen wurde, bis wir uns zu einer vereinbarten Zeit wieder an den Fahrzeugen trafen. 

Mit ein wenig Glück ließen sich fransen Fransenfinger beobachten, die sich in der Sonne aufwärmten.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 10:31:11 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #16 am: April 28, 2015, 11:43:07 Vormittag »
Auf diesem Bild kann man sehr schön sehen, wie tief sich das Wadi mittlerweile in das Hochplateau eingegraben hat. An der Kante sitzt Rob und genießt die Aussicht.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 10:45:15 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #17 am: April 28, 2015, 11:46:51 Vormittag »
Wir waren schon ein Weile auf der Suche als das Funkgerät plötzlich „Fund“ krächzte. Hanno hatte tatsächlich einen Meteoriten gefunden. Die Freude darüber war riesengroß.

Es fühlte sich an, als wäre ich an einem wichtigen Ziel angekommen. Beim Kartenstudium während der Reisevorbereitungen, hatte sich dieses kleine Hochplateau für mich als das Gebiet herauskristallisiert, das ich auf jeden Fall besuchen wollte und jetzt wurde das tatsächlich durch Erfolg gekrönt.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 10:52:23 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #18 am: April 28, 2015, 11:49:25 Vormittag »
Leider brachte die Umkreissuche keine weiteren Funde, was unsere Stimmung natürlich in keiner Weise trüben konnte.

Das Stück ist mittlerweile klassifiziert und im MetBull unter Bou Kra 006 zu finden:

http://www.lpi.usra.edu/meteor/metbull.php?sea=Bou+Kra+006&sfor=names&ants=&falls=&valids=&stype=contains&lrec=50&map=ge&browse=&country=All&srt=name&categ=All&mblist=All&rect=&phot=&snew=0&pnt=Normal table&code=61404


Zufrieden schlugen wir unser Nachtlager auf und feierten unseren Erfolg ausgiebig.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 10:56:42 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #19 am: April 28, 2015, 11:52:37 Vormittag »
Gegen Mitternacht hörten wir in der Ferne plötzlich Schüsse und konnten Scheinwerferlicht erkennen. Beim Näherkommen sahen wir, dass Hassan auf Hasenjagd war. Auf der einen Seite des Fahrzeugs ragte ein Suchscheinwerfer aus dem Fenster, die andere Seite zierte eine Schrotflinte. So bewaffnet, rasten sie in der Dunkelheit über das Hochplateau und scheuchten Kaninchen aus der Deckung.

Am unserem Camp angekommen zeigten sie uns stolz ihre Beute. Hassan schenkte uns ein Kaninchen und wer wollte, durfte mit seiner Schrotflinte auf Plastikflaschen schießen. Hanno und Rob erwiesen sich als äußerst treffsicher.

Klingt wie ein Abenteuerurlaub für große Jungs, oder? Aber genauso fühlte es sich auch für uns an.
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #20 am: April 28, 2015, 11:54:03 Vormittag »
Wieder wurden Tee und Kaffee gereicht und noch ein wenig mit geplaudert, dann machte sich Hasan wieder auf die Jagd.

Mohamed half dem Hasen noch schnell aus dem Fell, nahm ihn aus und alle gingen zufrieden schlafen.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 10:58:20 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #21 am: April 28, 2015, 11:58:08 Vormittag »
Tag 6

Wieder stand auf unserem Weg nach Norden die Querung eines Wadis an. In der Talsohle angelangt, trafen wir erneut auf Hasan und suchten gemeinsam eine Fuhrt, durch den doch recht hohen Sand.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 11:07:22 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #22 am: April 28, 2015, 11:59:10 Vormittag »
Auf dem nächsten Plateau konnte Mohamed eine wunderschöne Dornschwanzagame fangen, die sich in der Sonne wärmte. 
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 11:08:02 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #23 am: April 28, 2015, 12:10:49 Nachmittag »
Auch hier fanden wir gute Suchbedingungen vor, ohne dass jedoch ein weiter Fund gelang. Trotzdem gehörte das Suchen zu Fuß in diesen endlosen Ebenen, in denen weder ein Geräusch das Ohr noch ein Hindernis das Auge stört zu den entspannendsten Dingen, die ich mir vorstellen kann.

