Autor Thema: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !  (Gelesen 18672 mal)

Offline MetGold

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Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« am: April 07, 2008, 07:20:17 Vormittag »
   
Auskopplung aus dem Thema "ROST"

Motto: Haltet unsere Themen auch themenbezogen !!!  Neue Inhalte verlangen neue Themen und zum Blödeln gibt es andere Boards/Foren.

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« Letzte Änderung: April 18, 2008, 07:43:27 Vormittag von MetGold »
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

Offline paragraf

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #1 am: April 15, 2008, 01:42:08 Vormittag »
Jo!

Allerdings hab ich - wie soll es anders sein! - nach wie vor sehr wenig Ahnung von dieser Materie. Nur erlaube ich mir ungeheuerlicherweise aber - bei allem ehrlich gemeinten Respekt -  alten Hasen nicht immer alles zu glauben, was sie sich erzählen.

Gruß
Bernd

Offline Mettmann

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #2 am: April 15, 2008, 14:55:37 Nachmittag »
Das ist das "Rebel witout a cause"-Syndrom,
das müßt auch therapierbar sein.

Sehs mir nach, daß ichs nicht kurieren mag, wir haben da gerade eine Debatte auf der US-List laufen, die nur noch traurig und ermüdend ist. Da hat einer, kein Händler übrigens, Bob Evans heißt der, ein zwielichter Geselle, wie es nicht weiter geht, im US-ebay irgendwelche Meteorite als historische erzseltene verkauft, also Wüstenmeteorite als historische Fälle, St.Severin als Ensisheim, ein A... mit Ohren.
So und nun scheint da was aufzubrechen, bei einigen Sammlern, was mir vollkommen unverständlich ist.
Der Tenor, jeder Verkäufer habe gefälligst offenzulegen, von wem er seine historisches Material habe, möglichst von Anbeginn aller Zeit, auch die aller honorigsten, weil ja sonst die Sammler nach Strich und Faden beschissen werden könnten usw.
Da werden Ängste sichtbar, und Vorstellungen, daß die Händler skrupellos dem Böck hinterherjagen würden usw. usf.

Das ist nicht mehr meine Welt. Was da ausgekübelt wird, hat mit meinem Begriff von Meteoritensammeln und -markt nichts mehr zu tun. Meteorite waren immer und sind eine so kleine Petrischale, daß der Szene der Leute, Händler und Sammler, was man ja meist nicht auseinanderhalten kann, immer geprägt war durch vertrauensvollen Umgang miteinander, gegenseitigem Respekt und in einer freundschaftlichen Atmosphäre. Meteoritenkauf ist Vertrauenssache, das Vertrauen der Sammler ist des Händlers größtes Kapital, und umgekehrt muß er sich auf seine Sammler verlassen können. Und vielfach, da ja alle Seiten meteoritenverrückt sind und die Szene so klein, sindse freundschaftlich verbunden.
Und man muß ja sehen, daß die meisten Meteoritenverkäufer Sammler sind, die das aus Spaß an den Steinen machen.
Wie auch die wenigen Vollzeithändler und auch die Jäger das machen, weil sie den Steinen verfallen sind - gibt Tausend leichtere Wege seine Brötchen zu verdienen, als ausgerechnet dem seltensten Zeug der Welt nachzjagen und sich den strengsten Kontrollen zu unterwerfen, dies in keinem andern Sammelgebiet sonst gibt, und daß in einem Markt, wo die Preise seit 8 Jahren vollkommen zercrasht sind. usw.

Und da gehens her und ruochen ein so krasses Bild von den Mettanbietern zusammen,
daß ich mirs vorstell, daß einige bei sich denken, na dann lassmers halt.

