Autor Thema: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.  (Gelesen 59794 mal)

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #75 am: November 28, 2011, 18:58:55 Nachmittag »
Schau mal ob dieses "Füllmaterial" unter normaler Beleuchtung eventuell  eine leicht grüne Färbung aufweist. Ich meine dies im Randbereich der Ol-Knolle zum Basalt, in der Übersichtsaufnahme, zu erkennen. Wenn grün, dann ist es recht sicher Serpentin. Serpentinisierung ist bei Olivin sehr häufig.

Hallo Willi,

hm, an den Serpentin kann ich nicht so richtig glauben - sieht der im Dünnschliff nicht eher so aus, wie der Olivinkristall links im Bild (von dem nur noch ein kleiner, unzersetzter Rest [grün] übriggeblieben ist; während im Vergleich dazu der Augit rechts [blau] völlig unangegriffen erscheint)?

Die Ränder in Mirkos Schliff dagegen sehen mehr oder weniger wie verkleinerte Versionen der "großen" Nachbarkristalle aus. Vielleicht ist der Olivin einfach nur im Randbereich aufgeschmolzen und wieder erstarrt :gruebel:

Gruß,
Holger

Offline ironmet

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #76 am: November 28, 2011, 20:28:03 Nachmittag »
Hallo Willi und Holger,

also das mit der leicht hellgrünen Farbe kommt schon hin.
Allerdings gehäuft in der Olivinknolle selbst zwischen den einzelnen Kristallen.
Da ist überall solch Füllmaterial.
Ob das nun Serpentin sein mag, kann ich garnicht sagen, weil ich nicht weiß, wie das im Dünnschliff auszusehen hat.
Aber alles was in der Gesamtaufnahme, im normalen Licht, zwischen den Kristallen der Olivinknolle leicht hellgrün erscheint, scheint wirklich dieses Füllmaterial zu sein.
Warum kennt man sowas nicht von Meteoriten?? :gruebel:
Sowas sehe ich ja selbst zum ersten mal.

Auf jeden Fall können die irdischen Gesteine aus sehr interessant sein....vielleicht sogar interessanter als meteoritisches Gestein.

Und noch was muss ich schnell an dieser Stelle loswerden.
Ein ganz dickes Lob und meinen größten Respekt an alle Kenner der irdischen Materie! :hut: :super: :hut:
Für mich ist dies ein ganz neues Thema, welches mir im Moment noch unüberschaubar erscheint.
Vieles sind echt "böhmische Dörfer" für mich und auch gute Literatur ist nicht immer einfach bzw. eindeutig zu verstehen.
Wahrscheinlich wächst solch ein Wissen auch erst in Jahren heran.
Je mehr man sich damit beschäftigt, umso sicherer wird man.
Bei Meteoriten ist es realtiv leicht.
Es gibt ne Menge klassifiziertes Material, womit man täglich arbeitet.
Umso länger man damit arbeitet, kommt natürlich das Verständnis dafür und man weiß, wie was auszusehen hat.
Aber bei den irdischen Gesteinen.....puh....das Rad jedes mal neu zu erfinden und sich durchzubeissen, mit welchem Gestein man es genau zu tun hat...ist echt ne Leistung !!

Viele Grüße Mirko  

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #77 am: November 28, 2011, 21:39:16 Nachmittag »
Hallo Mirko,

Auf jeden Fall können die irdischen Gesteine aus sehr interessant sein....vielleicht sogar interessanter als meteoritisches Gestein.

 :isagnix: :isagnix: :isagnix:

Ernsthaft: die Petrographie der Meteoriten ist sicher einzigartig, weil es solches Material auf der Erde nicht gibt (und bizarrerweise sind ja gerade die seltenen Mond- und Marsmeteoriten noch am ehesten mit irdischen Gesteinen vergleichbar) - aber vielfältiger ist die Mineralogie und Petrographie der irdischen Gesteine mit Sicherheit.

