Autor Thema: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.  (Gelesen 59431 mal)

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #120 am: Dezember 02, 2011, 08:57:59 Vormittag »
Bleibt jetzt nur die Frage, was ist dann die feinkörnige Matrix?
So wie Bernd sagte, feinkörnige Olivin Matrix.
Wie kann man sich das vorstellen, das die von dem großen Kristall bröselt und trotzdem noch zusammenhält?
Das kann doch keine Verwitterung sein.
Sieht aber gut aus, wenn es komplett um einen Olivinkristall gelagert ist.

Hallo Mirko und Dünnschliffgemeinde,

nein, Verwitterung ist das wahrscheinlich nicht. Es könnte eine Art Reaktionsrand oder -corona sein; aber was da reagiert hat, ist mir noch unklar. Hoffentlich bald mehr.

Gruß, :prostbier:
Holger

Offline Thin Section

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #121 am: Dezember 02, 2011, 22:48:33 Nachmittag »
Habe ich hier im ersten Foto auch einen Olivin Zwilling vorliegen??

Au weia, jetzt wird's schwierig! Da setz' ich gleich noch mal einen drauf!

Ist das ein Drilling?

Nein, wahrscheinlich natürlich nicht, denn die geschwungene "Kurve" im unteren Teil spricht gegen so ein Phänomen! Noch nie etwas von einem Olivin-Drilling gehört! Aber was ist es dann?  :nixweiss:

Bernd  :hut:

P.S.: Fällt mir hier doch gerade auf, daß etliche "triple junctions" auszumachen sind, wie wir sie von einigen unserer Achondriten kennen!?!
« Letzte Änderung: Dezember 02, 2011, 23:50:59 Nachmittag von Thin Section »
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

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Offline Thin Section

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #122 am: Dezember 03, 2011, 18:54:38 Nachmittag »
Guten Abend Miteinander,

Kann mich an diesem wunderbaren, terrestrischen DS einfach nicht sattsehen (bzw. sattfotografieren :smile:)

Hier noch einmal diese "interstitial areas", die Mirko schon mehrfach angesprochen hat:
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Offline Thin Section

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #123 am: Dezember 03, 2011, 19:18:28 Nachmittag »
... in etwa der gleiche Bereich - nur etwas weiter oben, damit der opake Bereich (Magnetit, Chromit?) weiter ins Blickfeld rückt!

Bernd  :hut:
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Offline speul

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #124 am: Dezember 03, 2011, 19:55:45 Nachmittag »
Zitat
Kann mich an diesem wunderbaren, terrestrischen DS einfach nicht sattsehen (bzw. sattfotografieren
wem sagst Du das!
Ich mußte mein Mikroskop erstmal abbauen, sonst wäre ich gar nicht mehr weg zu bekommen gewesen.  :laughing:
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline ironmet

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #125 am: Dezember 04, 2011, 23:28:49 Nachmittag »
Kann mich an diesem wunderbaren, terrestrischen DS einfach nicht sattsehen

das geht mir genauso..... :wow: :lacher: :einaugeblinzel:

Viele Grüße Mirko

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #126 am: Dezember 07, 2011, 19:38:50 Nachmittag »
Hallo Dünnschliffbegeisterte,

nach längerem Warten habe ich einen interessanten Artikel (Nielson Pike and Schwarzman, Classification of Textures in Ultramafic Xenoliths, Journal of Geology 1977, 85, 49-61) in die Hände bekommen, der das Rätsel lösen könnte:

Die Autoren unterteilen die Strukturen der Xenolithe in vier Klassen: magmatisch, pyrometamorph, metamorph und allotriomorph-körnig. Zur pyrometamorphen Struktur schreiben sie: "Pyrometamorphe Strukturen werden durch die Erstarrung lokaler Teilschmelzen innerhalb der Gesteine erzeugt [...] Beim  Beginn des Aufschmelzens entwickeln die Klinopyroxen-Körner schwammartige Grenzzonen. Diese schwammartigen Grenzen können das einzige Anzeichen darstellen, dass ein Aufschmelzen in den Gesteinen stattgefunden hat. Schmelzen aus Klinopyroxen und Spinell entlang der Korngrenzflächen lassen Olivin + Plagioklas oder Plagioklas + Spinell einer anderen Zusammensetzung entstehen [...]"

Schauen wir uns daraufhin die Schliffe nochmals an (etwa auf dem Bild unten). Es lassen sich im LPL vier Mineralphasen erkennen: Olivin (die farblosen Kristalle, die den Großteil des Schliffs einnehmen), Klinopyroxen (etwas dunkler, stärker lichtbrechend; von Spaltrissen durchzogen, die alle parallel verlaufen, ein großes Korn rechts der Bildmitte, und noch etwas weiter rechts ein weiteres; beide mit schwammartigen Grenzzonen), Spinell (das dunkelste und am stärksten lichtbrechende Mineral ziemlich genau in der Bildmitte) und Serpentin (die dunkleren Adern, die den Olivin entlang von Bruchrissen - nicht Spaltrissen! - durchziehen; am deutlichsten im rechten oberen Bildquadranten).

Wie schön, dass genau an dieser Stelle im Schliff ein Klinopyroxen- und ein Spinellkorn aneinander grenzen (und dass genau dort sich noch eine fünfte Mineralphase ausgebildet hat, die erst im XPL richtig auffällt...)

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #127 am: Dezember 07, 2011, 19:42:09 Nachmittag »
Im XPL zeigt der Olivin seine typischen Interfernzfarben, der Klinopyroxen ist nicht so stark doppelbrechend (und daher recht blass), der Spinell dagegen ist optisch isotrop und bildet deshalb ein "schwarzes Loch". Aber in der Umrandung um das Spinellkorn ist deutlich etwas Weißes auszumachen: Plagioklas...

