Autor Thema: Weitere Fragen zu Meteoriten  (Gelesen 12402 mal)

steinefinder1

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Weitere Fragen zu Meteoriten
« am: Januar 13, 2014, 17:26:38 Nachmittag »
Hallo,

ich habe noch ein paar Meteoriten-Fragen.  :winke:

1.a. Sind die kohligen Chondrite wirklich die ältesten Meteorite (über 4 Mrd. Jahre alt) oder gibt es noch ältere Exemplare?

1.b. Wie viel muss man für einen kohligen Chondrit bezahlen?

2. Hat jemand von Euch "NASA-Material" also z.B. direkt von Armstrongs Mondlandung in der Sammlung? Kann das überhaupt ein Privatsammler haben und wenn ja, was kosten da so ein paar mg Mondgestein, das Armstrong und Aldrin direkt vom Mond mitgebracht haben? Oder kostet da vielleicht schon ein Nano- oder Mikrometer Millionen € oder US-$?  :smile:

3. Wofür sind Meteorite noch gut, d.h. werden Meteorite auch z.B. in der Forschung im Rahmen von Materialwissenschaften, Chemie, Physik, Umwelt- und Energieproblemen, Medizin verwendet? Doch wohl eher nicht.
Ich denke, dass Meteorite nur dem Geologen, Astronomen und Sammler von Meteoriten helfen aber sonst niemandem. Oder doch?

4. Gibt es auch Meteoriten, die z.B. vom Merkur oder Saturn stammen oder nur die aus der Ortschen Wolke (Jupiter-Marsgürtel) oder vom Mond?

5. In wie vielen Meteoriten wurde bisher Pyrit gefunden? Wie heißen diese Meteorite? Ich meine auch wirklich Pyrit und kein Troilit z.B.

6. Wie viele Meteoriten und welche haben Null Nickelanteil? Gibt es überhaupt Meteoriten ohne Nickel?

Ich stelle übrigens diese Fragen jetzt einfach hier, weil die Suche-Funktion nicht immer schnell oder gar nicht die nötigen Antworten liefert.  :prostbier:

Grüße Bernd

Offline palaeomet

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #1 am: Januar 13, 2014, 18:10:52 Nachmittag »
Hallo Bernd,

ich greife aus der Fülle der Fragen mal ein paar raus, damit ich nicht allzu viel schreiben muss. Btw., bei einigen Fragen hilft auch Wikipedia enorm weiter  :einaugeblinzel:

Zitat
1.a. Sind die kohligen Chondrite wirklich die ältesten Meteorite (über 4 Mrd. Jahre alt) oder gibt es noch ältere Exemplare?

Chondrite sind ein Kumulat aus verschiedenen "ziemlich alten" Bestandteilen, die älteste bekannte Materie (aus unserem Sonnensystem) - CAI's (Calcium-Aluminium-rich-Inclusions) - findet sich tatsächlich in kohligen Chondriten. Noch ältere Materie gibt's nur beim interstellaren Staub, der sich auch in einigen Chondriten findet.

Zitat
1.b. Wie viel muss man für einen kohligen Chondrit bezahlen?

Kommt drauf an wie groß er sein soll :einaugeblinzel: . Ich habe keine genauen Zahlen parat, aber die Preise liegen gaaaanz grob zwischen 10 und 50 €/g .Onkel Google hilft sicher auch hier.

Zitat
2. Hat jemand von Euch "NASA-Material" also z.B. direkt von Armstrongs Mondlandung in der Sammlung? Kann das überhaupt ein Privatsammler haben und wenn ja, was kosten da so ein paar mg Mondgestein, das Armstrong und Aldrin direkt vom Mond mitgebracht haben? Oder kostet da vielleicht schon ein Nano- oder Mikrometer Millionen € oder US-$?  :smile:

Als kurze Antwort dazu dieser Link: http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Panorama/d/1278286/frau-verkauft-mondgestein---festnahme.html

Zitat
4. Gibt es auch Meteoriten, die z.B. vom Merkur oder Saturn stammen oder nur die aus der Ortschen Wolke (Jupiter-Marsgürtel) oder vom Mond?