Wieder einmal entdeckten wir ein verendetes Kamel. Nach geschätzt einem Jahr in der Trockenheit, war die Haut lederartig gegerbt und absolut trocken. Die Innereien hatten sich längst Wüstenfüchse geholt. Auch konnte man keinerlei unangenehmen Geruch mehr feststellen.

Ein Backenzahn, den ich als Trophäe für meinen Sohn mitbringen wollte, erwies sich widerspenstiger, als gedacht. Mit einem Stück Flint musste ich den Kiefer zertrümmern, um die riesige Zahnwurzel aus dem Knochen zu befreien.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 11:13:41 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #24 am: April 28, 2015, 15:04:09 Nachmittag »
Am Nachmittag führte uns Mohamed noch einmal zu Hassans Lager. Wir wurden zum Essen eingeladen. Es gab Kaninchen mit Reis und Gemüse. Dazu wurde Kamelmilch gereicht. Nach dem Essen trennten sich unsere Wege endgültig, da Hassan nach Laâyoune fahren wollte.

Was dann folgte, war ein für uns ungewohntes, aber bei Treffen in der Wüste offensichtlich normales Verhalten. Man begutachtete gegenseitig die Vorräte und tauschte hin und her, bis jede Seite von Überkapazitäten befreit war.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 11:15:52 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #25 am: April 28, 2015, 15:07:47 Nachmittag »
Die Nacht verbrachten wir in einem kleinen Wadi. Zahlreiche Fossilien-Funde und überall verstreute Kalzit-Geoden weckten in uns allen den Sammeltrieb. Nach Sonnenuntergang zeigte sich der Himmel in merkwürdigen Rosatönen.
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #26 am: April 28, 2015, 15:15:20 Nachmittag »
Tag 7

Wieder hatten wir ein Hochplateau mit guten Suchbedingungen erreicht. Zahlreiche Reifenspuren von Nomaden und alte Karawanenwege zeigten uns, dass sich auch hier regelmäßig Personen aufhalten.

Jeder Nomade, den wir unterwegs getroffen haben, hatte auch Meteorite (oder was er dafür hielt) zu verkaufen. Offensichtlich hat es sich bis in den letzten Winkel herumgesprochen, dass mit den außerirdischen Steinen leichter und schneller Geld zu verdienen ist, als mit Viehzucht. Viele Nomaden nutzen mittlerweile ihren Aufenthalt in der Wüste und sammeln alle ihrer Ansicht nach ungewöhnlichen Steine ein.

Die Aussicht auf größere Fundstücke dürfte deshalb mittlerweile auch als eher gering einzuschätzen sein. Die Suche zu Fuß, kann allerdings, wie bewiesen, doch noch Meteorite bringen.

Gegend Abend kam uns eine Ziegenherde entgegen, die nur von einem Hütehund geführt wurde. In Zugrichtung der Herde konnte man am Horizont ein paar Berber-Zelte ausmachen. Zusammen mit Mohamed machte ich mich auf den Weg zu einem Anstandsbesuch, da wir sicherlich schon längst bemerkt worden waren.

Wiederum erwies sich Mohamed als extrem nützlich, da das Oberhaupt des Zeltlagers ausschließlich Berber sprach und ich sonst wohl keine Möglichkeit einer Konversation gehabt hätte. Nach einer schier endlosen Plauderei zwischen dem Nomaden und Mohamed, die mir durch die zahlreich anwesenden Fliegen noch länger vorkam, verschwand der Nomade in seinem Zelt und kam mit einigen Plastiktüten zurück, deren Inhalt er vor mir ausbreitete.  Von den 10 Stücken konnten 9 als terrestrischen Ursprungs aussortiert werden. Nach solchen Steinen hatte ich mich in den vergangenen Tagen unzählige Male gebückt.

Ein Stück jedoch war ein schöner kleiner OC Schild, den ich auf jedem Fall nehmen wollte. Plötzlich gesellte sich aus einem der Zelte eine ältere Frau hinzu und hielt mir einen kleinen orientierten, aber nicht ganz vollständigen,  OC Schild vor die Nase.

Als ich auch hier mein Interesse bekundete, bekam ich beide Stücke in die Hand gedrückt und der Preis wurde vor mir mit einem Stock in den Sand gemalt. Ich fragte Mohamed ob er Euro oder Dirham meinte. Da dies ein Dirham-Preis war, gab es wirklich nichts zu verhandeln und ich freute mich über zwei sehr schöne Reiseandenken.

