Autor Thema: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt  (Gelesen 10727 mal)

Offline lithoraptor

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #45 am: April 19, 2010, 17:28:45 Nachmittag »
Moin Sammlers!

@ Jürgen: Sprichst Du nun von einer Genese im/am Mutterkörper oder von einer während des Fluges durch die irdische Atmosphäre?

Ich tendiere doch stark zu einer Genese bei der Durchquerung der Atmosphäre. Ich würde vermuten, dass die Fragmente (die von einem zerbrechernden vorausfliegenden Stück stammen - sind ja nicht alle vollständig bekrustet, daher würde ich von eigenständigen "Individuals" absehen) während des Fluges an der Front des Meteorids "eingesammelt" wurden und sich von dort nach hinten verlagert haben. Bei diesem Prozess haben sie selbst wieder eine Kruste gebildet (evtl. teilweise auch während des Selbstfluges; aber auf alle Fälle in dem Moment, wo sie an dem Stück angelagert wurden). Die vielen Blasen in der umgebenden Kruste würde ich auf Verwirbelungen des Luftstromes an der Oberfläche (und nicht auf die Chemie des Materials) zurückführen. Der letzte Schwung "eingesammelter" Fragmente konnte keine Kruste mehr bilden, da der entsprechende "sammelnde" Meteorid schon zu stark abgebremst war. Es scheint mir also so gewesen zu sein, dass es mehrere Fragmentationsprozesse im Flug gegeben haben muss.

Gruß

Ingo

H5P6

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #46 am: April 19, 2010, 17:54:36 Nachmittag »
Hallo Willi,

nein,das ist schon mindest vier Jahre her.Also irgendwo am Anfang des Forums.

@ Ingo:

ich meine,daß dieser Vorgang draußen im All abgelaufen sein könnte und vermute deshalb,daß nicht alles was schwarz ist eine Schmelzkruste sein muß.Es könnte auch verklebte Schlacke sein.

Offline gallpa-meteorite

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #47 am: April 19, 2010, 19:35:52 Nachmittag »
Nur mal so ein Gedanke......

wenn ich zähflüssigen Honig mit Krümeln auf eine Wallnuss gebe und mit einen Föhn diesen Honig wegblase gekomme ich die Reste auf der Rückseite.....

 :winke:
Norbert  Pawlik

Offline Mettmann

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #48 am: April 19, 2010, 21:41:55 Nachmittag »
Zitat
Es könnte auch verklebte Schlacke sein.

Allein ist über die außerirdische Erzverhüttung im Sonnensystem noch wenig bekannt.
Ja die Tritiumminen auf Phobos, eine berüchtigte Strafkolonie.
Oder meinst eine vulkanische Schlacke?
Kann auch nicht sein. Tamdakht ist ein gewöhnlicher Chondrit, also undifferenziert, von einem Himmelskörper völlig ohne Magmatismus oder Vulkanismus.

...ja gallpa, aber wie kamen dann die Krümel, noch dazu so verschiedenartige, in den Honig hinein?
Vielleicht, weils vor der Walnuß eine andere zerissen hat?
Und warum gabs da so viiiiiiiel Honig?

 :gruebel:
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Offline Sikhote

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #49 am: August 11, 2011, 11:05:19 Vormittag »
Ich hab´s geschafft!
Ich konnte mich endlich anmelden und die tollen Fotos sehen.

Ich gehe davon aus, dass die kleinen Stücke durch den Unterdruck auf der Rückseite beim orientierten Flug angesaugt wurden oder dass bei der 2. oder einer weiteren Fragmentierung in der Atmosphäre große und kleine Stücke zusammen prallten, da sie durch die Explosion die Flugrichtungen änderten. Die Schmelzkrusten, soweit sie sich schon gebildet hatten, verklebten und bildeten manchmal im Inneren eine dicke Schicht, die nicht mehr abgetragen werden konnte. 

Das sind wirklich interessante Stücke.

Liebe Grüße an alle Sammlerfreunde

 :winke:

Sigrid

Offline ironsforever

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #50 am: August 11, 2011, 11:11:13 Vormittag »
Moin Sigrid,

willkommen im Forum! :hut:

Gruß,
Andi :prostbier:

Offline Mettmann

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #51 am: August 11, 2011, 12:54:47 Nachmittag »
Salü Sigrid,

Deine Überlegungen können wir teilweise bestätigen,
da wir mittlerweile ein Stück gefunden hatten, daß die Entstehung dieses Phänomens erklärt.
Nämlich jenes äußerst dünne 12kg-Schild, was wir hier im Forum im Frühjahr gezeigt hatten und was erstaunlich wenig gewürdigt wurde:

http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=6233.0

Ist stärkstens flugorientiert und dabei unglaublich dünn, daher sehr großflächig.
Und auf der Rückseite findet man genau solche, sichtlich abgelöste, aber auch angeschmolzene und überkrustete Fragmentchen in der Schmelzkruste eingebacken, so wie man es beim Tamdakht-Ralewiten hat.