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #128 am: Dezember 07, 2011, 19:46:14 Nachmittag »
Klarer zu erkennen ist der Plagioklasrand bei stärkerer Vergrößerung...und dann ist auch zu erkennen (etwa im linken oberen Quadranten), dass sich innerhalb des Plagioklases auch Olivin abgeschieden hat.

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #129 am: Dezember 07, 2011, 19:52:44 Nachmittag »
Hier noch einmal die Klinopyroxen-Körner mit den beschriebenen "schwammartigen" Korngrenzen.

Schlussfolgerung: Der Schliff lässt erkennen, dass der Peridotit eine Teilaufschmelzung durchgemacht hat, was die Autoren des zitierten Artikels (wohl nicht unzutreffend) als "Pyrometamorphose" (Metamorphose bei hoher Temperatur, aber geringem Druck) bezeichnen. Die Serpentinisierung der Bruchflächen im Olivin fand dagegen unzweifelhaft zu einem späteren Zeitpunkt statt (Serpentin wäre unter den genannten Bedingungen wohl eher nicht stabil).

Wer an einer Kopie des Artikels interessiert ist, möge mir per PN Bescheid geben.

Gruß, :prostbier:
Holger

Offline Thin Section

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #130 am: Dezember 07, 2011, 20:43:16 Nachmittag »
Hallo Holger,

Vielen, vielen Dank dafür, daß Du Dir diese Mühe gemacht hast und uns an Deinen Ergebnissen / Erkenntnissen hast teilhaben lassen!

Einfach  :super: :super: :super: !

Bernd  :prostbier:
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Offline ironmet

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #131 am: Dezember 07, 2011, 21:04:17 Nachmittag »
Hallo Holger,

ja...was soll man dazu sagen.
Da kann ich mich Bernd ja nur anschließen.
Was für eine geniale Abhandlung, unterlegt mit sehr guten Fotos und bestens beschrieben.
Und ja, ich bin an der Kopie des Artikels sehr interessiert.
Das ist eine gute Basis um weitere Peridotite untereinander zu vergleichen.
Habe mir nämlich noch Material von Brasilien, Lanzarote und der Eifel besorgt und bin mir sicher, das diese im Dünnschliff nicht identisch aussehen werden.
Und so ist das Betätigungsfeld, speziell jetzt bei diesem Material, schier unerschöpflich, weil man sich gute Handstücke aus aller Herren Länder besorgen kann.

Absolut großartig Holger !! :super: :hut: :hut:

Viele Grüße Mirko :prostbier:

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #132 am: Dezember 07, 2011, 23:05:52 Nachmittag »
der Spinell dagegen ist optisch isotrop und bildet deshalb ein "schwarzes Loch".

Guten Abend Miteinander,

Nachdem Holger vorhin in seiner detaillierten Beschreibung auf die im x-pol. Licht opaken (isotropen und darüber hinaus isometrischen) Spinelle hingewiesen hat, habe ich meinen DS erneut unter das Mikroskop gelegt, obwohl ich heute eigentlich meine neue, fantastische Seymchan-Scheibe (213.5 gr) ablichten wollte. Na ja, dieser DS lässt einen halt nicht so schnell los! Was bei den größeren Spinellkristallen mitunter nur schwer zu erkennen ist, kann man bei den kleinen Spinellkriställchen fast exemplarisch erkennen:

Spinellkristalle sind in der Regel oktaedrisch (Ja, eben, … wie bei unseren Oktaedriten!) und so ergeben sich im DS je nach Schnittlage quadratische, dreieckige oder diamantförmige Querschnitte.

Etwa ¾ mm über meiner Maßangabe "1 mm" aber auch noch etwas weiter oben befinden sich zahlreiche, kleine Spinelle mit einem quadratischen Habitus!

Bernd  x-02
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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #133 am: Dezember 08, 2011, 00:45:18 Vormittag »
Hallo Bernd,

....ja, man muss schon Prioritäten setzen!!  :einaugeblinzel:
Kommt die Seymchan Scheibe eben morgen dran.

Schöne Aufnahme jedenfalls. :super:
Aber jetzt brauch ich erstmal etwas Schlaf.
Ich halte dann morgen nach Spinellen Ausschau.

Viele Grüsse Mirko

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #134 am: Dezember 08, 2011, 07:20:14 Vormittag »
Hallo Bernd,

Was bei den größeren Spinellkristallen mitunter nur schwer zu erkennen ist, kann man bei den kleinen Spinellkriställchen fast exemplarisch erkennen:

Spinellkristalle sind in der Regel oktaedrisch (Ja, eben, … wie bei unseren Oktaedriten!) und so ergeben sich im DS je nach Schnittlage quadratische, dreieckige oder diamantförmige Querschnitte.

der Grund, warum die großen Spinelle im Gegensatz zu den kleinen die oktaedrische Kristallform nicht zeigen, dürfte darin liegen, dass die kleinen wiederum im Rahmen der Pyrometamorphose aus der Schmelze entstanden sind und sich dabei so früh abgeschieden haben, dass ihr Wachstum durch kein anderes Mineral gehemmt wurde. Sie konnten daher idiomorphe Formen bilden. Die großen Spinelle wurden dagegen bei der Pyrometamorphose angegriffen und haben quasi das Material für die kleinen geliefert; aber dabei haben sie ihre ursprüngliche äußere Form eingebüßt.

Gruß, :prostbier:
Holger

 

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