Ich hab keine Ahnung, wo das plötzlich herkommt. Wo die diese Schädigungen in den Hirnen herhaben, daß die Meteoriterei das letzte Haifischbecken sein soll. Ham die den falschen Umgang gehabt? Oder ist es diese mistige Ebay?
Und warum wollens sich dann überhaupt in dem Meteoritenmiljöh bewegen, wenn das in deren Augen so sinister, gefährlich und unaufrichtig ist?

Dann hab ich mal gefragt, wer denn schonmal besch..... worden sei, auf die Art. Vielleicht ists ja gar nicht die Elfen- und Zergenwelt, die ich mir vorstell.
Zwei aus 800-1000 auf der List und da hocken ja Leut die auch schon seit Jahrzehnten sammeln, haben sich gemeldet.
Der eine hatte mal ein dubioses Angebot eines Calcalong Creeks bekommen, daß er ausgeschlagen hatte, man also nicht weiß, ob der falsch war - die andere hatte einen Kem Kem gekauft. Kem Kem, müßt ich nachschaun, war glaub ich 1998, war eine Geschichte vor den NWA-Zeiten, als man noch gar ned recht wußte, was da in der Region rumliegt und es auch noch keine NWA-Nummern gab, da wurden verschiedene Funde aus der Kem-Kem-Region zusammengewürfelt eben als Kem Kem verkauft, ob mans als Verfälschung werte soll?

Und das war alles, was an Feedback kam.

Aber nein, ein einziger Halunke, ein Amateur und Parvenue reicht aus, um alle anderen, die sich Jahre und Jahrzehnte lang einen Namen erarbeitet haben unter Generalverdacht zu stellen
und unmäßge Anforderungen zu stellen.

Das ist krank. Und das ist depremierend.

Dann sollens halt keine Meteorite sammeln, wenns so traurige Vorstellungen haben.

Echt.
Martin

PS: Das Beschissenwerden ist das Privileg der Händler die in Marokko kaufen müssen, das könnt ihr getrost denen überlassen.
Naja und wenn ihr eben unbedingt im Ebay bei wildfremden Leuten und Nicht-IMCAler oder Nichtnamhaften Sammlern und Anbietern die Gartenfunde kaufen wollt oder auf die unglaublichsten Versprechungen reinfallen wollt - da kann Euch keiner helfen! Nur wir können nix dafür und kaum etwas dagegen machen.

"If any of you cry at my funeral,
I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

Offline ironsforever

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #3 am: April 15, 2008, 17:54:04 Nachmittag »
Hallo Martin,
liebe Metties,

starker Tobak, was der Martin da über die aktuelle Forderung zur Offenbarung der Bezugsquellen schreibt, ich habs grad in der Amiliste gelesen.
Ich bin Sammler, kein Händler, und habe trotzdem kein Interesse daran, dass die Händler nun ihre Quellen offenbaren, wie es ja bereits schon in einzelnen Onlinekatalogen getan wird. Was ist die Folge, wenn das jeder macht? Kunde kauft nur noch direkt bei der Quelle, weils dort natürlich am preiswertesten ist, als bei nachfolgenden Händlern. Und was ist die Folge dessen? Der Markt wird einbrechen. Jeder Sammler wird erkennen, dass er in der Vergangenheit immer viel zuviel bezahlt hat, weils direkt an der Quelle zwangläufig am billigsten ist. Ich wäre wahrscheinlich ziemlich frustriert und viele andere würden vielleicht sogar ganz aufhören, zu sammeln.

Händler, macht doch nicht den Markt kaputt durch diesen Bezugsquellen-Offenbarungsquatsch!

Es reicht doch völlig aus, wenn die Sammler nur bei den bekannten Namen kaufen und schwarze Schafe in den Metlisten geoutet werden. Spätestens dann sind die doch fertig mit der Metszene. Beschissen werden die Leute bei Ebay übrigens auch in anderen Bereichen. Das ist keine "Erfindung" der Metszene. Auch Briefmarken, Artefakte und Münzen werden gefälscht.

Andi K.