Es scheint also wirklich so zu sein, daß auf die Rückseite solcher flächigen Steine in stabiler Fluglage herausgerissene Fragmente migrieren oder durch den Unterdruck angesogen werden und einschmelzen.

Scheint allerdings so zu sein, daß man dafür Meteorite bestimmter Größen braucht und deswegen das vorher nicht häufiger beobachtet hat, da derart flache Schilde bei Steinmeteoriten praktisch nicht vorkommen, da sie nicht stabil genug sind, wenn sie so ausdünnen, daß sie den Druckunterschieden beim Atmosphärenflug standhalten können und zerissen werden.  (Bzw. spätestens beim Einschlag auf den Boden zerbrechen).

Beste Grüße!
 :prostbier:
Martin

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Offline lithoraptor

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #52 am: August 11, 2011, 13:15:01 Nachmittag »
Moin Sigrid!

Willkommen im Forum! Solltest Du Siegrid W. sein, dann möchte ich doch sagen, dass das aber auch höchste Zeit wurde. :laughing: Freue mich schon auf viele schöne Beiträge von Dir. Kann ja nicht sein, dass man sich immer nur in OS spricht. :prostbier:

Gruß

Ingo

Offline Contadino

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #53 am: August 11, 2011, 13:17:11 Nachmittag »
Hallo Sigrid,

auch von mir ein herzliches Willkommen  :kiss:
Wir freuen uns alle auf Deine Beiträge hier und hoffentlich viele Bilder aus Deiner Sammlung :einaugeblinzel:

Ciao,

Heiner
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MilliesBilly

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #54 am: August 11, 2011, 13:23:11 Nachmittag »
12kg-Schild, was wir hier im Forum im Frühjahr gezeigt hatten und was erstaunlich wenig gewürdigt wurde:

Was willst, 28 Beiträg, das grenzt quasi an kollektive Raserei.

Plagioklas

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #55 am: August 11, 2011, 13:43:38 Nachmittag »
Zitat
Es scheint also wirklich so zu sein, daß auf die Rückseite solcher flächigen Steine in stabiler Fluglage herausgerissene Fragmente migrieren oder durch den Unterdruck angesogen werden und einschmelzen.

Angepresst würde es besser ausdrücken. Während des Falles wirken einige "G" an Bremskraft, die dafür sorge tragen, dass Dinge dort auch mal "liegen bleiben" können.

Zitat
Scheint allerdings so zu sein, daß man dafür Meteorite bestimmter Größen braucht und deswegen das vorher nicht häufiger beobachtet hat, da derart flache Schilde bei Steinmeteoriten praktisch nicht vorkommen, da sie nicht stabil genug sind, wenn sie so ausdünnen, daß sie den Druckunterschieden beim Atmosphärenflug standhalten können und zerissen werden.  (Bzw. spätestens beim Einschlag auf den Boden zerbrechen).

Es ist zumindest stark Form- und Fallabhängig. Die Schwierigkeit ist woanders. Es muss gegeben sein, dass Stücke abfallen und trotzdem muss das letzendliche Stück noch ganz bleiben und darf sich nicht nochmal drehen. Stücke ohne Einschlüsse aber mit fetter schmelzkruste gabs in den letzten 5 Monaten doch häufiger auf dem Markt zu sehen. Da waren auch sehr kleine Exemplare mit 3 oder mehr mm dicker oft blasiger Kruste mit bei.

Offline karmaka

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #56 am: August 11, 2011, 14:44:50 Nachmittag »
Hallo Sigrid,

auch von mir:

HERZLICH WILLKOMMEN im Forum !!!

Ich freue mich auf deine Beiträge.

 :hut:

Martin

PS: @ Martin
Zitat
jenes äußerst dünne 12kg-Schild, was wir hier im Forum im Frühjahr gezeigt hatten und was erstaunlich wenig gewürdigt wurde

Zitat
EIN KOSMISCHES GESAMTKUNSTWERK !
(Antwort #1) ist doch aber schon eine angemessene Bezeichnung und Würdigung, oder? KRÄHENBERG 2.0 könnte man, wie gesagt,  noch als Begriff ergänzen.

