Autor Thema: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker  (Gelesen 6914 mal)

Offline herbraab

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #30 am: Februar 15, 2019, 23:41:37 Nachmittag »
Ich verweile rund zwei Wochen länger auf diesem Planeten wie Allende (der Meteorit), spiele also auch schon in der Liga "50+", und habe meinen ersten Meteoriten (ein 25,7g Stück von Odessa) im März 1982 erworben. Das qualifiziert mich wohl als "alten Sack", der hier auch etwas beitragen darf.

Obwohl, viel habe ich zu dem, was Allende (der Forumskollege) hier geschrieben hat, ohnehin nicht mehr zu ergänzen.

Als ein großes "Pro" für die heutige Zeit, das Kollege Allende nicht explizit erwähnt hat, möchte ich einbringen, dass wir heute vor dem Kauf eines Meteoriten üblichweise erstklassige Digitalbilder von dem Stück der Begierde aus allen möglichen Richtungen bekommen. Man erhält so einen sehr viel besseren Eindruck von dem Material, in das man sein Geld investiert, als durch die klassischen Umriss-Skizzen eines Bob Haag oder die schon beinahe legendären, wortreichen Beschreibungen eines David New. Das ist schon eine ganz tolle Sache!

Natürlich leben wir Sammler heute im NWA-Schlaraffenland. Seltene Meteoritenklasen, die wir anno dazumals bestenfalls aus den Fotobänden des NIPR kannten, bekommt man heute jederzeit über eBay. Abseits der NWA-Meteorite (und dort liegt mein Sammlungsschwerpubnkt - unter den 76 Lokalitäten in meiner bescheidenen Sammlung finden sich "nur" 17 NWAs) haben sich die Preise aber so entwickelt, dass Zuwächse zu meiner Sammlung immer seltener werden. Klassische Lokalitäten und frische Fälle (so es sich nicht ausnehmend große Schauer wie Chelyabinsk handelt) haben ein Preisniveau erreicht, das mich immer mehr in die Rolle des staunenden Beobachters als des aktiven Sammlers (=Käufers) drängt und manchmal sogar die Überlegung aufblitzen lassen, ob es nicht klug wäre, die eigene Sammlung auf dem Sammlermarkt zum Kauf anzubieten. Aber Nein, dafür liebe ich meine Sammlunsstücke (noch) zu sehr.  :smile:

 :hut:
Herbert
« Letzte Änderung: Februar 16, 2019, 00:28:53 Vormittag von herbraab »
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Allende

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #31 am: Februar 16, 2019, 10:02:08 Vormittag »
Aha, jetzt verstehe ich das Thema richtig(er).

20 Klassiker aus >60'000 Mets, wovon vielleicht über die Nuller Jahre bis und mit heute nur rund 1000 auf dem Markt erschienen sind?! Vielleicht erscheint die Zahl 1000 zu niedrig, aber man sollte nicht vergessen, dass trotz rund 10'000 NWA Nummern und 2-3 tausend Oman-Nummern und weiterer Hundertschaften von nummerierten Wüstengesteinen aus weiteren Ländern nur eine kleine Anzahl wirklich in die Marktverteilung gerät oder geraten ist. Die Marktverteilung, oder zumindest die Zugänglichkeit via Museumsdisplay etc ist schon sehr wichtig für die Bekanntheit und damit die Möglichkeit für den Meteoriten zum Klassiker zu werden. Die oben erwähnte reduzierte 1000er Auswahl beinhaltet sicher einige edle, tolle, wunderprächtige nummerierte Steine wie z.B. den rätselhaften grün bekrusteten Stein (mit einigen Pairings) oder die schwarze Schönheit (auch Schönheiten treten in Pairings auf – huch!), aber ich glaube das trotz deren wissenschaftlicher Bedeutung diese Steine kaum je den Status eines Klassikers erreichen werden. Nicht jeder gross beachtete Stein hat ein Potential um ein Klassiker zu sein, aber ein Klassiker wird jederzeit gross beachtet.

Ich habe für mich keine 20 Favoriten/Klassiker unter den zig-tausenden bekannten Meteoriten, meine aber, dass jeder Sammler, jeder Händler, jedes Museum und jede Hochschule eine Art von "20er Liste", zumindest in Gedanken hat. Aber die Motivation und Hintergründe, warum gerade "diese" 20 als Klassiker gelten sollen, wird aber bei jedem komplett verschieden sein.