Offline MarkV

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #4 am: April 15, 2008, 18:40:31 Nachmittag »
Hallo,
also die Sache mit dem Seymchan ist mir schon sehr übel aufgestossen und das werde ich auch nicht so schnell vergessen. Da kaufe ich für $2100 von einem angesehenen Meteoritenhändler und IMCA-Mitglied aus den USA eine Seymchan-Scheibe und stelle dann fest, dass es in Wirklichkeit Brahin ist. Vor allem hat er sich nicht selber bei mir gemeldet, sondern ich als Anfänger musste das herausfinden und ihn darauf aufmerksam machen. Da kann man nur von Glück reden, dass ich die Scheibe nicht bereits als Seymchan weiterverkauft hatte oder in viele Stücke geschnitten habe und weiterverkauft habe. Die Rückabwicklung davon dürfte alles andere als leicht sein. Das war in dem Fall kein Betrug, weil der Händler selber dachte, dass es sich um Seymchan gehandelt hat und erst auf meinen Hinweis hin Nachforschungen angestellt hat. Ausserdem konnte ich den Kauf jetzt auch wieder rückgängig machen, aber ein fader Nachgeschmack bleibt trotzdem, zeigt es doch, dass der Händler selber nicht in der Lage war, Brahin von Seymchan zu unterscheiden und auch bei seinen Bezugsquellen nicht besonders wählerisch ist.
 
Ob das Ganze zu vermeiden gewesen wäre, wenn er schon beim Kauf seine Bezugsquelle angegeben hätte, weiss ich nicht. Vermutlich eher nicht. Wegen mir brauchen die Händler da keine Bezugsquellen angeben. Ich sammel ja eh keine historischen Fälle und bin daher nicht so sehr von der Problematik betroffen. Und wer von den Sammlern will seinen Namen später schon auf diversen Methändlerlisten wiederfinden. Selbst hier im Forum posten die meisten ja nur unter Pseudonym.

Grüsse,
Mark




Offline MarkV

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #5 am: April 15, 2008, 19:12:21 Nachmittag »
Hallo,
noch ein Nachschlag: Hier auf der Seite das zweite Bild. Das ist mit "This is Bassikounou" überschrieben. Muss ich mir Sorgen machen, weil mein Mali auf diesem Bild mit drauf ist?

http://www.polandmet.com/+munich2007.htm

Grüsse,
Mark

P.S.: mein Mali ist nicht von Polandmet sondern von Esmail
« Letzte Änderung: April 15, 2008, 20:12:09 Nachmittag von MarkV »

Offline gsac

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #6 am: April 15, 2008, 19:30:46 Nachmittag »
Aber nein, ein einziger Halunke, ein Amateur und Parvenue reicht aus, um alle anderen, die sich Jahre und Jahrzehnte lang einen Namen erarbeitet haben unter Generalverdacht zu stellen und unmäßge Anforderungen zu stellen. Das ist krank. Und das ist depremierend.

Na ja, Neffe,

das habe ich etwas anders verstanden, und ich denke mal, den Protagonisten dieses Threads (PS: me inclusive!) lag bzw liegt es völlig fern, die aufrichtigen Händler, und das sind doch so gut wie alle, die Rang und Namen haben und die man so kennt, unter eine Art von "Generalverdacht" zu stellen, so wie Du es gerade formulierst. Ich kenne allerdings den neuesten Stand der dortigen Debatte nicht, und ich hoffe nicht, es hat sich nun wirklich noch zum äußerst Negativen hin weiterentwickelt.

Auslöser muß wohl die Diskussion um diesen "bad guy" Bob Evans gewesen sein. Nun ist es, mindestens mal in Insiderkreisen, schon seit Jahren ungeschriebene Regel, daß man mit gewissen Leuten einfach nicht umgeht oder umgehen sollte, weil die ihre gute Reputation längst verloren haben - so sie denn jemals überhaupt eine hatten. Mr E gehört dazu, aber mir fallen mindestens mal sofort noch drei weitere Namen ein. Das muß man hier ja nicht vertiefen, denn diese Leute sind es nicht wert, daß man sich überhaupt noch weiter mit ihnen beschäftigt.

