Zweifelsfrei richtig ist: Wenn es ein Explosionskrater ist, müsste es Schmelzprodukte geben.
Nein, das ist falsch. Als berufsgenossenschaftlich geprüfter Sprengmeister kann ich das dementieren. "Explosionskrater", besser Sprengtrichter, sind keineswegs an die Produktion von Gesteinsgläsern o.ä. Schmelzprodukte gebunden. Weder die Detonation herkömmlicher Artilleriegeschosse noch die konventioneller Abwurfmunition führt zur Bildung von Gesteinsgläsern resp. Schmelzprodukten, wohl aber zu "Explosionskratern" bzw. Sprengtrichtern. Auch manche Arten gewerblicher Sprengungen führen zu Sprengtrichtern von beachtlichen Ausmaßen, aber nicht zur Produktion von Gesteinsgläsern. Kernwaffenexplosionen widerum führen unter bestimmten Bedingungen zur Gesteinsschmelze ohne Sprengtrichter zu bilden, das eine hat mit dem anderen also nichts zu tun.
Die Entstehung von Schmelzprodukten aus irdischen Mineralien erfordert sehr viel komplexere Vorgänge und mehr Energie, als bei einer konventionellen Sprengung frei wird, da spielen neben den freiwerdenden Drücken und Temperaturen auch die Dauer und Tiefe eine Rolle, in der diese Drücke wirken. Chief-Impaktorwird Euch das detailliert erklären können.
Auch ist ein Explosionskrater nicht mit einem Impaktkrater zu verwechseln. Der Begriff Sprengtrichter ist hier deshalb wie gesagt besser angebracht. Dieser entseht durch eine schlagartige Zerfallsrekation oder Freisetzung von Energie verbunden mit einem hohen Druck- und Temperaturanstieg und einer exponentiellen Volumenausdehnung von Gasen im Erdreich. Im vorliegenden Fall wurde die Bewegungsenergie eines festen Körpers durch Aufschlag auf eine feste Fläche umgewandelt und schlagartig freigesetzt.
Der Sprengtrichter entsteht durch die Verdrängung von Erdreich durch diesen Vorgang. In Zeitlupe: Mit dem Eindringen des Meteoriten in den Erdboden steigen auch die Drücke, das umgebende Erdreich wirkt "verdämmend" gegen diesem Vorgang, bis die entstehenden Drücke und die damit verbundene Volumenvergrößerung der beteiligten Gase den Widerstand überwinden. Das umgebende Erdreich wird explosionsartig fortgeschleudert, die Reaktion nimmt dabei den Weg des geringsten Widerstandes, daher die Form des Trichters.
Wenn Grundwasser mit ihm Spiel war, was hier wahrscheinlich ist, fand dieser Vorgang umso heftiger statt, da große Mengen Wasser in Milisekunden durch die Druckzunahme stark erhitzt wurden und die Volumenvergrößerung umso stärker ausfiel.
Je tiefer das Zentrum dieser Umwandlung, desto steiler der Trichter. Zu beachten ist dass Material auch vertikal hochgeschleudert wird und in den Trichter zurückfällt, wobei die ursprüngliche Form verändert wird. Gleiches gilt für das Nachsacken der Trichterflanken, besonders in weniger festem Erdreich.
Ob ein Restkörper im Erdreich verbleibt ist mit der Frage Einschlagmulde oder Sprengtrichter ohnehin nicht zu klären. Ein Sprengtrichter kann auch entstehen, wenn der gesamte Impaktor im Boden verbleibt, auch wenn das in diesem Fall wenig wahrscheinlich scheint. Beispielsweise verursacht der Aufschlag eines Gewehrprojektils in nassem Schlamm oder im Sand einen recht beachtlichen Sprengtrichter alleine durch die schlagartige Umwandlung von Bewegungsenergie und ohe dass sich dass Geschoss zerlegt.
Von einem "Verdampfen" des Meteoriten, ich nehme an, damit ist die vollständige Umsetzung in gasförmige Materie gemeint(?), kann in diesem Fall ohnehin keine Rede sein, da ja genügend Bruchstücke gefunden wurden.
beste Grüße