Autor Thema: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten  (Gelesen 84344 mal)

Offline Met1998

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #105 am: September 17, 2018, 18:45:11 Nachmittag »
Nr. 42: Schönen Südschweden privatisiert?!   
Eigentlich wollte ich einen Uthammar mit hellroten Feldspäten, leider bisher nur solche Brocken gesichtet!:
https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=9689.msg143887#msg143887
      
Nun habe ich endlich ein 9 cm großes Stück Uthammar-Granit mit rotbraunen Feldspäten gefunden?!
Der fiel mir schon aus 10 m Entfernung auf.

Es war auf ca. 2 km Steilküste das einzige Stück dieser Art. Ein ausgesprochen zähes, festes und schönes Gestein
 - Blendamed weiße, rundliche Quarzstücke, (milchig weiß, keine Quarze in den großen Quarzen)
 - kräftig rotbraune, verzwillingte, grobkörnige Feldspäte,
 - und etwas dunkle Minerale.
Demnach ist es kein Götemar Granit.

Ehrfried  :hut:
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Offline JFJ

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #106 am: September 17, 2018, 20:15:25 Nachmittag »
@Steinefieber

Zu den Rhombenporphyren:
Bild 19 = RP2V. Der stammt aus der 2. Ausbruchsserie der Vestfoldregion.
Bild 21 = Lässt nur Rückschlüsse auf die Vestfoldregion zu.  Anstehenden finden sich vergleichbare Gesteine in der Umgebung von Høyjord.

Gruß
Jörg
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Offline karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #107 am: September 22, 2018, 02:10:53 Vormittag »
Moin,
zu Bild 18: sieht aus wie ein Ostsee-Rapakiwi. Mal abgleichen mit Bräunlichs Beschreibung und auf jeden Fall mit der Lupe nach den winzigen eckigen Quarzen um die orangenen Alkalifeldspäte suchen.
http://www.kristallin.de/rapakiwis/ostseerapakiwi.htm

Zum Begriff pyterlitisch ist schon einiges geschrieben worden. Er ist höchst unglücklich und bezeichnet eigentlich nur mehr oder weniger idiomorphe Quarze um Alkalifeldspäte. Der abgebildete Granit (Bild 9) stammt vermutlich aus einem Rapakiwi-Pluton und ist ein gleichkörniger bis schwach porphyrischer Granit. Bild 11 könnte ein Pyterlit sein, ebenso Bild 15. Ich sehe zumindest keine Plagioklasringe um gerundete Alkalifeldspäte. Letztere Eigenschaft definiert einen Pyterlit. Solche von Aland sind unauffällig und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Die von Zandstra erwähnte "Kranzbildung" sticht eigentlich nur in wirklich grobkörnigen finnischen Festlandrapakiwis hervor, und die sind im Geschiebe äußerst selten.
Hier nochmal der Link zur Ansprache von Rapakiwigraniten: http://www.kristallin.de/rapakiwis/Alandrapakiwi_Teil_2.htm#Teil7

Grüße  :winke:
karlov

Offline steinefieber

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #108 am: September 25, 2018, 13:31:49 Nachmittag »
Hallo karlov,

ich bin deinem Hinweis nachgegangen. Hier also eine Macro-Aufnahme (Bild 27). Aber wieviel Quarze machen nun einen Ostsee-Rapakivi aus? Kantige Quarze sind vorhanden, aber nicht in so girlandenförmiger Menge wie in www.kristallin.de/rapakiwis/ostseerapakiwi/01_Ostsee-Rapakiwi_1600.jpg gezeigt. Der dort später folgende Hinweis, Zitat: „In manchen Ostsee-Rapakiwis gibt es nur sehr wenige kleine Quarze auf den Außenseiten der Alkalifeldspäte“ relativiert das Gezeigte und der Satz, Zitat: „Einige Ostsee-Rapakiwis fallen durch besonders wenige Einsprenglinge auf.“ bedeutet doch wohl, daß lediglich ein Minimum vorhanden sein muß. Quarze –egal in welcher Menge- wären also ein sicheres Kriterium. Für eine eindeutige Bestimmung sind es mir aber hier zu wenige. Ich belasse es bei Aland-Rapakivi. Was meint ihr?

Bert
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Offline JFJ

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #109 am: September 25, 2018, 18:35:18 Nachmittag »
Moin,

Aland-Rapakiwis haben m.E. symplektitische Verwachsungen (wurmförmige Einschmelzungen von FS in die Quarze hinein), die kann ich hier beim Bild 27 nicht ausmachen.
Würde da ein ? hinter machen.

Gruß
Jorg
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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #110 am: September 25, 2018, 20:01:12 Nachmittag »
Hallo,

grahische Verwachsungen von Feldspat und Quarz sollten in einem ordentlichen Rapakiwi-Granit schon sein ;-)
Ich verstehe den Rückschluß nicht: es ist kein Ostsee-Rapakiwi, also belässt Du es bei Aland-Rapakiwi?? Aufgrund welcher eindeutigen Verortung zum Aland-Archipel? Solche Granite sind von Aland anstehend nicht bekannt. Auch die Gruppenmerkmale stimmen nicht. Wenn es kein Ostsee-Rapaliwi ist, dann ist es nur ein porphyrischer Rapakiwi-Granit. Herkunft unbekannt.