Aus der Diskussion ergab sich dann sozusagen von selbst, wenn ich es recht erinnere, eine Debatte um die Provenienz von Meteoriten, und wie man z. B. als Sammler einigermaßen sicher sein kann, daß man die Ware erhält, die man auch erwartet.

Um es mal gleich vorwegzunehmen: aus meiner jahrzehntelangen Sammeltätigkeit weiß ich selbst nur zu genau und wage dies auch mit Fug und Recht zu einem beweisbaren Theorem zu verallgemeinern: "Meteoritengeschäfte sind Vertrauenssache"! Die Gemeinde ist immer noch relativ klein und überschaubar und wer auch immer, egal von welcher Seite, bewußt Vertrauensmißbrauch betreiben würde in diesem kleinen Pool, wäre über kurz oder lang völlig raus aus diesem Geschäft oder zumindestens schwerst stigmatisiert. Auch dafür gibt es berühmte traurige Beispiele - die Namen kennt jeder, der schon etwas länger bei der Sache ist. Man kann das auch anders formulieren, und das geht auf lakonische Weise am besten auf englisch: "know your dealer"! Wisse, mit wem Du es zu tun hast. Für mich hat sich diese Maxime beim Umgang mit Anbietern seit mehr als zwei Jahrzehnten bewährt, und das auch ist der Grund, weshalb ich immer wieder gern auf die gleichen Quellen zurückgreife - weil ich denen vertrauen kann, weil auch die mir als Käufer vertrauen, und weil sich hier und dort über längere Zeiträume hinweg übers rein Geschäftliche hinaus auch durchaus noch sehr nette und fruchtbare andere Anknüpfungspunkte ergeben können, in meinem Fall auch ergeben haben.

Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich seit einiger Zeit nur noch höchst selten im meteoritischen Ebay unterwegs bin. Auch dort gibt es Händler mit guter Reputation - am besten erkennt man sie an ihrem Namen, wenn man die Verknüpfung dazu über deren handle herstellen kann, und sonst kann man immer noch schauen, ob sie dort mit einem IMCA-Label auftreten. Der IMCA stand ich lange Zeit sehr skeptisch gegenüber, inzwischen hat sich das etwas gewandelt und ich bin dort schließlich sogar selber eingetreten (...geht nur mit mindestens zwei Bürgen), obwohl ich so gut wie nie etwas verkaufe aus meiner Sammlung. Aber Händler mit gutem Rufe oder mit IMCA-Logo sind nur die eine Seite der Medaille, und man muß trotzdem sehen: die IMCA bietet zwar eine Art Grundschutz, aber letztlich auch keine Garantie (PS: siehe Marks Post weiter oben). Auf Ebay tummeln sich zudem jede Menge schwarze Schafe - und wer mit dem $$-Blick einzig und allein auf möglichst billiges Material, auf Schnäppchen und sonst nichts, aus ist und nicht auch allermindestens dabei auf den Anbieter achtet, der wird sicher über kurz oder lang seine bösen Erfahrungen machen, sich die Finger verbrennen, und wenn es gut geht, nach dem Motto "aus Schaden wird man klug!" dann doch noch die Kurve kriegen und die klassische Variante des persönlichen Kontakts mit einer Handvoll Händler vorziehen.

