Autor Thema: Meteorite in Endmoränen  (Gelesen 10514 mal)

Offline matze56

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Meteorite in Endmoränen
« am: Juli 06, 2010, 11:16:20 Vormittag »
             Seid gegrüßt alle zusammen :winke:

Wäre es eigentlich denkbar, daß sich gefallene Meteorite in Feinkiesablagerungen von Endmoränen wesentlich länger halten, als in "normaler" terrestrischer Umgebung :gruebel:
Einige Argumente, welche für diese Theorie sprechen könnten möchte ich mal zur Diskussion stellen :streit:

  1. Bei ihrem Fall (z.B. letzte Eiszeit ) und danach herrschten kalte Temperaturen, ähnlich wie im Dauerfrostklima heute, im Fallgebiet

  2. Durch weitere Niederschläge (Schnee), kam es zu einem zügigen Luftabschluß

  3. Den Transport im Eis könnte der Met nahezu schadlos überstanden haben, da mechanische Belastungen weitgehend im Grundmoränenbereich
     stattgefunden haben

  4. Durch Ablagerung am "Zielort" in einer Feinkieslage ergeben sich weitere günstige Lagerbedingungen:

                 - weiterer Luftabschluß
                 - keine mech. Belastungen
                 - Quarz ist ein schlechtes Speichermedium für Wasser, Mineralien, chem. Stoffe usw.
                 - die über den Met liegenden Sandschichten filtern zusätzlich eindringende "Schadstoffe"
                 - bis zum Met vordringendes Wasser ist relativ sauber und wird schnell weiter geleitet

Es spricht also Einiges dafür, daß die o.g. Bedingungen die "Lebensdauer" eines Met hier auf der Erde erheblich verlängern könnten :nixweiss:
Bin gespannt, was Eure Meinung dazu ist :dizzy:

Auf Eure Beiträge zum Thema freut sich der    Matze :winke:

Beste Grüße an alle :super:

Offline ganimet

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #1 am: Juli 06, 2010, 12:29:42 Nachmittag »
Das Thema ist hoffentlich der Hammer  :super:

Ich komme gerade von meiner Oma, die mir von einem damaligen Urlaub an einem Gletscher erzählte. Im Gespräch kam mir dann der Gedanke genau diese hier von matze56 gestellte Frage auch zu stellen. Ich dachte ich träume als ich dies hier las  :wow: HAMMERZUFALL!!!!!!

Na da bin ich ja nun gespannt, ob sich jemand schon einmal dort auf die Suche gemacht hat :lechz:

Gruß,

Andreas
Daß alles vergeht;weiß man schon in der JUGEND;
aber wie schnell alles vergeht,erfährt man erst im ALTER.

Offline DCOM

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #2 am: Juli 06, 2010, 12:44:33 Nachmittag »
Gute Theorie. Es ist ja bekannt, dass Eisen in der Arktis kaum rostet. Eiszeitliche Meteoriten sollten daher wesentlich langsamer zerfallen als Meteoriten, die während den Interglazialen fallen. In Gletscher eingebettet sollten sie Jahrtausende problemlos überdauern. Ist nicht Chinga so ein Beispiel?

Grüße, D.U.  :prostbier:

Offline gsac

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #3 am: Juli 06, 2010, 12:48:58 Nachmittag »
Dieses Thema wurde früher schon diverse Male im Forum angesprochen. Am besten
die Suchfunktion (oben rechts) bedienen mit Stichwort "Gletscher" o. ä. Suchwörtern.

Alex

Offline lithoraptor

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #4 am: Juli 06, 2010, 13:48:50 Nachmittag »
Moin Sammlers!

Mir fallen dazu die folgenden beiden Threads ein:

http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=4225.0

http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3475.0

Gruß

Ingo

H5P6

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #5 am: Juli 06, 2010, 13:59:28 Nachmittag »
Hallo,

auch wenn es nicht direkt zum Thema paßt,möchte ich doch mal den Gedanken auf die Spur des Eisens lenken:

Genauer auf die Wiederentdeckung vergessener Eisenmeteoritenstreufelder.Gerade bei Metallen lassen sich Herkunftsgebiete recht gut nachvollziehen.Der Nachweis an Nickel in historischen Stahlgegenständen und die Rekonstruktion deren Herkunft,könnte ein Schlüssel zum Auffinden vergessener Eisenmeteoritenstreufelder sein.
Ich vermute,daß dieser Zusammenhang bisher noch nicht umfassend erforscht worden ist.Die Vorraussetzung ist natürlich bei der Erfassung und Untersuchung von musealen Eisenfunden,der Nickeltest.Eine diziplinübergreifende  Zusammenarbeit der Wissenschaft könnte da neue Erkenntnisse hervorbringen.

