Hallo Dünnschliffbegeisterte,
nach längerem Warten habe ich einen interessanten Artikel (Nielson Pike and Schwarzman, Classification of Textures in Ultramafic Xenoliths, Journal of Geology 1977, 85, 49-61) in die Hände bekommen, der das Rätsel lösen könnte:
Die Autoren unterteilen die Strukturen der Xenolithe in vier Klassen: magmatisch, pyrometamorph, metamorph und allotriomorph-körnig. Zur pyrometamorphen Struktur schreiben sie: "Pyrometamorphe Strukturen werden durch die Erstarrung lokaler Teilschmelzen innerhalb der Gesteine erzeugt [...] Beim Beginn des Aufschmelzens entwickeln die Klinopyroxen-Körner schwammartige Grenzzonen. Diese schwammartigen Grenzen können das einzige Anzeichen darstellen, dass ein Aufschmelzen in den Gesteinen stattgefunden hat. Schmelzen aus Klinopyroxen und Spinell entlang der Korngrenzflächen lassen Olivin + Plagioklas oder Plagioklas + Spinell einer anderen Zusammensetzung entstehen [...]"
Schauen wir uns daraufhin die Schliffe nochmals an (etwa auf dem Bild unten). Es lassen sich im LPL vier Mineralphasen erkennen: Olivin (die farblosen Kristalle, die den Großteil des Schliffs einnehmen), Klinopyroxen (etwas dunkler, stärker lichtbrechend; von Spaltrissen durchzogen, die alle parallel verlaufen, ein großes Korn rechts der Bildmitte, und noch etwas weiter rechts ein weiteres; beide mit schwammartigen Grenzzonen), Spinell (das dunkelste und am stärksten lichtbrechende Mineral ziemlich genau in der Bildmitte) und Serpentin (die dunkleren Adern, die den Olivin entlang von Bruchrissen - nicht Spaltrissen! - durchziehen; am deutlichsten im rechten oberen Bildquadranten).
Wie schön, dass genau an dieser Stelle im Schliff ein Klinopyroxen- und ein Spinellkorn aneinander grenzen (und dass genau dort sich noch eine fünfte Mineralphase ausgebildet hat, die erst im XPL richtig auffällt...)