Bis jetzt kennt man Meteorite vom Mond, Mars und Merkur (brandneu, aktuell nur NWA 7325), dazu die aus dem Asteroidengürtel, wobei hier der Asteroid (4)Vesta nochmal eine gesonderte Stellung hat, als wahrscheinlicher Mutterkörper der HED-Gruppe. Meinst Du mit Saturn dessen Ringe oder den Planeten selber? Von den Gasplaneten gibt es keine, weil die ja hauptsächlich aus Gas bestehen und nur der Kern fest ist. Die Saturnringe bestehen soweit ich weiß aus Staub und kleinen Eisbrocken, selbst wenn sich von da von etwas in unsere Richtung bewegen sollte (aufgrund der hohen Schwerkraft recht unwahrscheinlich), würde das höchstens eine Sternschnuppe produzieren.

Grüße
Xaver

Offline palaeomet

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #2 am: Januar 13, 2014, 18:40:10 Nachmittag »
PS: Die Oortsche Wolke ist nicht dasselbe wie der Asteroidengürtel. Letzterer befindet sich, wie Du richtig geschrieben hast, zwischen Mars und Jupiter, während die Oortsche Wolke sich außerhalb der Planeten erstreckt.

Grüße
Xaver

Offline moldijaeger

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #3 am: Januar 13, 2014, 18:58:48 Nachmittag »
Es gibt auch kohlige Chondrite für unter 5 € pro g!
Siehe Verkaufsanzeigen :einaugeblinzel:!

 :prostbier:

Offline Thin Section

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #4 am: Januar 13, 2014, 19:19:44 Nachmittag »
5. In wie vielen Meteoriten wurde bisher Pyrit gefunden? Wie heißen diese Meteorite? Ich meine auch wirklich Pyrit und kein Troilit

Guten Abend Namensvetter!

Pyrit (FeS2)wurde in kleinen Mengen im Dhofar 015 (CK3) gefunden, beim Tanezrouft 057 (CK4-anom) wird angegeben, daß möglicherweise ("possibly") Pyrit vorhanden ist, ferner enthalten Marsmeteorite Pyrit und Chalcopyrit (z.B. Nakhlite und ALH 84001). Hierzu mein kürzliches Posting:

Zitat
"The nakhlites consist of major cumulus magnesian augite and minor ferroan olivine (Fa65-68) surrounded by a microcrystalline mesostasis consisting of plagioclase (An27), K-feldspar (Ab22Or75), pigeonite, ferroaugite, free silica, titanian magnetite with ilmenite lamellae (formed by oxidation-exsolution), troilite, pyrite, chalcopyrite, fluor-chlorapatite and K-rich glass (Bunch and Reid, 1975; McSween, 1994)."

Quelle: RUBIN A.E. (1997) Mineralogy of meteorite groups (Meteoritics 32-2, 1997, 231-247, p. 241).

Bernd  :winke:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline Chondrit 83

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #5 am: Januar 13, 2014, 20:24:54 Nachmittag »
Zum Thema NASA Material:

Das wäre sicherlich ein Traum vieler hier im Forum  :einaugeblinzel:

In der Tat ist es aber so, dass selbst die Mondgesteine, die den Ländern der Erde als "Mitbringsel" überreicht wurden, meines Wissens nach immer noch Eigentum der USA und somit nur Leihgaben sind.
Für einen Privatmann ist dieses Material unerreichbar  :crying:

Aber es gibt ja noch die Mondmeteorite, deren Weg zu uns nicht weniger spektakulär  ist :wow: :wow: :wow:

Auf alle Fälle ein tolles Sammelgebiet innerhalb der Meteoriterei  :super:

Grüßle

Marco

Mit einem Gibeon hat’s begonnen....

Offline Andyr

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #6 am: Januar 13, 2014, 23:14:25 Nachmittag »
Hallo,

da es sehr viele Fragen sind, werde ich erstmal nur etwas zu den Fragen 1b und 4 sagen.

1b. Preis: Die von moldijaeger angesprochenen < 5 Euro kann man durchaus als Untergrenze ansehen. Allerdings gibt es 8 Klassen, die die Gruppe der kohligen Chondrite bilden: CI, CM, CR, CV, CK, CH, CO und CB. Zwischen diese Klassen gibt es bereits große Unterschiede - petrologisch wie auch preislich. CK´s und CV´s kann man noch relativ günstig erwerben, aber auch hier gibt es Ausnahmen (etwa historische Meteoriten). CI´s sind sehr selten und teuer. Hier kann ein Gramm durchaus mal 5.000 Euro oder mehr kosten.

