Autor Thema: ägyptisches Eisen - Gebel Kamil  (Gelesen 72895 mal)

Offline ironmet

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1019
  • www.meteorite-mirko.de
    • Mirko Graul Meteorite
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #45 am: Juli 10, 2010, 15:21:50 Nachmittag »
Hallo Met-Freunde,

ich möchte doch noch mal die Diskussion wieder neu aufnehmen,bezüglich der Anhaftungen an dem ägyptischen Eisen.
Plagioklas hatte ja diesbezüglich schon seine Meinung gesagt. :super:

Ich halte es für sehr wahrscheinlich,das es sich dabei tatsächlich um eine Art Kraterglas handelt.
Was meinen denn die Spezialisten dazu??
Ulrich,Olaf und alle anderen?
Oder Harald,hast Du Deine Proben schon untersucht?
Ich habe in Ensisheim nur 3 Stücke mit einer größeren Menge solch geschmolzenen Materials auf den Tischen gesehen.
Eines davon ist das hier auf den Fotos.
Wenn es ein Impaktglas/Kraterglas ist,wäre dies überhaupt vorstellbar bei einem 40m Krater?? :gruebel:
Und wenn ja,wie kommt es dann an das Eisen?? :gruebel:
Ist es vielleicht nur durch Zufall dort reingeplatscht? :gruebel:

Viele Grüße Mirko

Offline ironmet

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1019
  • www.meteorite-mirko.de
    • Mirko Graul Meteorite
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #46 am: Juli 10, 2010, 15:23:43 Nachmittag »
...und noch zwei Detail Fotos

Offline speul

  • Foren-Veteran
  • *
  • Beiträge: 3055
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #47 am: Juli 10, 2010, 16:34:05 Nachmittag »
interessanter Aspekt, den Du da ansprichst. Keine Vorstellung, wo die Grenze verläuft, daß sich noch Glas bilden kann. Schaut man in die datenbank
http://www.unb.edu/passc/ImpactDatabase/CIDiameterSort2.htm
stellt man schnell fest, daß bisher meines Wissens bei Kratern unter 110 m Durchmesser (Kaali) kein Glas gefunden wurde:

Haviland Kansas, U.S.A. N 37° 35' W 99° 10' 0.015 < 0.001 Y N S Pallasite
Dalgaranga Western Australia, Australia S 27° 38' E 117° 17' 0.024 ~ 0.27 Y N C Stony Iron
Sikhote Alin Russia N 46° 7' E 134° 40' 0.027 0.000063 Y N C Hexahedrite
Whitecourt Alberta, Canada  N 54° 00' W 115° 36' 0.036 <0.0011 Y N S IIIAB iron 
Campo Del Cielo Argentina S 27° 38' W 61° 42' 0.05 < 0.004 Y Y M Coarse Octahedrite to granular Hexahedrite
Sobolev Russia N 46° 18' E 137° 52' 0.053 < 0.001 Y Y M Iron Meteoritic Material Found
Veevers Western Australia, Australia S 22° 58' E 125° 22' 0.08 < 1 Y N S IIAB
Ilumetsä Estonia N 57° 58' E 27° 25' 0.08 ~ 0.0066 Y Y S -
Morasko Poland N 52° 29' E 16° 54' 0.1 < 0.01 Y N S Octahedrite fragments
Kaalijärv Estonia N 58° 24' E 22° 40' 0.11 0.004 ± 0.001 Y N S IAB

darüber dann, also beginnend mit Wabar (116 m) und weiter
Henbury Northern Territory, Australia S 24° 34' E 133° 8' 0.157 .0042 ± 0.0019 Y N S IIIAB
Aouelloul Mauritania N 20° 15' W 12° 41' 0.39 3.0 ± 0.3 Y N S Iron (IIIB,IIID?)
Amguid Algeria N 26° 5' E 4° 23' 0.45 < 0.1 Y N S -
Monturaqui Chile S 23° 56' W 68° 17' 0.46 < 1 Y N C IAB

dann schon. Hängt natürlich auch immer mit den lokalen Bedingungen zusammen, also Sand macht halt eher Glas als Kalkstein (Kaali, Odessa). Also meiner Meinung spricht nichts gegen das Vorkommen von Glas, wobei ich es als Anhaftung am Meteoriten eher als eine zufällige Erscheinung sehe, wie Mirko schon schrib, "reingeplatscht"
Soviel von mir bei thermisch eingeschränkter Denkfähigkeit (37,5°C)
 

 
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Plagioklas

  • Gast
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #48 am: Juli 11, 2010, 00:54:43 Vormittag »
Das Rankommen des Glases ist ganz einfach.