Zurück zur US-Liste. Da zeigt eine bekannte US-Anbieterin plötzlich ihre Quellen vor, behauptet, sie erhalte privat jede Menge Zuspruch von Seiten der Sammlerschaft, und so falsch könne das dann doch nicht sein. Gleich zu Beginn der Debatte gab es Lob von Jeff Grossman, der in der Meteoritical Society eine nicht unbedeutende Rolle spielt, es gab aber auch sehr kritische Stimmen von Seiten anderer Händler mit Argumenten, die durchaus nachvollziehbar sind und die ich mir auch sofort zu eigen machen würde, wäre ich Händler. Würde jeder Händler seine Quellen offenlegen, führte das nämlich tatsächlich zum schnellen Ruin des Marktes, so man ihn denn einen nennen kann - und zwar wohlgemerkt am Ende zuungunsten *aller* Beteiligter!

Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch die Sammler, die gern um die Provenienz ihrer Sammlungsstücke wüßten. Für mich habe ich die Lösung gefunden, daß ich gelegentlich bei sehr seltenen Stücken (!) den Händler vorsichtig privat frage, ob er mir eine Quellenangabe machen kann. Das hat so gut wie immer funktioniert. Bei seltenen historischen Stücken wie Ensisheim oder raren Exoten wie Hoba halte ich das auch für durchaus legitim - und so kann ich z. B. den letzten Weg meiner zwei Sammlungsstücke dieser Fälle über eine gewisse Strecke hinweg durchaus rekonstruieren. Aber das ist die Ausnahme von der immer guten und gültigen Vertrauensregel (siehe oben!), und das gehört auch nicht in die Öffentlichkeit.

Insofern gebe ich übrigens meinem Neffen Martin völlig recht! Nur seine Schlußfolgerung aus der Debatte, man wolle nun alle Händler diffamieren bzw, wie hieß es, unter einen "Generalverdacht" stellen, die halte ich nun doch für etwas überzogen. So etwas würde kein auch nur ansatzweise vernunftbegabter Sammler tun!

Howgh,
Alex
« Letzte Änderung: April 15, 2008, 20:30:47 Nachmittag von gsac »

Offline MarkV

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #7 am: April 15, 2008, 21:05:06 Nachmittag »
Würde jeder Händler seine Quellen offenlegen, führte das nämlich tatsächlich zum schnellen Ruin des Marktes, so man ihn denn einen nennen kann - und zwar wohlgemerkt am Ende zuungunsten *aller* Beteiligter!

Also das glaub ich nicht. Das impliziert ja, dass die Händler eigentlich überflüssig sind und einen mit den Preisen nur übers Ohr hauen. Ich bin eigentlich froh, nicht mit den Marokkanern verhandeln zu müssen. Dabei bekommt man dann noch jede Menge Ausschuss-Ware untergejubelt und muss sich anschliessend noch um die Klassifizierung kümmern. Erst danach weiss man, was man eigentlich gekauft hat. Da beziehe ich doch besser klassifiziertes Material direkt vom Händler meines Vertrauens. Hab auch schon erlebt, dass der Mali im Ebay günster war als direkt aus Marokko.

Bei historischen Fällen führt die Quellenangabe auch nicht dazu, dass von da ab alle direkt bei der Quelle kaufen, weil diese in der Regel nur wenig Material hat. Darüber hinaus kaufen die Händler ja deswegen günstiger ein, weil sie die Meteorite in grossen Mengen abnehmen. Diesen Preis wird der private Sammler nie bekommen, wenn er nur eine Scheibe des Meteoriten haben möchte.

Und was bringt mir eine Quellenangabe? Viele Museen hatten z.B. Rembrandts ausgestellt, die gar keine waren. Also selbst wenn als Quelle Museum xyz steht, kann ich nicht sicher sein, ob dort nicht schon mal die Putzfrau den Pultusk mit einem Juancheng vertauscht hat.

Also ich verlasse mich da besser auf den Händlers meines Vertrauens. Ausserdem kann ich nur an alle Sammler appellieren, unbedingt darauf zu achten, dass keine Meteorite verwechselt werden. Wenn später die Erben kommen und den Bassikounou für einen Mali, den Brahin für Seymchan, den Sikhote für Ziz und den Junacheng für Pultusk weiterverkaufen, dann wäre das schlimm. Insbesondere, wenn dann als Herkunft der Name des Verblichenen in den Händlerlisten steht...