Mich würde interessieren, was mit dem fantastischen Stück denn nun geschieht. Wer bekommt es? Ein reicher Sammler oder ein Museum? Oder bleibt es erst einmal im 'Chladnischen Steingewölbe'...?
« Letzte Änderung: August 11, 2011, 15:19:20 Nachmittag von karmaka »

Offline Mettmann

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #57 am: August 11, 2011, 15:20:28 Nachmittag »
Zitat
Stücke ohne Einschlüsse aber mit fetter schmelzkruste gabs in den letzten 5 Monaten doch häufiger auf dem Markt zu sehen. Da waren auch sehr kleine Exemplare mit 3 oder mehr mm dicker oft blasiger Kruste mit bei.

Ja neee. Daß bei orientierten hint die Kruste dicker als vorn ist, ist ja nix überraschendes. Daß die Soß nach hinten gedrückt und fließt und sich ansammelt.
Sieht man ja schon an den Schmelzkrägen der Knopfartigen hint rundrum.
Der Ralewit hingegen ist daumendick oder noch dicker und inkorporiert eben sichtlich umeinanderfliegende Fragmente, die sich dort akkumulieren. Ein zeitlicher Prozeß übrigens, da man beim Ralewit im Querschnitt sieht, daß diese Fragmente selbst bei gleicher Größe unterschiedlich stark angeschmolzen sind.

Und das scheint halt bei Knöppen oder bei faustgroßen Stücken nicht zu funktionieren, sondern man braucht entsprechend ausladende Stücke/Flächen.
Und in der Tat haben wir sowas noch nie gesehen an einem Meteoriten, wie es auch keine Ralewit-Stücke bislang gab - lediglich berichtet wurde, daß man ähnliches mal bei dem Tonnentrumm von Norton County bemerkt hätte.  So middlesbrough, baszkowka, Haagscher Venusstein und dgl. - die scheinen sowas nicht zu zeigen, sind wohl auch noch zu klein.

Momentlein, da ein Ausschnitt der Rückseite des Steins, wo Du solche eingebackenen, ein- und angeschmolzene Fragmente siehst, Ralewit eben.

 :prostbier:
Mettmann
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Plagioklas

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #58 am: August 11, 2011, 15:51:17 Nachmittag »
Zitat
Ja neee. Daß bei orientierten hint die Kruste dicker als vorn ist, ist ja nix überraschendes. Daß die Soß nach hinten gedrückt und fließt und sich ansammelt.

Du verstehst nicht, worauf ich hinaus wollte. Der Unterschied scheint primär da zu sein, ob sich Steine vom Met lösen oder nicht. Schließlich bleibt die Flüssigkeit nebst Blasen auch drauf "liegen".

Wenn dann die rangehafteten Steine erstmal drauf sind, bleibt zudem auch mehr Kruste hängen, da sie in deren "schutz" sogar die chance hat die kälte des Mets aufzunehmen und so wieder abzukühlen. Es ist zudem auch möglich, dass ein "Sprühregen" aus staub und Stein direkt nach dem Abplatzen eine Wolke aus flüssigen Tropfen (Kleinstteile, staub) und Steinen (größere Stücke) bildet, die dann auf dem Ursprungsstein niederregnet, wenn sie in dessen windschatten gelangt.

Dass es bei kleinen Stücken nicht funktioniert ist wohl eher eine Sache der Wahrscheinlichkeit. Die Bröselwahrscheinlichkeit von Kleinstücken ist ungleich geringer. Auch deren Fläche, die getroffen werden könnte, ist ebenso viel kleiner (ein 30 x 30 cm Stein hat 36 mal so viel Fläche wie ein 5 x 5 cm Stein). Wenn nun die Bröselwahrscheinlichkeit bei einem kleinen Stein nur ein zehntel beträgt, dann währe die wahrscheinlichkeit, dass ein kleiner Met mit 5 x 5 cm Anhaftungen bekommt schon 360 mal geringer als die, dass ein 30 x 30 cm met solche bekommt.

Offline Thin Section

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Re: Rätselhafte Tamdaght-Stücke - Detektivarbeit gefragt
« Antwort #59 am: August 11, 2011, 19:34:08 Nachmittag »
Solltest Du Siegrid W. sein, ...

... davon gehe ich auch mal aus, dann kennen wir uns zwar, sind aber nie so richtig ins Gespräch gekommen. So saßen wir z.B. 2004 beim Frühstück (oder war's beim Abendessen?) im La Couronne in Ensisheim fast ganz allein in dem großen Saal, ... am einen Tisch meine Pauline und ich und Du ein paar Tische weiter.

Jedenfalls auch von mir ein herzliches Willkommen in Metgolds Forum!

Bernd (Thin Section)  :hut:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

 

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