Der Meteorit wird beim "schrapnellisieren" verdammt platt gedrückt und "fließt" geradezu über die Sandoberfläche. Durch den einschlag auf die Oberfläche entsteht auch genügend hitze und durch das "fließen" eben auch (Bieg mal ein stück schweißdraht zügig hin und her, die biegestelle wird heiß, ähnliches geschieht auch beim met). Somit wird der sand geschmolzen und die schmelze an den Met gedrückt und bleibt dran haften (Ich nehm mal an, dass die Schmelze bevorzugt rückseitig zur "flugrichtung" des schrapnells (nach dem einschlag) anhaftet, da sie von den unterseiten wohl wieder abgerieben wird).

Da der met beim schrappnellisieren eben eine verdammt große Oberfläche bzw. kontaktfläche bildet, dürften auch sehr viele schrapnelle tatsächlich mit shcmelze verziert sein.

Offline ironmet

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1019
  • www.meteorite-mirko.de
    • Mirko Graul Meteorite
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #49 am: Juli 12, 2010, 10:39:53 Vormittag »
Hallo Ulrich,

danke schonmal für Deine Antwort bzw. Ideen dazu.
Ich bin schon gespannt,was noch für Meinungen folgen werden.

Viele Grüße Mirko

Offline ironmet

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1019
  • www.meteorite-mirko.de
    • Mirko Graul Meteorite
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #50 am: Juli 12, 2010, 10:47:08 Vormittag »
Das Rankommen des Glases ist ganz einfach.

Der Meteorit wird beim "schrapnellisieren" verdammt platt gedrückt und "fließt" geradezu über die Sandoberfläche. Durch den einschlag auf die Oberfläche entsteht auch genügend hitze und durch das "fließen" eben auch (Bieg mal ein stück schweißdraht zügig hin und her, die biegestelle wird heiß, ähnliches geschieht auch beim met). Somit wird der sand geschmolzen und die schmelze an den Met gedrückt und bleibt dran haften (Ich nehm mal an, dass die Schmelze bevorzugt rückseitig zur "flugrichtung" des schrapnells (nach dem einschlag) anhaftet, da sie von den unterseiten wohl wieder abgerieben wird).

Da der met beim schrappnellisieren eben eine verdammt große Oberfläche bzw. kontaktfläche bildet, dürften auch sehr viele schrapnelle tatsächlich mit shcmelze verziert sein.

Hallo Plagioklas,

ja,soweit kann ich da folgen.
Nur findet das ganze ja dort statt,wo der Krater gebildet wird/wurde.
Meinst Du das geschmolzene Material hält sich dann beim Auswurf aus dem Krater,an dem Eisen?
Wäre es nicht realistischer, zu vermuten, das beim Auswurf von Boden, geschmolzenem Boden und den Schrapnellen, solch ein Stück durch Zufall entweder noch in der Luft auf ein Brocken zähflüssiges Glas trifft, bzw in ein solches fällt?
Bei der enormen Kraft,kann ich mir kaum vorstellen,das diese Schmelze es schafft,sich an dem Eisen, beim Auswurf aus dem Krater, zu halten.
Oder gibt es da andere Beispiele,wo sowas bestätigt wird?

...und ehrlich,es gab nur ganz wenige Stücke mit solcherlei Anhaftungen auf den Tischen der russischen Händler.
Hat sich sonst wer noch ein ähnliches Stück gesichert??

Viele Grüße Mirko

Offline Alex08

  • Rat
  • ****
  • Beiträge: 216
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #51 am: Juli 12, 2010, 11:25:52 Vormittag »
Hallo zusammen,

also wennn ich mir die Bilder ansehe und nicht wüsste das es um ein Meteorit geht würde ich sagen, dass ist Eisen mit Schlacke dran.

Zudem braucht es ordentlich Hitze damit sich Glas bildet ca. 1500 °C... und ob da der Metorit groß genug war... ich weiß nicht recht.  :gruebel:

Ich hab da einfach meine Zweifel  :nixweiss:

Zu Schluss... Glas und Eisen gehen ganz schlecht zusammmen.

Ich bin wirklich neugierig was es am Ende wirklich ist.

Alex08

Offline ironmet

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1019
  • www.meteorite-mirko.de
    • Mirko Graul Meteorite
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #52 am: Juli 12, 2010, 12:09:10 Nachmittag »
Hallo Alex08,

ja,ich bin auch schon mehr als gespannt auf die Veröffentlichungen des Ägyptischen/Italienischen Teams.
Mal schauen,wenn man davon was zu lesen bekommt.



Zudem braucht es ordentlich Hitze damit sich Glas bildet ca. 1500 °C... und ob da der Metorit groß genug war... ich weiß nicht recht.  :gruebel:


Alex08

Hm,ich glaube die Größe ist hier weniger entscheident!
Klar,mit zunehmender Größe auch mehr Durchschlagskraft.
Bei einem 40m Krater ist aber das Objekt auch nicht als klein zu bezeichnen.
Die Geschwindigkeit macht die Musik!
Zudem,wie in dem Fall es sich um ein Eisen handelt,welches den Durchflug durch die Atmosphäre schon wesentlich besser übersteht,da es eben nicht so fragil wie Gestein ist.
Schnell muß das Teil gewesen sein,sonst hätte es keine Schrapnelle hervorgebracht.
Die Chancen für Kraterglas und Impaktite stehen schon nicht schlecht,denk ich.