Grüsse,
Mark



Offline gsac

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #8 am: April 15, 2008, 21:58:58 Nachmittag »
Würde jeder Händler seine Quellen offenlegen, führte das nämlich tatsächlich zum schnellen Ruin des Marktes, so man ihn denn einen nennen kann - und zwar wohlgemerkt am Ende zuungunsten *aller* Beteiligter!

Also das glaub ich nicht. Das impliziert ja, dass die Händler eigentlich überflüssig sind und einen mit den Preisen nur übers Ohr hauen.

Nein, diese Implikation ist imho komplett falsch - ich habe doch versucht, gerade das Gegenteil zu beweisen!

Denn: Quellenoffenlegung --> Kunde geht zur offengelegten Quelle --> Händler verliert seinen Kunden, Quelle
gewinnt kurzfristig den Kunden, Händler bestellt nicht mehr bei Quelle, Quelle monopolisiert am Ende, erhöht Preise usw usw usw.., Markt kaputt! Dieses ganze Programm kann man doch auch auf ganz realen Märkten beobachten. Wie kommst Du denn auf Deine Implikation?

Selbstverständlich ist der Händler nicht überflüssig, und der sollte sich auch nicht auf Dauer überflüssig machen, in dem er seine Quellen offenbart!

Ich bin eigentlich froh, nicht mit den Marokkanern verhandeln zu müssen.

Ich auch, jedenfalls was Meteorite angeht, mal abgesehen vielleicht vom persönlichen Klitzekleindeal an einem Börsenstand! (PS: der Wirt in meiner Stammkneipe in Berlin, Omar, ist allerdings Marokkaner, und mit dem verhandle ich hin und wieder sehr gern, aber das ist eine ganz andere Geschichte...)

Und was bringt mir eine Quellenangabe?

Die persönliche Kommunikation einer Quellenangabe bringt mir viel, da sie vom Händler meines Vertrauens (!) kommt, wenn sie denn überhaupt kommt, was ja nicht selbstverständlich ist, und zwar privat hinterfragt und nicht öffentlich. Und auch nur im Falle zum Beispiel sehr raren historischen Materials. Im Falle (zum Beispiel) aktueller Wüstenfunde, und seien sie noch so rar, würde ich mich doch nicht erdreisten, den Händler nach seiner Quelle zu befragen..

Also ich verlasse mich da besser auf den Händlers meines Vertrauens.

Ja, denn besser ist das - ich auch!

Ausserdem kann ich nur an alle Sammler appellieren, unbedingt darauf zu achten, dass keine Meteorite verwechselt werden. Wenn später die Erben kommen und den Bassikounou für einen Mali, den Brahin für Seymchan, den Sikhote für Ziz und den Junacheng für Pultusk weiterverkaufen, dann wäre das schlimm. Insbesondere, wenn dann als Herkunft der Name des Verblichenen in den Händlerlisten steht...

Da leckst Du jetzt aber gerade Deine persönliche Wunde mit dem Brahin, das ist eher speziell, so wie auch diese Verwechslung in Deinem Fall wohl wahrscheinlich nicht vom Händler beabsichtigt gewesen ist und man es also nicht verallgemeinern kann. Wenn es aber allgemein um Nachlässe geht, so würde ich sagen, ist zuvorderst mal wichtig, daß das, was man zu Lebzeiten mal hatte/hat, ordentlich (d. h. nach bestem Wissen und Gewissen zum Zeitpunkt der Aufzeichnung!) dokumentiert wurde/wird, damit es die potenziellen Erben oder Nachlaßverwalter später auch entsprechend ordentlich weiterverwalten oder weitergeben oder was auch immer sinnvolles damit anstellen können...

"Ohne Dokumentation kein wertiger Fortbestand!" ist fast so elementar wie "Ohne Moos nix los!"