Der Allende-Chondrit ein Klassiker? – da stimme ich vorbehaltlos zu. Wer noch kein Allende hat oder eine schöne Scheibe haben möchte, soll doch hier im Forum unter den Angeboten (Such-, Tausch-, Kauf- und Verkaufsanzeigen) schauen. Da ist ganz aktuell etwas zum Thema Allende drin.

Gibt es eine hieb- und stichfeste Definition von Klassiker bezogen auf Meteorite?

20 Grüsse
Allende  :hut:

Offline Murchison´s friend

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #32 am: Februar 16, 2019, 11:12:53 Vormittag »
Grüß Euch ALLE,

ich bin zwar noch eher ein "junger Sack", möchte aber auch meine Gedanken zum Thema niederschreiben !

Ich würde die 20 Klassiker unterteilen :

1. Die wahren Klassiker - wie Elbogen, Ensisheim, Ogi, Hraschina, Tabor, Mauerkirchen, Eichstädt, Mässing usw. bis zum L'Aigle, dem Falljahr 1803 !
2. Die Klassiker - wie Stannern, Seres, Honululu, Braunau, Mezö-Madaras, Parnallee, Pultusk, Mocs, Jelica - also bis 1899 !
3. Die Anwärter - wie Minnichhof, Sikhote-Alin, Bruderheim, Ibitira, Allende, Murchison, Ningqiang, Trebbin, Peekskill, Tagish Lake, Tissint, Chelyabinsk, Kuba - also bis dato !

Ist ja nur so ein Gedanke von mir !

Liebe Grüße,
Michael
Murchison`s friend ist für alles Neue offen - besonders um Meteorite zu finden !

Offline herbraab

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #33 am: Februar 16, 2019, 11:56:05 Vormittag »
Gibt es eine hieb- und stichfeste Definition von Klassiker bezogen auf Meteorite?

Gibt es - glücklicherweise! - nicht, denn wenn wir alle die vielen, so unterschiedlichen Meteorite gleich bewerten würden, dann würden unsere Sammlungen auch alle gleich aussehen, und das wäre ja langweilig.  :laughing: Jede/r Sammler/in hat seine individuellen Vorlieben und gerade das macht das Sammeln ja so interessant, oder?

:hut:
Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline Wunderkammerad

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #34 am: Februar 16, 2019, 12:27:33 Nachmittag »
@ M's F: "alter Wein in neuen Schläuchen [=Säcken]" - geht auch.

@Allende: Du hast natürlich vollkommen recht. Wenn es nicht nur um die persönlichen "Best of" gehen soll, müsste man Kategorien entwickeln, z.B. historische Fälle, einzelne Klassen, aus naturwissenschaftlichen Gründen besonders wichtige Meteoriten, Meteoriten mit einem bedeutenden kulturhistorischen Kontext, exemplarisch "schöne" Stücke mit ausgeprägten Features usw. usf.

Aber davon abgesehen gibt's halt diese besonderen Fälle, wo es anfängt zu kribbeln und das Maul zu wässern, wie eben Allende, Sikhote Alin, Cape York, Guijba, Portales Valley, Esquel, Murchison, Chelyabinsk, deren schöne Exempel gleich mehr als eine Kategorie abdecken. Schwierig. Aber schön schwierig.

Offline JaH073

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #35 am: Februar 16, 2019, 17:07:04 Nachmittag »
Hallo,

eigentlich wollte ich mich gar nicht bei diesem Thema melden, da ich mich ja überhaupt nicht zu den alten Säcken zähle.   :lacher:
Alter ist nur eine Zahl die im Ausweis steht.
Aber wenn es da um ein paar Klassiker geht, dann bin ich ganz auf Herbert´s Meinung.

Es wurden ja bereits einige tolle Fälle und Funde aufgezählt.
Ich denke, denen kann man fast ausnahmslos zustimmen.

Für mich persönlich zählt unter meine privaten Top 20 auf jeden (F)fall der Bassikounou von 2006
Das hat selbstverständlich private Gründe.
Bassikounou wurde ja sehr gut von Svend Buhl dokumentiert.

