Naja H5P6, daß wir nun nimmer an jeder Blinddarmentzündung sterben müssen,
liegt daran, daßmer derlei Leichen aufgeschnitten haben.
So verhält es sich auch mit dem Meteoriten. Sie verraten uns rein gar nyscht über unser Sonnensystem, über den Ursprung der Sonne, der Planeten, derer Bildung und Entwicklung, über Aufbau, Alter und Zusammensetzung der Erde
und den Quell allen Lebens und das, was Hubble erschaut hat und Spitzer erspitzen wird,
wemmer sie ganz läßt und draufglotzt.
Und ich glaub, wir sind uns alle einig, daß mit Ausnahme der durch den Flug besonders schön geformten Exemplare und den frischesten Komplettkrustern,
ein jeder Stein und ein jedes Eisen deutlich gewinnt, wenn man es schneidet und sachgerecht präpariert.
Ja Milly, das hast Du scharf erkannt. Mit der Seltenheit und so. Und daran mag so mancher Meteoritensucher und -händler schier zerbrechen, der um diese obszöne Seltenheit und die unendliche Schwierigkeiten weiß, ebendies so seltenste Modriol der Welt zu organisieren, wenn er sieht, daß die wenigen anderen Eingeweihten es als Selbstverständlichkeit erwarten, daß das allermeiste des Stöffchens zum Preis von Schwarzwälder Kirschtorten über den Ladentisch gehen soll.
Diesen Spagat halten nur sehr robuste (oder einfache?) Naturelle aus, weswegen es wohl auch so wenige professionelle Meteoritenhändler gibt.
Und daher werden auch die meisten von ihnen nichts daran finden, gräulichen Kitsch aus den Steinen zu drechseln,
da ja selbst unter der versammelten Kennerschaft das Gros des Materials dieser Tage und Jahre keine besondere Wertschätzung erfährt.
Anders H5P6 als mit den Leichen ists schon mit den Meteoriten. Erstere sind Überbleibsel unserer selbst, sodaß man ethisch argumentieren kann. Meteorite indes sind genaugenommen einfach nur Geröll, das hin und wieder auf unsere Erde plumpst. Die Masse des Asteroidengürtels beträgt in etwa ein Zwanzigstel der des Mondes, ist also noch eine Menge Holz übrig, hihi.
Nun und dieser Spagat, der ist schon einzig. Nicht? Nehmen wir so einen Mond her, es bedarf der Jahreswirtschaftsleistung von 10 000 theutschen durchnittlichen Arbeitern, um ein Pfund davon in der Antarktis aufzutun. Und das wird ja gemacht.
Solche Gestalten, wie die Meteoritenhändler und Heißwüstensucher verlangen indes nur das Äquivalent von max. 15 Oabeitajahreswirtschaftsleistungen für ein Pfund Mond - und gleichzeitig sind viele Länder bemüht, ob der ungeheuren Wichtigkeit solch Materials, jegliche Einmischung der privaten Hand in solcherlei Zeug per Gesetz zu unterbieten -
und trotzdem ist es vorgekommen, daß Mondfinder aus einem ganzen, großen Mondstein einen hässlichen Käfer schnitzen lassen haben. Das ist wiedersinnig. Ich kenne diese Leute nicht so gut, als daß ich ausschließen könnte, daß sie von einem krankhaften Haß auf alles Meteoritische besessen wären, aber ich vermute, daß wenn diejenigen, denen Monde so wichtig sind, daß sie sie per Gesetz schützen und bereit sind, die Arbeitsleistung und die Steuern von Zehntausenden aus ihrer Bevölkerung dranzugeben, um genauso einen Mondstein für sich zu gewinnen, wenn die kraft ihrer Intelligenz nur ein einziges Promille ihrer Aufwendungen auf diese draufgesattelt hätten - aus dem Mond nie ein Mistkäfer geworden wäre.
Ich glaub jeder, der vernunftbegabt ist, kann diese Spekulation nachvollziehen.
Und das bedenkliche ist, daß das alles eben unter Leuten passiert ist, die einen beträchtlichen Teil ihrer Lebenszeit just auf diese Monde und Meteorite verwenden - die sich mit der Materie auskennen.
Es sind ja keine Laien.
Der Laie weiß ja nicht von Meteoriten, dem kann das gar nicht bewußt sein. Sieht man ja hier auch im Forum, wo etliche Mineralogen da sind. Denen kann die absurde Seltenheit eines Mondes oder Marses nicht bewußt oder gar plausibel sein, da es sich nicht mit ihrer Erfahrungswelt mit seltenen Mineralien deckt und die üblichen Mechanismen wirken, daß allein der Umstand, daß dergleichen in so einem netten Kaffeekränzchenforum nach Belieben gezeigt wird und daß es gar zum Verkauf angeboten wird ohne einen preislichen Unterschied zu seltenen Mineralstufen, sie schließen lassen muß, daß das nix arg seltenes sein kann.
Genausowenig wie der Goldwäscher, der wochenlang in der kalten Suppe seine Blasenschwäche heranzüchtet und sich die Finger schrumplig wäscht, bis er sein Grämmchen Flitter beinand hat, jemals begreifen könnte, daß die Kiloklötz Gleisschotterchondrit, Campos und dergleichen, die ihm im Forum für 30Euro angeboten werden, moment, 250 mal seltener sind, als daß, was er in 80 Jahren, wenn er jeden Tag hinaus zum waschen ginge, insgesamt auf der Pfanne gehabt haben würde.
Das ist ganz natürlich, daß sich das der Begriffswelt entzieht.
Der Kenner müßte vifer sein. Aber etliche verhalten sich ähnlich wie die Laien.
Erinnere mich an ein lustiges Bsp. es waren gerade die Tage als der Blaue Wittelsbacher, jenes 7gramm schwere Diamantbatzerl versteigert worden war, was von der Bayer. Staatsregierung als ungeheurer historischer Verlust betrauert wurde. Er gilt als zweitbester blauer Diamant der Welt. 18,7 Millionen hatte er gebracht.
Just zu dieser Zeit ereilte uns ein Angebot eines Meteoritensammlers für den "Guernica".
Also jenen Marsmeteoriten, der das zweitbeste komplette Marsexemplar der Welt ist, nach dem Lafayette im Chicago Field Museum. Gut jetzt in Ensisheim gab es noch einen toll orientierten Neufund, nicht frisch, aber eine Bombe, die sich als Dritter im Bunde hinzugesellen hätte können - allein es wurde von den Findern aus ökonomischen Zwängen zerstört und in Vollscheiben geschnitten, damit sie ihre Expeditionen weiter finanzieren konnten.
Gut, der Guernica ist also unter den Meteoriten und den Märsen das, was der Wittelsbacher unter den Diamanten darstellt.
Unterschied wäre, daß der Guernica in etwa 5000 bis 7000 mal seltener ist, global gesehen, als der Blaue Wittelsbacher.
Und das ist jedem Kenner bewußt, was für einen Rang der Guernica unter den Märsen einnimmt.
Nun und wie hoch war das Angebot jenes spezialisierten Sammlers? Es hätte uns in die Lage versetzt, einen Kleinstwagen zu kaufen, allerdings nur mit Abwrackprämie, die es damals noch nicht gab.