Alex
« Letzte Änderung: April 15, 2008, 22:34:00 Nachmittag von gsac »

Offline herbraab

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #9 am: April 15, 2008, 22:34:53 Nachmittag »
also die Sache mit dem Seymchan ist mir schon sehr übel aufgestossen und das werde ich auch nicht so schnell vergessen. Da kaufe ich für $2100 von einem angesehenen Meteoritenhändler und IMCA-Mitglied aus den USA eine Seymchan-Scheibe und stelle dann fest, dass es in Wirklichkeit Brahin ist.

Also, was steht da auf der IMCA-Seite: "If members wish to sell or trade meteoritic specimens, those items must be 'actually and exactly what is claimed'". Da müsste Dir der Händler doch ein authentisches, gleichwertiges Stück im Austauch anbieten, ansonsten kannst Du ihn ja bei der IMCA verpetzen. :streit:

noch ein Nachschlag: Hier auf der Seite das zweite Bild. Das ist mit "This is Bassikounou" überschrieben. Muss ich mir Sorgen machen, weil mein Mali auf diesem Bild mit drauf ist?

http://www.polandmet.com/+munich2007.htm

Mein Stück, das ich als Bassikounou von Mohamed Esmail gekauft habe, ist auch mit drauf. Wir könnten ja Münzen werfen, ob das Material nun wirklich Bassi oder Mali ist...  :nixweiss: :dizzy:

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline herbraab

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #10 am: April 15, 2008, 22:47:42 Nachmittag »
Der IMCA stand ich lange Zeit sehr skeptisch gegenüber, inzwischen hat sich das etwas gewandelt und ich bin dort schließlich sogar selber eingetreten (...geht nur mit mindestens zwei Bürgen)

Ich stehe der IMCA noch immer skeptisch gegenüber. Ich bin auch nicht beigetreten, weil ich die Grundsätze der IMCA nicht erfüllen kann. Wenn ich ein 2mg-Brösel habe, von dem der Verkäufer (der vielleicht kein IMCA-Mitglied war/ist) behauptet hat, es wäre Governador Valadares, und ich verkaufe oder tausche es als IMCA-Mitglied, müsste ich dafür grade stehen, dass es tatsächlich und exakt das ist, was behauptet wird. Wie bitte soll ich als Sammler das Garantieren können? Soll ich vor dem Verkauf eine Mirkosondenuntersuchung machen lassen?

Seit mir nicht böse, Leudde, aber die IMCA verspricht was, was ein Großteil ihrer Mitglieder realistisch gesehen einfach nicht halten kann...

Ein Händler, dem ich vertraue, ist mir allemal lieber, als ein Anonymus mit IMCA-Bapperl.

Grüße, Herbert


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Offline MarkV

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #11 am: April 15, 2008, 22:50:31 Nachmittag »
"Ohne Dokumentation kein wertiger Fortbestand!" ist fast so elementar wie "ohne Moos nix los!"

Ja, das meinte ich doch auch.

Ich glaube, dass absichtlicher Betrug beim Meteoritenkauf extrem selten ist, vor allem bei IMCA-Händlern. Das ist nicht wirklich ein Problem. Problematisch sind nur unabsichtliche Verwechselungen von Meteoriten, das sieht man in meinem Fall.  Die Quellenangabe hilft da auch nicht weiter. Ich glaube nicht, dass ich da ein Einzelfall bin.

Ich bin mir im Moment nicht 100% sicher, ob mein Mali wirklich Mali ist. Er lag ja offenbar in München mitten in einer Kiste Bassikounou.


