Autor Thema: Vulkanische Bombe  (Gelesen 18478 mal)

Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #45 am: September 28, 2012, 11:27:13 Vormittag »
Hallo,

Schwer zu sagen. Die Matrix scheint nur Quarz zu sein, mit evtl. kleinen Anteilen sehr feiner Tonminerale. Das würde eher für ein Sediment sprechen, in einem Vulkanit wären höhere Feldspatanteile zu erwarten. Aber das ist leider rein vom Foto kaum zu sagen.

Merkwürdig sind diese kugeligen Strukturen. Lapili, Orcelli oder Fossilien? Diese Strukturen erscheinen monomineralisch und aus einem Korn zu sein, jedenfalls sind keine Korngrenzen erkennbar. Das spricht eher gegen Lapili, die ja aus kleinen (Gesteins-)körnern bestehen. Das hier sieht eher nach einer Art Blasen aus, die mit amorpher Substanz gefüllt sind (Opal?), jedenfalls erscheinen sie im Bild mit gekreuzten Polarisatoren schwarz. Da ist leider ein Bild nicht aussagekräftig, könnte auch ein Kristall sein, der sich gerade zufällig in Auslöschungsstellung befindet. Erst wenn man das Korn dreht und es in jeder Stellung dunkel bleibt, ist es halt in den meisten Fällen isotrop (kubisch oder amorph). Habe auch schonmal an kieselige Fossilien (Radiolarien, Kieselschwämme oder Diatomeen) gedacht, nur ist da die Erhaltung des Opals das Problem. In der Diagenese (Verfestigung) des Gesteins sollte der zumindest tw. in Chalcedon umgewandelt werden.

Thorium ist kein Problem, das kann man in einem Sediment, z.B. Grauwacke oder Sandstein über die detritischen (eingeschwemmten) Schwerminerale Zirkon und Monazit erklären. In Grauwacken, die eher andesitischen Charakter haben, ist erwartungsgemäß eher Zirkon als Monazit drin, anders in Sandsteinen, die aus kontinentalen Gesteinen eher sauren Charakters wie Paragneise und Granite bestehen, hier kommt gern auch Monazit vor.

Wen man das Gestein wirklich einordnen wollte, braucht man vermutlich eine Massenspektrometrische Bestimmung der Spurenelemente, die man dann mit geochemischen Plots vergleichen kann. Grauwacken sollten Trends folgen, die eher einem Subduktionszonenvulkanismus als etwa einem Intraplattenvulkanismus entsprechen.

Glück Auf!
Sebastian
Diplom-Mineraloge

Offline JFJ

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #46 am: September 29, 2012, 10:04:35 Vormittag »
Hallo,

ich danke Euch für Eure Stellungnahmen  :hut:

Dann ist es von der Tendenz her doch wohl ein sedimentäres Gestein.
Lag ich mit meinem Vulkanit daneben.

Danke nochmal in die :st:

Viele Grüsse und Glück Auf!
Jörg
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Plagioklas

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #47 am: September 29, 2012, 10:34:32 Vormittag »
Zitat
Dann ist es von der Tendenz her doch wohl ein sedimentäres Gestein.
Lag ich mit meinem Vulkanit daneben.

Ich würde mich da noch nicht festlegen. Es hat zudem keiner gesagt, dass es ein Sediment ist.

Offline ironmet

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #48 am: September 29, 2012, 11:01:37 Vormittag »
Hallo Leute,

da ich gestern mit einem anderen Forum-Mitglied telefonierte und wir kurz auch über dieses kuriose Fundstück sprachen....
Nur mal so in den Raum geworfen....
Wäre es möglich, dass es sich hier vielleicht doch um ausgehärteten Zement..oder Farbe oder sonstiges Menschen gemachte handelt???
Sebastian hat ja schon viel dazu geschrieben und versucht zu analysieren....
Keine Ahnung ob man das gleiche auch in ausgehärtetem Zement finden kann.
Habe ja bis auf die Terrazzo-Platte keine Erfahrung mit Baustoffen, wie die im Dünnschliff aussehen müssen.
Weiterhin habe ich auch keine Ahnung, ob solch Ergebnisse, die Jörg aus dem Labor erhalten hat auch mit Zement übereinstimmen könnten.....
Hat überhaupt jemand Dünnschliffe von Baustoffen....wohl eher nicht,oder?