Zitat
Warum kennt man sowas nicht von Meteoriten?? gruebel

Dazu kenne ich mich mit den Meteoriten (gerade bei den raren Achondriten-Klassen) zu wenig aus, um sagen zu können, dass es so etwas dort nicht gibt: Wie sieht es denn bei den Lodraniten oder den Ureiliten oder den Brachiniten aus? :gruebel:

Und "Kenner der irdischen Materie": Also mich kannst Du damit nicht meinen - dazu muss man in einem petrographischen Mikroskopiekurs an der Uni gesessen und den Stoff rauf und runter gebüffelt haben. Ich habe mich im wesentlichen auf die Lektüre der Atlanten von MacKenzie und Adams beschränkt (die Du wahrscheinlich kennst).

Gruß,
Holger


Offline pallasit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #78 am: November 28, 2011, 22:13:45 Nachmittag »
Hallo  Mirko und Holger,

ob irdisch oder meteoritisch, jedes Gestein, jeder Schliff hat seine eigene faszinierende Geschichte. Da muss man jedes Mal was dazulernen. Leider kommt man nur mit Bildern nicht sehr weit.

Der Olivin dürfte im einfach polarisierten Licht farblos sein und somit keinen Pleochroismus zeigen. Serpentin zeigt meist leichten Pleochroismus von farblos nach grünlich.
Es können natürlich in der Zwischenmasse auch reliktisch Olivine vorhanden sein und das ganze körnig erscheinen lassen.
Vielleich mal eine Vergrößerung ohne Analysator.

Randliches Aufschmelzen des Olivins und wieder erstarren geht in einem solchen Mehrstoffsystem nicht, schon gar nicht ohne die deutlich vorhandenen Gefüge zu zerstören.

Grüsse Willi  :prostbier:

Offline Andyr

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #79 am: November 28, 2011, 22:38:31 Nachmittag »

Ob das nun Serpentin sein mag, kann ich garnicht sagen, weil ich nicht weiß, wie das im Dünnschliff auszusehen hat.
Aber alles was in der Gesamtaufnahme, im normalen Licht, zwischen den Kristallen der Olivinknolle leicht hellgrün erscheint, scheint wirklich dieses Füllmaterial zu sein.
Warum kennt man sowas nicht von Meteoriten?? :gruebel:

So ganz unbekannt ist die Serpentinisierung von Olivinen (oder allgemeiner ausgedrückt: die Umwandlung in Phyllosilikaten) auch bei Meteoriten nicht (s. CM2-Condrite).

Offline ironmet

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #80 am: November 29, 2011, 15:33:55 Nachmittag »
Und "Kenner der irdischen Materie": Also mich kannst Du damit nicht meinen - dazu muss man in einem petrographischen Mikroskopiekurs an der Uni gesessen und den Stoff rauf und runter gebüffelt haben.
Gruß,
Holger

doch doch Holger...damit meinte ich schon Dich, genauso wie Ulrich, Ingo, Thomas (stollentroll), Bernd, Willi, Andyr und andere, die ich jetzt vielleicht vergessen habe.

So ganz unbekannt ist die Serpentinisierung von Olivinen (oder allgemeiner ausgedrückt: die Umwandlung in Phyllosilikaten) auch bei Meteoriten nicht (s. CM2-Condrite).

Hallo Andyr,

also das diese Umwandlung nicht unbekannt ist, bezweifle ich nicht.
Ich kenne nur keine vergleichbaren optischen Erscheinungen in meteoritischen Dünnschliffen.
Was ja auch nicht gleichzeitig heißen soll, das es das nicht gibt.
Nur kenne ich das nicht.
Vielleicht kann ja auch jemand mit ähnlichen Fotos von meteoritischen Dünnschliffen hier aushelfen.

Der Olivin dürfte im einfach polarisierten Licht farblos sein und somit keinen Pleochroismus zeigen. Serpentin zeigt meist leichten Pleochroismus von farblos nach grünlich.
Es können natürlich in der Zwischenmasse auch reliktisch Olivine vorhanden sein und das ganze körnig erscheinen lassen.
Vielleich mal eine Vergrößerung ohne Analysator.
Grüsse Willi

Hallo Willi,

hier wie gewünscht ein paar Fotos im Durchlicht, was so einen typischen Bereich zeigt.