Grüsse,
Mark

Offline MarkV

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #12 am: April 15, 2008, 23:01:25 Nachmittag »
Also, was steht da auf der IMCA-Seite: "If members wish to sell or trade meteoritic specimens, those items must be 'actually and exactly what is claimed'". Da müsste Dir der Händler doch ein authentisches, gleichwertiges Stück im Austauch anbieten, ansonsten kannst Du ihn ja bei der IMCA verpetzen. :streit:
Naja, woher soll er jetzt einen gleichwertigen Seymchan nehmen? Den muss man erstmal finden. Ich bin dem Händler auch nicht wirklich böse. Er hat sicherlich schon hunderte Meteorite verkauft und ihn jetzt wegen diesem einen bei der IMCA anzuschwärzen finde ich auch nicht fair und ausserdem hat er sich bei der Rückabwicklung bisher sehr kulant verhalten.


Zitat
Mein Stück, das ich als Bassikounou von Mohamed Esmail gekauft habe, ist auch mit drauf. Wir könnten ja Münzen werfen, ob das Material nun wirklich Bassi oder Mali ist...  :nixweiss: :dizzy:

Falls sich rausstellt, dass ich Bassikounou habe und du Mali, können wir ja tauschen  :lacher:
Ich hab von Bassikounou leider kein Stück mit Bruchfläche, sonst könnte ich es selber ganz gut durch direkten Vergleich rausfinden. Da muss ich mir wohl noch einen halben Bassi kaufen, um Gewissheit zu bekommen.

Grüsse,
Mark

Offline herbraab

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #13 am: April 15, 2008, 23:09:38 Nachmittag »
Bei historischen Fällen führt die Quellenangabe auch nicht dazu, dass von da ab alle direkt bei der Quelle kaufen, weil diese in der Regel nur wenig Material hat. Darüber hinaus kaufen die Händler ja deswegen günstiger ein, weil sie die Meteorite in grossen Mengen abnehmen.

Wenn sie überhaupt was bekommen... Was nützt's mir, wenn ich hier sehen, dass Mike Farmer ein 667g Pultusk-Stück vom NHM Wien bekommen hat? Deswegen habe ich auch keine guten Karten, wenn ich dort auftausche und mir einbilde, ein Pultusk-Individual aus ihrem Bestand haben zu wollen.

Grüße, Herbert
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Offline gsac

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Re: Kein ROST - aber andere Ärgernisse !
« Antwort #14 am: April 15, 2008, 23:11:22 Nachmittag »
Das mit der Verwechslungsgefahr der beiden war ja damals kurz nach München schon ein Thema, da kann man wohl nicht viel machen - es sei denn, man entscheidet sich zu schneiden und inspiziert das Innere, aber wer will das schon, wenn er ein schönes Individual hat...??

Ich habe mir letztes Jahr in Ensisheim ein mittelgroßes, optisch sehr ansprechendes Bassi-Stück geleistet, und das Anfang dieses Jahres noch durch ein eher kleines Mali (Erg Chech, Chergach?) - Individual von der letzten Münchner Börse ergänzt, das ein bekannter Händler dort für mich aufgepickt hat. Ich gehe davon aus, daß es Erg Chech ist, so wie es beim Marokkaner angeboten wurde, es träfe mich aber auch nicht wirklich hart, wenn es Bassi statt Erg Chech wäre - weil ich dem kleinen Stück mehr noch als seiner namentlichen Identität eine große äußerliche Schönheit zumesse und ich es deswegen sowieso nicht anschneiden würde, um letzte Gewißheit zu erlangen. Warum sollte ich das tun? Ich kann trotzdem ruhig schlafen, und sollte ich es dereinst weitergeben, dann warum nicht auch mit einem kleinen Fragezeichen in der Dokumentation, doch soweit bin ich noch lange nicht und ich habe auch andere Probleme als gerade dies. Andererseits besitze ich auch eine der eher seltenen Erg Chech - Scheiben mit großen Clasten, da ist einfach schon per Textur evident, um was es sich handelt. Das reicht mir so völlig aus. Mit einem Restrisiko lebt man immer, lebt auch der Händler, und der lebt gefährlicher...

Alex

 

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