Viele Grüße Mirko

Plagioklas

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #49 am: September 29, 2012, 11:34:08 Vormittag »
Ich glaube schon, dass es natürlich ist. Wenn du mir einen 1 cm großen dünnen Splitter mit Bruchflächen per Brief schicken könntest, könnte ichs unters Mikroskop packen und vielleicht mehr darüber sagen.

Offline ironmet

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #50 am: September 29, 2012, 11:41:53 Vormittag »
Hallo Plagioklas,

klar, gerne doch. :super:
Dann schicke ich Montag gleich Ein Stück an Dich ab.
Will noch wer ne Probe ??

Viele Grüße Mirko

Offline JFJ

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #51 am: September 29, 2012, 14:24:12 Nachmittag »
Oh oh ...

das wäre dann mein 2. "Bunkergeschiebe" der Saison  :applaus:
Ich glaube ich werde dann ein Bestimmungsbuch schreiben: Bunkerbeton - sammeln und bestimmen
 :lacher: :lacher: :lacher:

Au Mann - warten wir´s mal ab.

 :winke: Jörg
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Offline JFJ

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #52 am: September 29, 2012, 15:00:01 Nachmittag »
Mann bin ich blöd  :neenee:

Warum habe ich da nicht gleich dran gedacht:
Habe eben 24% Salzsäure drüber gegeben - schäumt deutlich gelb.
Gelb = Kalk.
Zement hätte weiß schäumen müssen.

Kalk mit in den Bunkerbeton rühren, hätte wohl keinen Sinn gemacht.
Vielleicht ist den Bunkerbauern ja auch nur der Zement knapp geworden  :gruebel:


 :winke: Jörg

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Plagioklas

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #53 am: Oktober 02, 2012, 15:21:55 Nachmittag »
Die Probe ist angekommen. Es ist tatsächlich sehr ungewöhnliches Material. Sie enthält neben dem Karbonatischen Hauptmineral auch Magnetit als Körnchen und schwarzes Glas! Die Körnchenform und die runden Kugeln lassen darauf schließen, dass die Masse, die das Gestein bildete zumindest teilweise geschmolzen war und dass sie in der Luft fein zerstäubt war und dann als Pulver zu Boden rieselte.

Das Material hat sich teilweise zersetzt oder umgewandelt. Die Risse sind Folgen dieses Prozesses, der wohl eine Volumenänderung bewirkt hat. Die Probe war bei der Ankunft in zwei Teile zerbrochen. Der im Verhältnis zu den anderen Rissen besonders breite Riß ist mit feinsten nadeligen Karbonatkristallen gefüllt. Die Außenseite des Gesteines zeigt teilweise Umlagerungen durch Lösung der Karbonate. Eine Verwitterungsrinde in dem Sinne besteht nicht. Somit ist das Stück teil eines sehr großen Objektes bzw. Gesteins gewesen. Aufgrund der Beschaffenheit der Rissfühllungen und der Oberfläche gehe ich davon aus, dass dieses Stück natürlich ist.

Allem Anschein nach handelt es sich dabei um karbonatische Vulkanasche, die zu Gestein verfestigt ist und als Geschiebe oder Geröll zum Fundort gelangte. Da Karbonatvulkanismus relativ selten ist, ist dieses Gestein schon was besonderes.
« Letzte Änderung: Oktober 02, 2012, 15:56:14 Nachmittag von Plagioklas »

Offline JFJ

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #54 am: Oktober 03, 2012, 10:24:44 Vormittag »
Hallo Plagioklas  :hut:

einen recht herzlichen Dank auch für Deine Hilfe!

Demnach würde für das Geschiebe eine Herkunft aus dem Fen-Gebiet (nahe Ulefoss) in Frage kommen, da dort im Perm Karbonat-Vulkanismus auftrat und einige Karbonatite in dieser Gegend ihre Typlokalität haben.
Doch ohne Anstehendes sind Überlegungen zur Herkunft halt nur Vermutungen.