Gruß Jürgen  

Offline matze56

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #6 am: Juli 06, 2010, 14:31:19 Nachmittag »
 Nanu, die verflixte Elektronik hat meinen Beitrag gefressen :ehefrau:

Also noch mal. Erst mal vielen Dank für Eure Beiträge :super:
Das ist ja wirklich ein Hammerzufall Andreas. Mal sehen, was noch daraus wird. Bei einer eventuellen Suche mußt Du nicht gleich an einen real existierenden Gletscher pilgern. Es gibt auch hier bei uns genügend Endmoränengebiete, wo feinsandige Schichten abgelagert wurden.
@ D.U. Genau das waren auch meine Gedankengänge. Ich möchte vielleicht noch ergänzen, daß nach Abschmelzen des Eises der Sand die konsevierende Wirkung Selbigen übernehmen könnte.

@ Alex und Ingo: Ich habe mir die erwähnten Threads angeschaut. Finde aber, daß sie das von mir angesprochene Thema nur "streifen". Eine gründliche Analyse zum Thema konnte ich nicht finden. Warten wir also ab, wie das Interesse der Forenmitglieder ausfällt :platt:


   Beste Grüße an alle von               Matze :winke:

Offline herbraab

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #7 am: Juli 06, 2010, 14:33:20 Nachmittag »
Eiszeitliche Meteoriten sollten daher wesentlich langsamer zerfallen als Meteoriten, die während den Interglazialen fallen.

Naja, Muonionalusta soll wohl ein eiszeitlicher Meteorit sein. Und der ist ja nicht gerade für seine Stabilität bekannt...

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

H5P6

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #8 am: Juli 06, 2010, 14:58:40 Nachmittag »
Hallo Matze 56,

zum Beispiel hier ein unbekanntes Bröckchen mit metallischen Eisenanteilen,was aus einer Endmoräne aussondiert wurde.
Ein Met kann es nicht sein,so bleibt in unseren Gegenden bei metallischen Eisen nur voreiszeitliche Eisenschlacke.

Gruß Jürgen


H5P6

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #9 am: Juli 06, 2010, 14:59:58 Nachmittag »
Abschnitt:

Offline speul

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #10 am: Juli 06, 2010, 15:40:52 Nachmittag »
Zitat
1. Bei ihrem Fall (z.B. letzte Eiszeit ) und danach herrschten kalte Temperaturen, ähnlich wie im Dauerfrostklima heute, im Fallgebiet
das mag für den Fallzeitpunkt gelten, aber seit dem ist es doch schon einige Jahrtausende warm, und die Zeit sollte ausreichen den Met aqufzuwärmen und ordentlich zu korrodieren
Zitat
  2. Durch weitere Niederschläge (Schnee), kam es zu einem zügigen Luftabschluß
so Luftdicht ist der Schnee nun auch wieder nicht. immer den Zeitfaktor mit im Auge behalten, der Met hat zeit zu vergammeln, daß muß der nicht heute oder morgen machen und in 1000 Jahren ist genug Sauerstoff vorbeigekommen
Zitat
  3. Den Transport im Eis könnte der Met nahezu schadlos überstanden haben, da mechanische Belastungen weitgehend im Grundmoränenbereich stattgefunden haben
bei mir vor der Tür ist Endmoränengebiet, und da sind die Steine alle mächtig abgrundet, auch im Eis wird kräftig geschmirgelt, und Granite und Porphyre sind wesendlich zäher als Mets, wie ich oft leidvoll an der Säge spüre
Zitat
4. Durch Ablagerung am "Zielort" in einer Feinkieslage ergeben sich weitere günstige Lagerbedingungen:
                 - weiterer Luftabschluß
                 - keine mech. Belastungen
                 - Quarz ist ein schlechtes Speichermedium für Wasser, Mineralien, chem. Stoffe usw.
                 - die über den Met liegenden Sandschichten filtern zusätzlich eindringende "Schadstoffe"
                 - bis zum Met vordringendes Wasser ist relativ sauber und wird schnell weiter geleitet
Fuftabschluß -sie oben
Wasser ist leider alles andere als sauber, sondern voller Huminsäuren und das sind ziemlich starke Säure, dazu gibts prima Chlorid, was für die Verwitterung sehr hilfreich ist
Wasser kann schnell weitergeleitet werden, aber es kommt auch immer wieder neues nach
Zitat
Es spricht also Einiges dafür, daß die o.g. Bedingungen die "Lebensdauer" eines Met hier auf der Erde erheblich verlängern könnten
für mich spricht alles dagegen. Dabei ist noch nicht mal berücksichtgtdas die Mets in der Antarktis meist nicht in den Endmoränen gesucht werden

schade, aber halt nicht zu ändern
Grüße
speul
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline gsac