Grüße,
karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #111 am: September 26, 2018, 00:57:10 Vormittag »
Hallo Bert,
nochmal zu Deiner Frage, wieviel von den kleinen Quarzen im Ostsee-Rapakiwi enthalten sein sollten: einige kleine Kränzchen sollten zu finden sein. Nicht um alle Alkalifeldspäte, aber um einige. Denn diese sind bei der unendlichen Variabilität der Rapakiwi-Granite aus verschiedensten Vorkommen bis auf weiteres Alleinstellungsmerkmale, zusammen mit den anderen Eigenschaften (porphyrischer Rapakiwi; Farbe Alkalifeldspat häufig orange, aber auch helle und gelbliche Varianten bekannt, gelbliche o. grünliche Kerne; große, klare, korrodierte Quarze der 1. Generation; insgesamt auffällig viel Quarz; Plagioklas grünlich und unbedeutend).


Offline steinefieber

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #112 am: September 26, 2018, 20:55:35 Nachmittag »
N‘abend zusammen,

vielen Dank für Eure Kommentare.

@ Jörg
keine Verwachsungen---höchstwahrscheinlich kein Aland-Rapakivi, habe ich verstanden!

@ karlov
Deine Bilder 835 und 12 sind eindeutig. Da gibt es kein Diskutieren. Also mein Steinchen auch kein Ostsee-Rapakivi.

Aber jetzt wird es schwierig. Ich möchte keinesfalls auf Dingen herumreiten oder nerven. Ihr müßt mir bitte nachsehen wenn ich etwas ins ‚Schwimmen‘ komme.

Warum Aland-Rapakivi? Nun ja, siehe Antwort 103, Punkt 2. Damit konnte ich mich einverstanden erklären. Hat sich jetzt erledigt.

Zitat: Graphische Verwachsungen sollten in einem ordentlichen Rapakivi-Granit schon sein.
Laut Jörg (Antwort 109) hat Bild 27 aber keine Verwachsungen. Also kein Rapakivi-Granit?

Ich nehme das Teil jetzt als porphyrischen Rapakivi-Granit, da bin ich auf der sicheren Seite.

Aber da ich gerade am PC sitze. Ich habe hier noch einige Porphyre hocken, an die ich mich noch nicht herangetraut habe. Das Thema scheint mir wegen der vielen Übergangstypen schwierig zu sein. Wenn man einen Porphyr findet ist der erste Gedanke: „Na, der ist doch wirklich typisch und prägnant“. Leider meistens Fehlanzeige! Große Hilfe ist die „Bestimmungspraxis der Rhombenporphyre“. Aber auch damit tue ich mich schwer. Fundsteine sind selten so musterhaft.

Bild 22   Rhombenporphyr (Nordseeland/Gilleleje/DK)
nicht magnetisch, für mich alle drei identisch, ich verorte sie irgendwo bei RP12

Bild 23   Rhombenporphyr (Nordseeland/Gilleleje/DK)
recht kleiner Stein, der mir durch die rötliche Grundmasse sofort aufgefallen ist, schlanke Rhomben, nicht magnetisch
sieht nach RP1 aus

Bild 24a, b   Rhombenporphyr (Nordseeland/Limfjord/DK)
der große Feldspat mit hellem Saum, die kleineren einfarbig, leicht magnetisch, mafische Körner in der Matrix
würde ich vorsichtig als RP14Ø einstufen

Bild 25a, b   Rhombenporphyr (Nordseeland/Limfjord/DK)
blaugrau bis braungrau (wenn naß), im Sonnenlicht Zwillingskristalle, deutlich magnetisch, Feldspate seltsam kantig, bei den großen Feldspaten ganz schwache Zonierung
würde ich vorsichtig als RP14b einstufen

Bild 26a, d   Rhombenporphyr (Nordseeland/Limfjord/DK)
spärlich mit schlanken Rhomben bestückt, zoniert, rötliche Grundmasse, nicht magnetisch
evtl. RP1

Liege ich total schief?

Bert
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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #113 am: September 26, 2018, 20:56:58 Nachmittag »
Teil 2
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Offline steinefieber

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #114 am: September 26, 2018, 20:58:04 Nachmittag »
Teil 3
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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #115 am: September 26, 2018, 23:02:52 Nachmittag »
Hallo Bert,
Ja, porphyrischer Rapakiwi, mehr wohl nicht. Das von Ehrfried gezeigte Bild (6cm-Aland-Rapakiwi) in Antwort 103 würde ich nicht nach Aland stecken. Es fehlen die charakteristischen Gruppenmerkmale. Bzw. es ist eher keiner Herkunft zuzuordnen, weder Aland noch Kökar noch Nordbaltischer Pluton.