Das ist die Absurdität an der Sache. (Mal ganz davon abgesehen, daß so ein Angebot eine schiere Beleidigung darstellt).
Noch eine Guernica-Anekdote wäre, wir hatten ihn mal einem Institut angeboten, zu einem zumindest in Meteoritenzirkeln angemesseneren Preis, der dort auch für vernünftig erachtet wurde. Daß der Guernica heute nicht in diesem Museum prunkt, liegt daran, daß man dort sich entschieden hatte, für denselben Betrag lieber einen Bergkristall zu kaufen.
Du siehst also, Milly, daß Meteoritenhändler auch noch mit einem anderen Problem zu kämpfen haben, nämlich sich doch noch eine gewisse Ernsthaftigkeit zu bewahren - die ja hier auch im Forum schon öfters angemahnt wurde.
Und wer weiß, vielleicht sind ja diese Tierlein und der Tinnef auch zum Teil ein Ausdruck jener, denen es nicht so gut gelungen ist, die Contenance und den Ernst zu bewahren und solchen Schabernack als Ventil benutzen.

Ja und so ist es in der Tat eine kolossale Groteske, daß man dann noch aus eben diesem Stoff Tierlein schnitzt oder ein "besetzt" in die Eisenscheiben einätzt, um sichs vor die Sch...haustür zu hängen,
nuuuuuuuur würde ich demjenigen, der soetwas anstellt, niemals einen Vorwurf machen,
wenn ihm dieser Schabernack behilflich ist, den nächsten neuen Mond oder Mars oder exotischen Achondriten für uns alle heranzuschaffen.
Jener Spagat oben, da muß man übrigens nicht viel machen, da er sich von selbst schließen wird.
Der wird sich erledigen, wenn die Wüsten vollends ausgetrocknet sein werden, in dieser Phase befinden wir uns schon längst und allein schon durch die Verknappung die rarern Sorten sowieso begehrenswerter werden für die Sammler
und das allgemeine Preisniveau so deutlich angezogen haben wird, daß niemand mehr Tierlein aus Meteoriten schnitzen kann. Es ist ja sichtbar, wie schnell auch die größeren Mengen vom sog. Markt aufgesogen werden und verschwinden.
Noch ein anderer wesentlicher Faktor wird sein. Bis Ende der 90iger war der Mettweltmarkt ja ein klassisches Oligopol,
dahin werden wir zurückkehren, denn das Ende der Wüste werden nicht allzuviele Anbieter überstehen und der sog. klassische Sektor wird für die wenigsten tragfähig sein. Weniger Konkurrenz kann sich natürlich auf die Preise auswirken.
Und v.a. fachfremde Kitschdealers und Eosheinis werden dann einfach kein Material mehr haben.
So, mein heutiges Fazit ist: Die Tierlein werden von alleine aussterben.
Tierlein zu schnitzen ist geschmacklos, aber es ist legitim.
Wer unterschreibt?

Mettmann