4. Zu Merkur: Es gibt einige Meteoriten, bei denen man vermutet, dass Merkur ihr Ursprungsplanet sein könnte. Aber Beweise gibt es noch keine. Meteorite vom Saturn kann man ausschließen, da er überwiegend aus gefrorenen Gasen besteht und der feste Kern sehr tief in den Gasschichten verborgen liegt, dass da kaum etwas entweichen oder losgesprengt werden kann. Und selbst wenn Saturn eine feste Oberfläche besitzen würde, wären Saturnmeteorite sehr unwahrscheinlich, da die Gravitation des Saturn und somit die einhergehende Fluchtgeschwindigkeit zu groß sind, als dass eine Gesteinsmasse das Gravitationsfeld des Saturn vollständig verlassen könnte.

Offline Buchit

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #7 am: Januar 14, 2014, 07:13:32 Vormittag »
Hallo,

zu 6.: Die Frage ist so wohl nicht sinnvoll zu beantworten. "Null Nickel" heißt nämlich nur: Der Nickelgehalt liegt unterhalb der Nachweisgrenze bezüglich der angewandten Analysenmethode. Und Nickel - wie die meisten Schwermetalle - ist mit modernen Mitteln ohne weiteres bis zur ppm-Grenze (und darunter) aufzufinden und zu bestimmen. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass im Zweifelsfall kein allzu großer Aufwand betrieben wurde, um nun wirklich für jeden analysierten Meteoriten mit absoluter Sicherheit sagen zu können, dass kein Nickel nachweisbar ist. Aus welchem Grunde wäre denn die Antwort auf diese Frage von Interesse? Und für wen?

Falls Du daran denken solltest, eigene Fundstücke auf Nickel zu testen und seine An-/Abwesenheit als Indikator für eine potentielle extraterrestrische Herkunft zu verwenden, dann vergiß es. Das funktioniert bei Eisen halbwegs, aber auch nicht völlig sicher, weil es genug anthropogenes Alt-Metall gibt, das auch Nickel enthält. Bei Stein kommt es aber nicht nur auf den Gesamtgehalt (wegen der Nachweisgrenze), sondern auch auf die Verteilung innerhalb des Materials an. Und was, wenn Du dann an der falschen Stelle testest? Etwa ein Olivin- oder Plagioklas-Chondron eines Steinmeteoriten?

Gruß,
Holger

Stibitzi

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #8 am: Januar 14, 2014, 11:48:19 Vormittag »
Hallo Bernd,
ich hab dich lieb.
Ina

Offline gallpa-meteorite

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #9 am: Januar 14, 2014, 12:34:14 Nachmittag »
 :einaugeblinzel:
Hallo Bernd,
ich hab dich lieb.
Ina

mich auch?

Wir Meteoritensammler sind schon merkwürdig und wenn dann noch interesse an Koprolite besteht sind die Chancen eine Frau zu finden eher geringer als hier bei mir in Berlin den kleinen Bach,die Panke Gold zu finden. :einaugeblinzel:
Norbert  Pawlik

Offline Pinchacus

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #10 am: Januar 14, 2014, 13:11:32 Nachmittag »
Och, so schwierig ist das nicht, Panke Gold findet man, saisonabhängig, in Berlin schon öfters, ich gönne mir das auch ab und an  :einaugeblinzel: : http://www.biermap24.de/eschenbraeu-panke-gold
So lange Fiktionsapparaturen latente Illusionen nicht manifestieren können, ist eine Realisation des Illusionären latent Fiktiv!

Be more specific! http://www.youtube.com/watch?v=PusCpQIbmCw

steinefinder1

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #11 am: Januar 15, 2014, 06:19:19 Vormittag »
Vielen Dank an alle für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen!  :hut:

Zitat von Buchit ..
Zitat
.. um nun wirklich für jeden analysierten Meteoriten mit absoluter Sicherheit sagen zu können, dass kein Nickel nachweisbar ist. Aus welchem Grunde wäre denn die Antwort auf diese Frage von Interesse? Und für wen?