Gerne hätte ich vom Lagerleben Fotos gemacht, aber auf Nachfrage gab der Nomade zu erkennen, dass er keine Fotos von sich wünscht. Natürlich respektierte ich das. Wie auch immer, im Kopf sind die Bilder eingebrannt.

Auf dem Weg zurück zum Rest der Gruppe, trafen wir noch auf einen Viehhüter aus Mauretanien, der mit einer riesigen Herde Kamele unterwegs war. In der Ferne sahen wir, dass die Ziegenherde mittlerweile die beiden anderen Fahrzeuge erreicht hatten und die Tiere neugierig zwischen Hanno, Joachim, Gert-Jan und Rob herumsprangen.

Die einsetzende Dämmerung erinnerte uns daran, einen Platz für Nacht zu suchen. Wir  sammelten noch etwas Holz und errichteten unser Camp geschützt zwischen einigen großen Büschen. Das Abendessen wurde mittlerweile vegetarisch und auch der Spirituosenvorrat neigte sich dem Ende zu. Es war nur noch ein kleines Schlückchen Wodka übrig.

« Letzte Änderung: April 30, 2015, 11:36:07 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #27 am: April 28, 2015, 15:20:07 Nachmittag »
Tag 8

Beim Frühstück bekamen wir zu ersten Mal andere Tiere als Reptilien zu Gesicht. In den Büschen waren finkenartige Vögel zu sehen. Joachims geschulter Blick entdeckte eine kleine Gottesanbeterin.

Höhepunkt war jedoch ein kleiner gelber Skorpion, der plötzlich unter den Stühlen hindurch krabbelte und unser Frühstück störte. Natürlich wurde der Skorpion eingefangen. Mohamed mahnte zur Vorsicht, denn diese Art verfügt über ein ausgeprägtes Nervengift. Es blieb der einzige Skorpion, den wir zu Gesicht bekommen haben, auch wenn gelegentlich Spuren im Sand vermuten ließen, dass nachts einige seiner Kollegen auf Patrouille waren. Saison für diese wärmeliebenden Spinnentiere ist eher Frühjahr und Sommer.
« Letzte Änderung: April 30, 2015, 11:23:36 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #28 am: April 28, 2015, 15:26:16 Nachmittag »
Der Störenfried wurde in ein Marmeladenglas gesperrt. So konnten wir in Ruhe zu Ende frühstücken und unseren Lagerplatz aufräumen.

An diesem Morgen ging die Fahrt in Richtung Al Haggouina Streufeld weiter. Zwar hatten wir für dieses Gebiet keine Karten vorbereitet, wussten aber grob, wohin wir in etwa fahren mussten.

Zum ersten (und einzigen) Mal hatten wir es mit einem Plattfuß zu tun. Nicht der allgegenwärtige scharfkantige Flint hatte zugeschlagen, sondern ein Stück hartes trockenes Holz hatte sich in den Reifen gebohrt. Da die Luft nur sehr langsam zu entweichen schien, ließen wir den Dorn einfach stecken, pumpten den Reifen so gut es ging auf und setzten die Fahrt fort.

Erstaunlich, über welche Orientierungsfähigkeiten Mohamed verfügt. Während der Fahrt über offenes Gelände sagte er plötzlich zu mir, dass er in dieser Gegend schon einmal vor Jahren auf der Suche nach Fossilien unterwegs gewesen ist und wir in 20 Minuten auf einen alten Trail stoßen müssten. Man konnte fast die Uhr danach stellen.

« Letzte Änderung: April 30, 2015, 11:47:15 Vormittag von Flaggaman »
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Re: Meteoritensuche West-Sahara November 2014
« Antwort #29 am: April 28, 2015, 15:28:10 Nachmittag »
Unterwegs trafen wir zu ersten Mal auf Sicheldünen und beschlossen hier unsere Mittagspause zu verbringen. Rob und ich mussten natürlich die Dünen hinunterrollen, auch wenn uns bewusst war, dass der feine Sand uns ein paar Tage lang ein treuer Begleiter sein würde. Manchmal muss das Kind im Manne einfach heraus.

« Letzte Änderung: April 30, 2015, 11:48:13 Vormittag von Flaggaman »
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