Zitat
Graphische Verwachsungen sollten in einem ordentlichen Rapakivi-Granit schon sein.
Das war etwas scherzhaft gemeint. Mit zwei Generationen Quarz und Feldspat bestimmt sich ein Rapakiwi einfach leichter. Es gibt natürlich auch Rapakiwi-Gesteine ohne erkennbare graphische Verwachsungen wie die Quarzporphyre, Granitporphyre, Aplite, Porphyraplite, Prickgranite.

Zur Herkunftsbestimmung: Rapakiwi-Gesteine am besten zunächst nur nach Gefüge benennen. Bei zunehmender Anzahl von unverwechselbaren Eigenschaften oder Alleinstellungsmerkmalen (nach jetzigem Wissensstand) kann man eine Herkunft porgnostizieren. Dies gelingt bei einer KLEINEN Anzahl von Rapakiwi-Graniten. Die meisten bunten, exotischen, irgendwie auffäligen Rapakiwis können leider nicht beheimatet werden. Ebenso nicht die unauffälligen und gleichförmigen Gefüge wie Aplite, Porphyraplite, Granophyre. Matthias Bräunlich wiederholt das seit Jahren gebetsmühlenartig. Angesichts der Masse an Rapakiwifunden hier im Osten (Brandenburg), die in meinen Schränken schlummern und keine Herkunft "verpasst" kriegen, kann ich das nur bestätigen.

Zu den Rhombenporphyren kann ich nichts Nützliches beitragen. Das ist Jörgs Gebiet Nur anmerken, dass die Zuordnung zu einzelnen Rhombenporphyrlagen auch beim Vorhandensein von Anstehendproben mit großen Unsicherheiten behaftet ist. Wahrscheinlich gibt es einige sehr auffällige RP-Lagen, die man mit einiger Sicherheit referenzieren kann.

Grüße,
karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #116 am: September 26, 2018, 23:12:55 Nachmittag »
Aber da Jörg sicherlich gleich mal drüberschauen wird: ich habe hier auch 2, bei denen ich (und jmd anderes) eine Zuordnung versucht hat.

Ist RP72 (Laufendnr in Brandenburg gefundener Rhombenporphyre) RP14(a/ Langtangen-Typ)? Er ist deutlich magnetisch.

Ist RP34 ein RP1 vom Kolsas-Typ (nicht meine eigene Vermutung)? Der RP ist deutlich körnig, könnte intrusiv sein. Nicht magnetisch.

Grüße  :winke:
karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #117 am: September 27, 2018, 17:46:42 Nachmittag »
Moin Karlov,

beim RP14 bin ich voll bei Dir.  Der sieht verdächtig nach Langtangen aus.
Der andere (Bild RP34) kann ein RP 1 sein. Bin mir mit Kolsas aber nicht sicher; sollte dann dunkler sein. Wie Du oben weiter geschrieben hattest, ist es leider nur bei den wenigsten Funden möglich, diese einer bestimmten Lage/Eruption zuzuordnen.

Beste Grüße
Jörg
« Letzte Änderung: September 27, 2018, 18:11:14 Nachmittag von JFJ »
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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #118 am: September 27, 2018, 18:14:47 Nachmittag »
Moin Steinefieber (Bert),

Bild 22 ist ein RP13
Bild 23 ist ein RP13V Ende-Typ (nicht von den schlanken bootsförmigen FS täuschen lassen. Die kommen nicht nur im RP1 vor.
Bild 24 könnte ein 14Ö sein.
Bild 25 ... bin hin und her gerissen, ob es überhaupt ein RP ist. Er hat zwar eine gewisse Ähnlichkeit zu den RP13c Typen, aber ob es wirklich ternäre FS sind oder Plagioklase. Vom Foto etwas schwierig zu beurteilen.
Zum Bild 26 fällt mir nichts brauchbares ein. Hat m.E. zu wenig charakteristisch unverwechselbare Merkmale.

Beste Grüße
Jörg
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Offline steinefieber

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #119 am: September 30, 2018, 20:03:54 Nachmittag »
Hallo Jörg,

meine Trefferquote ist offensichtlich noch nicht sehr hoch, habe aber noch einige Porphyre, die ich gerne vorstellen möchte. Ich hoffe, ich langweile damit nicht (11. Gebot: Du sollst nicht langweilen!)  :einaugeblinzel:.

zu Bild 26   hat etwas basaltisch-diabasisches, die Oberfläche ist sehr glatt, deutlich magnetisch, evtl. ein plagioklasreicher Diabas? Ein größerer Stein würde evtl. mehr Aufschluß geben.

Bild 28a, b   im nassen Zustand sehr unscheinbar, graue Grundmasse, helle Einsprenglinge ohne Zonierung, nicht magnetisch, evtl. schon zu sehr verwittert

Bild 29a, b   rotbraune Matrix mit dunklen und hellen Einsprenglingen, die leicht zoniert sind, unregelmäßige Verteilung, nicht magnetisch, RP4 (Drammen-Typ)

Gruß Bert
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