Viele Grüße Mirko

H5P6

  • Gast
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #53 am: Juli 12, 2010, 16:33:36 Nachmittag »
Hallo,

ich kenne diese Art von Schlacke,die hier am Eisen haftet.Sie besteht im wesentlichen aus geschmolzenen Sand.In alten Industriefeueranlagen,die mit sandhaltiger Braunkohle betrieben wurden bildete sich das gleiche Material,mit gleichen Aussehen.  (Habe auch bei Bedarf noch ein Bild)

Gruß Jürgen

Offline dellenit

  • Rat
  • ****
  • Beiträge: 163
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #54 am: Juli 12, 2010, 16:45:53 Nachmittag »
Hi Mirko,

wegen der Anhaftungen:

ich hab die restlichen Stücke erworben, bzw. die kleinen Proben von den anderen.
Die ersten Untersuchungen: (rein optisch) sehr ähnlich dem Wabar Material. Sowohl das geschäumte Glas, als auch das weisse dichtere Material (das ist bei Wabar gefritteter Sand). Ich bin bin sehr sicher das wir es hier mit Impaktit zu tun haben.
Dünnschliffe des Materials muss ich noch machen (das dauert aber noch, weil wenig Zeit), auch Untersuchungen im REM werden wir noch machen.
Aber vielleicht hat ja das Finder Team (Egypt/Italy) schon etwas untersucht. (die haben ja einen Zeitvorsprung)
jedenfalls sehr interessant.
Übrigends auch beim Carancas Krater hat es Impaktite gegeben (allerdings nicht anhaftend - aber mit PDF's !)
beste Grüße
dellenit

Offline speul

  • Foren-Veteran
  • *
  • Beiträge: 3055
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #55 am: Juli 12, 2010, 17:46:29 Nachmittag »
interessant wäre zu erfahren, ob das Glas auch so zu finden ist im Krater, was ich stark vermute. Nur haben die Finder es halt nur auf die Eisenmets abgesehen gehabt, denk ich mir mal so.
Grüße
speul
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Plagioklas

  • Gast
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #56 am: Juli 12, 2010, 23:02:55 Nachmittag »
Zitat
Meinst Du das geschmolzene Material hält sich dann beim Auswurf aus dem Krater,an dem Eisen?

Glas ist kurz über dem Schmelzpunkt extrem zäh, von daher ist es gut möglich.

Zitat
Bei der enormen Kraft,kann ich mir kaum vorstellen,das diese Schmelze es schafft,sich an dem Eisen, beim Auswurf aus dem Krater, zu halten.

Ranklatschen ist nach dem Auswurf noch schwerer, denn die Schmelze bleibt nach ende des impakts nicht lange flüssig.


Offline lithoraptor

  • Foren-Guru
  • *
  • Beiträge: 4139
  • Der HOBA und ich...
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #57 am: Juli 12, 2010, 23:12:35 Nachmittag »
Moin!

Zitat
Bei der enormen Kraft,kann ich mir kaum vorstellen,das diese Schmelze es schafft,sich an dem Eisen, beim Auswurf aus dem Krater, zu halten.

Ranklatschen ist nach dem Auswurf noch schwerer, denn die Schmelze bleibt nach ende des impakts nicht lange flüssig.

Aber sie dürfte doch so lange (zäh)flüssig bleiben, bis die ersten Fragmente von oben wieder runter- und damit auf sie drauffallen oder irre ich hier. Das war, so habe ich es zumindest verstanden, doch die ursprüngliche Genesehypothese von Mirko...

Gruß

Ingo

Plagioklas

  • Gast
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #58 am: Juli 13, 2010, 00:17:36 Vormittag »
Zitat
Aber sie dürfte doch so lange (zäh)flüssig bleiben, bis die ersten Fragmente von oben wieder runter- und damit auf sie drauffallen oder irre ich hier.

Kommt auf die Menge und dicke der schmelze an. Außerdem darf man beim "rauffallen" nicht vergessen, dass wesentlich mehr dreck als meteorite auf die schmelze einregnet.

Offline MarkV

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1387
Re: ägyptisches Eisen
« Antwort #59 am: Juli 13, 2010, 08:21:51 Vormittag »
Hallo,
der Meteorit heisst nun offiziell "Gebel Kamil". TKW >1.6 Tonnen, tausende Fragmente. Es gibt mindestens ein Individual. Auf der US-Liste wurde gemutmasst, dass alle Stücke, die bisher gefunden wurden, direkt oben auf dem Sand lagen, da die Stücke eine Ober- und Unterseite aufweisen.

Metbull: http://tin.er.usgs.gov/meteor/metbull.php?code=52031

Grüsse,
Mark

 

   Impressum --- Datenschutzerklärung