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #11 am: Juli 06, 2010, 16:18:21 Nachmittag »
...für mich spricht alles dagegen. Dabei ist noch nicht mal berücksichtgtdas die
Mets in der Antarktis meist nicht in den Endmoränen gesucht werden

Der Transport und die Freilegung in den Blaueisfeldern der Antarktis läuft unter ganz
anderen Randbedingungen ab. Das kann man nicht mit den Gletscherprozessen in unseren
Breiten vergleichen. Ich halte speuls Argumente für ziemlich stichhaltig und die Chancen,
in den Geröllfeldern, welche uns die hiesigen Gletscher hinterlassen, einen Meteoriten zu
finden, für äusserst gering, nicht nur wegen der diversen Verwitterungsprozesse, sondern
auch wegen der enormen auf den Meteoriten einwirkenden mechanischen Kräfte im Laufe
der Zeit, mit der sich diese Felder entwickeln. Sollte dies ein Meteorit überhaupt überstehen,
so müßte man ihn dann auch noch trotz all der zu erwartenden Läsionen als solchen erkennen,
das kommt ja noch hinzu...

Alex

Offline gsac

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #12 am: Juli 06, 2010, 16:42:41 Nachmittag »
Dann auch wiederum gibt es den offiziell anerkannten schweizer Meteoriten "Langwies" aus dem
Kanton Graubünden:

http://tin.er.usgs.gov/meteor/metbull.php?sea=Langwies&sfor=names&ants=&falls=&valids=&stype=contains&lrec=50&map=ge&browse=&country=All&srt=name&categ=All&mblist=All&rect=&phot=&snew=0&pnt=Normal%20table&code=12462

Zu diesem Exemplar heißt es im MetBull: "Found in a glacial moraine by W Zeitschel. The specimen
is partly crusted and weathered."

Im Bühler-Buch ist dieser Stein auf Seite 49 abgebildet. Gut, aber das lasse ich jetzt einmal so
stehen. Ich denke, man sollte an dieser Stelle auch nicht gleich allzu vorschnell verallgemeinern...

Alex

Offline ironsforever

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #13 am: Juli 06, 2010, 17:59:27 Nachmittag »
Hallo,

Zitat
Dann auch wiederum gibt es den offiziell anerkannten schweizer Meteoriten "Langwies" aus dem
Kanton Graubünden:

Nun, Twannberg weist auch einen Zusammenhang zu Gletschermoränen auf: "Both newly recovered masses are of irregular elongated shape, and are covered by an oxide rind several millimeters thick, with abundant incorporated terrestrial silicate sand grains corresponding to local glacial till deposits of the Rhône Glacier. Similar sand grains were also observed in the oxide rind of the first mass." (Zitat aus der Metbull).

Ich mutmaße, dass die ganze Schweiz aufgrund ihrer Lage während der Eiszeit vergletschert war. So gesehen also nichts besonderes, wenn man dort Mets an bzw. in der Nähe von Endmoränen findet. Davon dürfte es dort genug geben.

Im Übrigen teile ich die Darstellung von speul. An Endmoränen wird auch nicht mehr zu finden sein, als anderswo. Die meisten Mets, sofern sie die Reise im Gletscher überhaupt unbeschadet überstanden haben, sind in der Nachzeit sicherlich schon verrottet. Allenfalls an ein Eisen könnte man noch denken...

Gruß,
Andi :prostbier:

Offline herbraab

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Re: Meteorite in Endmoränen
« Antwort #14 am: Juli 06, 2010, 19:45:55 Nachmittag »
Zu Langwies & Co möchte ich Herrn Mettmann aus einem benachbarten Thread zitieren:

Nix gegen Walters Fund, aber ich glaub, das war ein reiner Zufallsfund, kenn die Geschichte nicht, halt mal beim Wandern gefunden - könnt mir gut vorstellen, daß wenn er auf Meteorite ausgewesen, er es vorgezogen, sich lieber im Allende-, im Nuevo Mercurio-Struefeld, an den Kratern usw. umzutun.
Das als Beweis hernaziehen zu wollen ist genauso hilfreich, wie zu sagen, jetzt check mer lieber die Parkplätze der Innenstadt, da sind die Chancen höher, denn im Gletschergeschiebe wurde EINS Meteorit gefunden, auf Autos sind schon FÜNFE geplumpst.

Grüße, Herbert
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