Was jedoch dabei nicht erwähnt wurde ist, daß das erste Funstück, welches gefunden wurde, von den lokalen Bewohnern aus Unwissenheit mit der Flex halbiert wurde.
Diese Flexscheiben wurden von einem - nenn ich ihn mal Nord-West-Afrika-Reisenden - zur Verfügung gestellt.
Seinen Namen soll man im Internet nicht nennen, da er das aus privaten Gründen nicht möchte, aber ich darf erwähnen, daß er viele Jahr mit einer Ente dort herumgefahren ist. Die Insider wissen nun um wen es sich handelt.
Er hatte dann eine Hälfte erhalten, von welcher er ein größeres Stück abgebrochen und zur Klassifizierung in die Schweiz geschickt hat.
Die andere Hälfte kam über Umwege zu mir.
Ein Bekannter der lokalen Flexarbeiter hatte in Deutschland Maschinenbau studiert und mich über das Internet kontaktiert.
Die Finder wollten das Teil unbedingt zu Geld machen. Ich sollte das Teil schneiden und verteilen.
Wir haben ein Treffen ausgemacht und sein Vorschlag war die Bahnhofs Gaststätte in Kaiserslautern.
Da saßen wir dann mit dem halben Klotz auf dem Tisch, mit Lupe und Waagen und haben besprochen was mit diesem Stück nun passieren soll.
Dass da einige her kamen und nachgefragt haben was das ist, könnt ihr euch sicher vorstellen. Natürlich kam es so wie es kommen mußte.
Die Bahnhofspolizei hat dann auch freundlich "hallo" gesagt und nachdem wir erklärt hatten was Sache ist, war alles OK.
Ich habe sogar Fotos von dem Treffen gemacht.
Alex - frag jetzt ja nicht wo die sind. Die muß ich wirklich erst mal auf einer externen Festplatte suchen gehen.
Wie bekannt habe ich das Stück geschnitten und die Teile verkauft.
Am Anfang dachte man, daß es wohl kein weiteres Fundmaterial davon geben würde.
Weit gefehlt. Aber so ist das in/bei den meisten Fällen.
Zu der dann folgenden Meteoritenbörse in Gifhorn kam auch Ismaily aus Marokko und hatte eine ganze Kiste mit 100 % bekrusteten schönen Individuals dabei.
Ich konnte hier einen echten Rosinenpick machen und habe zugeschlagen, was ich auch bis heute nicht bereue.
Für mich gibt es von der Kruste her nicht viele andere Chondrite, welche diesen hier das Wasser reichen können.

Daher gehört für mich der Bassikounou auch zu den Top 20, nein ich verbessere noch.
Für mich und meine Sammlung zu den TOP  5

Just my 2 Cents

Hanno
Je mehr Ecken und Kanten ein Diamant hat, umso mehr funkelt und strahlt der Stein.

Offline Thin Section

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #36 am: Februar 16, 2019, 18:39:57 Nachmittag »
Für mich gibt es von der Kruste her nicht viele andere Chondrite, welche diesen hier das Wasser reichen können. Daher gehört für mich der Bassikounou auch zu den Top 20, nein ich verbessere noch. Für mich und meine Sammlung zu den TOP 5

In diesem Zusammenhang hier ein tolles Teilscheibchen mit herrlicher Kruste, das ich damals - im Februar 2007 - von Hanno erwarb!

Bernd  :winke:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline Greg

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #37 am: Februar 16, 2019, 18:48:40 Nachmittag »
 :smile: Vor einiger Zeit hatte der Reisende mit der Ente noch ein paar kleine Fragmente davon und ich kaufte ihm ein schönes, frisches 69g Bruchstück ab.  :smile:
Eine Frau, die in der Nähe kleine Minerale, Halbedelsteine etc. verkaufte, kam kurz danach zu mir, weil sie es gar nicht glauben konnte, dass für irgendeinen unscheinbaren schwarz-weißen Stein, der aussah wie Schotter, mehrere Geldscheine den Besitzer gewechselt hatten...  :einaugeblinzel:

Allende

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Re: Alte Säcke erzählen: Die 20 Großen Klassiker
« Antwort #38 am: Februar 21, 2019, 22:47:08 Nachmittag »
Hallo Forum  :winke:
 
Wenn man so durch dieses Thema durchliest, fällt auf, dass Falle und Namenssteine, Namenseisen usw. durchaus ihren Wert haben und behalten, weil sie geschätzt, begehrt, gehegt und gepflegt werden und – ähnlich wie bei historischen "Rosinen" – teils unglaubliche Preise dafür im Markt verlangt und bezahlt werden. Knapp 50 Jahre nach der ersten Mondlandung hingegen erleben fassbare, begreifbare und authentische Mondmeteorite – ausser bei Christies Auktionen – ähnlich wie Sauerbier einen ebenfalls unglaublichen, diesmal aber Wertverfall. Vieles ist rational nicht erklärbar. Irgendwie bin ich im Schockzustand und das schon seit einigen Jahren.
 
Gruss, Allende  :hut:

 

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