Beste Grüsse und Glück Auf!
 :winke: Jörg
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Plagioklas

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #55 am: Oktober 03, 2012, 11:56:46 Vormittag »
Zitat
Demnach würde für das Geschiebe eine Herkunft aus dem Fen-Gebiet (nahe Ulefoss) in Frage kommen, da dort im Perm Karbonat-Vulkanismus auftrat und einige Karbonatite in dieser Gegend ihre Typlokalität haben.
Doch ohne Anstehendes sind Überlegungen zur Herkunft halt nur Vermutungen.

Der Fundort liegt dafür jedenfalls genau richtig und sehr nah dran. Man kann daher schon sagen, dass die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist.

Offline speul

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #56 am: Oktober 03, 2012, 15:28:43 Nachmittag »

Demnach würde für das Geschiebe eine Herkunft aus dem Fen-Gebiet (nahe Ulefoss) in Frage kommen, da dort im Perm Karbonat-Vulkanismus auftrat und einige Karbonatite in dieser Gegend ihre Typlokalität haben.
Doch ohne Anstehendes sind Überlegungen zur Herkunft halt nur Vermutungen.


Der letzte Satz bringt es auf den Punkt. Ein derartiges Gestein steht dort nämlich nicht an. An Karbonatiten gibt es drei, den Sövit, der ist weiß und marzipanähnlich, dukle Einschlüsse von Magnetit und Phlogopit, dazu Pyrochlor.
weiterhin Rauhaugit, rosa - rötlichbraun, Dolomit und Ankerit, Fe-haltig
und Rödbergit, "Roter Stein", Dolomit und Ankerit mit Hämatit,

weitere Vorkommende Gesteine sind dann Silcokarbonatite, wo silikatische und Karbontitische Magmen gemicht wurden, die sind aber grobkristalliner bis hin zu pegmatitisch.
Alles in allem eine schöne Theorie, die aber auch nicht so richtig paßt.

Ich biete mal eine andere Variante an.
Wie wäre es mit einem kontaktmetamorph überprägten Kalkstein?
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Plagioklas

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #57 am: Oktober 03, 2012, 16:17:49 Nachmittag »
Zitat
Wie wäre es mit einem kontaktmetamorph überprägten Kalkstein?

Dazu passen die runden Glaskügelchen absolut nicht. Auch die anderen schwarzen Minifetzen und die einzelnen im Verhältnis zu den feinen Kalk recht großen Magnetite währen zu merkwürdig.

Offline speul

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #58 am: Oktober 03, 2012, 16:48:11 Nachmittag »
Dazu passen die runden Glaskügelchen absolut nicht. Auch die anderen schwarzen Minifetzen und die einzelnen im Verhältnis zu den feinen Kalk recht großen Magnetite währen zu merkwürdig.

stimmt!
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Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Vulkanische Bombe
« Antwort #59 am: Oktober 04, 2012, 11:47:17 Vormittag »
Hallo,

Es gibt durchaus Karbonatite in der angegebenen Form, allerdings wohl nicht im Fen-Gebiet.

Im Kaiserstuhl habe ich schon solche betonähnlichen Karbonatite gefunden. Dort gibt es auch effusive Karbonatite, also Karbonatittuffe und -Lapilituffe. Ein paar Fotos gibts u.a. bei Dr. Weisenberger (http://www.tobias-weisenberger.de/7Kaiserstuhl-RocksandMinerals.html), einem ausgezeichneten Kenner der Region.

Leider fehlt mir die Dissertiation von Frau Katz-Lehnert über die gangförmigen Karbonatite des Kaiserstuhls, da sind weitere Untersuchungen drin. Es gibt dort u.a. sog. porphyrische Alvikite, die in derTat Beton nicht unähnlich sind. Außer der Tatsache, dass sie cm-große Calcit-Einsprenglinge haben. Ansonsten passen sie vom Typus zu diesem Gestein hier. Da waren auch solche zerbrochenen Erzklasten (Magnetit) drin, daneben auch Augit und Apatit. Leider habe ich im Moment keine Stücke mehr, die zur Herstellung von Dünnschliffen geeignet wären. Ocelli (kleine runde "Tröpchen") sind aus solchen Gesteinen beschrieben, das könnte hier hinkommen.

Glück Auf!
Sebastian
Diplom-Mineraloge

 

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