Viele Grüße Mirko

Offline ironmet

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #81 am: November 29, 2011, 15:36:53 Nachmittag »
und noch zwei Fotos im Detail

Offline Thin Section

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #82 am: November 29, 2011, 16:24:53 Nachmittag »
So ganz unbekannt ist die Serpentinisierung von Olivinen (oder allgemeiner ausgedrückt: die Umwandlung in Phyllosilikaten) auch bei Meteoriten nicht (s. CM2-Condrite).

Hallo Forum,

Diesem Kommentar von Andyr kann ich mich anschließen. Die Meteorite, bei denen Serpentin und Phyllosilikate, also Umwandlungsprodukte von Olivin und Pyroxen eine Rolle spielen, das sind vornehmlich die kohligen Chondrite. Hier einige konkrete Beispiele: Acfer 331, Bench Crater, Dhofar 735, El Djouf 001, Kaidun, Nogoya, Orgueil, Tagish Lake.

Bernd  :hut:
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Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #83 am: November 29, 2011, 18:31:40 Nachmittag »
Hallo Mirko und Forum,

nach Betrachtung der Hellfeldaufnahmen scheint festzustehen:

- die feinen Kristalle in den Zwischenräumen haben dieselbe Farbe und offenbar ähnlichen Brechungsindex wie die großen;
- sie zeigen nicht das für serpentinisierten Olivin typische Maschenmuster.

Kommt aus den XPL-Aufnahmen noch dazu, dass:

- sie Interferenzfarben ähnlich hoher Ordnung wie die großen Kristalle zeigen, und nicht das für Chrysotil typische Weiß.

Summa summarum: An die Serpentinisierung glaube ich nach wie vor nicht. :contra:

Gruß,
Holger

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #84 am: November 29, 2011, 20:37:44 Nachmittag »
Hallo Forum,

a propos "Umwandlungs- und Zerfallserscheinungen bestimmter Mineralphasen" habe ich in meinem Bestand noch etwas sehr Hübsches gefunden: Einen Hornblendebasalt aus dem Vogelsberg.

Hornblende ist eine Bezeichnung für eine Untergruppe von Amphibolen, die in magmatischen Gesteinen nur selten vorkommen, da sie OH-Gruppen (vulgo: Wasser) enthalten, magmatische Schmelzen normalerweise aber nicht viel Wasser enthalten. Und in der Tat, die Hornblende in diesem Basalt hat sich in ein Gemisch von Pyroxen, Plagioklas und einem Eisenoxidmineral zersetzt,

Bereits im Makrofoto ist zu erkennen, dass die großen, dunklen Hornblendekristalle nicht mehr einheitlich sind:

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #85 am: November 29, 2011, 20:39:06 Nachmittag »
Noch deutlicher wird dies bei XPL-Beleuchtung:

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #86 am: November 29, 2011, 20:42:00 Nachmittag »
Richtig faszinierend wird es aber erst bei stärkerer Vergrößerung: Man erkennt noch einige reliktische Reste brauner Hornblende (Oxyhornblende?), die von einer geordneten Verwachsung der drei Mineralien Plagioklas, Pyroxen und Eisenoxid verdrängt wird:

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #87 am: November 29, 2011, 20:43:17 Nachmittag »
Diese Verwachsung zeigt erst im XPL ihre ganze Schönheit:

Offline Buchit

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #88 am: November 29, 2011, 20:45:35 Nachmittag »
Bei einem anderen Kristall, in welchem die Pyroxenkomponente in einem anderen Winkel getroffen wurde, ändert sich die Interferenzfarbe zu einem leuchtenden Blau.

In Ganzen, ein Material zum Schwelgen unter dem Polarisationsmikroskop!

Gruß,
Holger

Offline ironmet

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Re: Dünnschliffe-Achondrite-Gesteine allg.
« Antwort #89 am: November 29, 2011, 20:56:42 Nachmittag »
Hallo Holger,

wow, das sind ja wieder ganz wunderbare
Aufnahmen! :wow:
........also in Deiner Dünnschliffsammlung würde ich auch
gern mal rumschnüffeln.... :einaugeblinzel:
Wieviele hast Du eigentlich?
Und wieviele davon selbst erstellt?

Viele Grüße Mirko

 

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