@Buchit,
nur für mich von Interesse. Ich wollte das einfach generell mal wissen. Weshalb so misstrauisch?  :smile: Es hätte ja auch sein können, dass man einfach sagt, ein Nickel-Eisenmeteorit muss soundsoviel % Nickel aufweisen, um als solcher klassifiziert zu werden. Liegt der Nickel-%-Anteil darunter, ist es ein Steinmeteorit oder ein Stein-Eisenmeteorit. Liegt er noch weiter unten, ist es überhaupt kein Meteorit mehr - auch wenn sonst alles darauf zutrifft. Verstehe nicht, wo da das Problem liegt. Bei den Mineralien geht es doch z.B. auch um Anteile, sogar oft um Fremdelemente. Und da ist ein Sr-Apatit z.B. eben nur dann einer, wenn er Sr ab 11% aufweist. Inzwischen ist dieser Stand aber auch schon wieder überholt. Dass meist in jeder Materie auch Spurenelemente von diesem und jenem Element zu finden ist und dass der Aufwand zu groß ist um jedes Stück nach Nickel oder anderen Elementen zu untersuchen, ist mir auch klar. Trotzdem danke auch für Deine Antwort.

Grüße Bernd

Offline Buchit

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #12 am: Januar 15, 2014, 07:51:43 Vormittag »
Hallo Bernd,
Weshalb so misstrauisch?

Ist nicht persönlich gemeint: Weil mit der Frage nach dem Nickelgehalt und dessen Bedeutung eine Menge Schindluder getrieben wird. (Schau' mal in einer beliebten online-Verkaufsplattform, was da für ein Sch... geschrieben wird: Nickeltest positiv, also ist es ein Meteorit, und dergleichen Müll...) Und wie Deine nachfolgenden Ausführungen zeigen:
Es hätte ja auch sein können, dass man einfach sagt, ein Nickel-Eisenmeteorit muss soundsoviel % Nickel aufweisen, um als solcher klassifiziert zu werden. Liegt der Nickel-%-Anteil darunter, ist es ein Steinmeteorit oder ein Stein-Eisenmeteorit. Liegt er noch weiter unten, ist es überhaupt kein Meteorit mehr - auch wenn sonst alles darauf zutrifft.
scheinst auch Du irgendwie darauf gekommen zu sein, dass Nickel ein Indikator für extraterrestrische Herkunft ist. Das ist aber ziemlicher Nonsense. Ein Meteorit ist (grob gesagt) extraterrestrisches Material, das vom Himmel auf die Erde fällt - völlig unabhängig von seiner Zusammensetzung.

Gruß,
Holger

Stibitzi

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #13 am: Januar 15, 2014, 13:25:59 Nachmittag »
Hallo Holger,
wie kommt es dann aber dazu dass z. B. ein namhaftes Institut einen Dünnschliff einer Probe mit Metall(Sulfid)einschluß (Pyrit/Markasit wurde nicht genannt) nur auf Nickel untersucht. Da dieses kein Nickel enthielt:kein Meteorit!
Auf Nachfrage was die Probe denn sei, kam es zur Antwort: Ich weiß nicht was für ein Gestein es ist, wir haben nur den Metall(Sulfid)einschluß auf Nickel untersucht!!
Entschuldige Bernd für meine Aussage, aber ich habe mich einfach so sehr darüber gefreut das es auch andere Leute gibt die Fragen haben.
Und nein ich habe keinen, aber das Thema ist einfach interessant.
Gruß
 Ina


Offline gallpa-meteorite

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Re: Weitere Fragen zu Meteoriten
« Antwort #14 am: Januar 15, 2014, 14:08:52 Nachmittag »
wie schön war es doch damals,

als es noch ganze Stücke gab aber nun wollen alle ein Krümel oder eine Scheibe haben.Damals hat niemand einen Dünnschliff gefordert sondern sich einfach nur über einen kompletten Stein gefreut.

 :traurig: Mit jeder Scheibe wird der einzigartige Meteorit unwiederbringlich zerschnitten und ich werde nie verstehen das ein Individual ( letztlich L6 ) mit geringen Gewicht nur aus wirtschaftlichen Gründen so verloren geht.

Es gibt nur noch wenige echte Sammler die so denken wie ich und ich will keinen der Scheiben sammelt damit verärgern.
 
 
Norbert  Pawlik

 

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